Die Federn des Gänseflügels gilt es zu treffen. Foto: Merk Foto: Schwarzwälder Bote

Fasnet: Robin Auch gibt Einblicke in die Kunst des Klepfens / Möglichst eleganter Schwung führt zum Knall

Der Traum junger Klepfer ist der Aufstieg zum Rössle-Treiber. Neben guten Beziehungen braucht der Nachwuchsklepfer dafür eine große Ausdauer beim Peitschenknallen. Frei nach dem Motto: "Ein richtiger Klepfer kennt keinen Schmerz". Unser Reporter hat einen Selbstversuch gewagt.

Rottweil. Seit dem Abstauben an Dreikönig hallen Peitschengeräusche durch die Gassen der Stadt. Die Anwohner sind leidgeprüft. "Kann ich das auch erlernen?", fragte ich mich. Um das herauszufinden, habe ich mich mit Robin Auch im Geschäft seines Vaters, des Schuhmachers Karl-Heinz Auch, verabredet. Dort werden nicht nur die Peitschen hergestellt und verkauft, sondern es sind auch echte Rössle-Treiber dort, die sich Zeit dafür nehmen, mich an der Kunst des Klepfens schnuppern zu lassen.

"Viele Nachwuchsklepfer trainieren für das Wettspiel am kommenden Samstag, 23. Februar, und träumen davon, irgendwann ins Rössle zu kommen", sagt Bettina Auch beim Vor-Ort-Termin. Beim Narrensprung sind 27 von 9000 Narren in Rösslegruppen unterwegs. "Ziel des Klepfens ist es, die Feder auf dem Kopf des Rössle zu treffen", schildert Robin Auch. Der 28-Jährige hat, wie viele andere Klepfer, schon früh angefangen.

Bettina Auch zeigt mir zunächst die drei Komponenten, aus denen eine Peitsche, auch "Goaßl" genannt, besteht: Den Stock, den Lederriemen und den Zwick. Die Peitsche ist so konstruiert, dass ihre Masse zur Spitze hin immer geringer wird. Anhand des Lederriemens erklärt mir Bettina Auch das Energieerhaltungsgesetz, das den Zwick zum Klepfen bringt. In Überschallgeschwindigkeit geht die Energie durch den Richtungswechsel, bei dem die Peitsche eine Verzögerung erfährt, in einer Art Welle vom Leder auf den Zwick über, der dann klepft. Um diese Theorie praktisch zu bestätigen, gibt mir Robin Auch ein Peitschenmodell in die Hand.

Dann mache ich in der Gasse meine ersten Schwingversuche. Der Peitschenknall bleibt zunächst aus. Auch komme ich mir nicht sehr elegant vor bei der Ausführung des Schwungs. Das Timing beim Richtungswechsel ist entscheidend. Was bei geübten Klepfern so elegant und leicht aussieht, geht mir schwerer als erwartet von der Hand.

Doch dann knallt es zum ersten Mal. Nicht besonders laut, aber immerhin. Ich schaue mich um, ob es ein anderer Klepfer war. Nein, es war tatsächlich mein Zwick, der geklepft hat. Eine Feder könnte ich aber noch lange nicht treffen. Stattdessen wiederhole ich den Schwung von rechts nach links und umgekehrt und freue mich über jeden Knall. "Um ein richtiger Klepfer zu werden, braucht man viel Training und Willensstärke", erklärt mir ein erfahrener Rössle-Treiber. Mehrmals in der Woche trainieren die Klepfer für den großen Narrensprung, um die notwendige Kondition zu bekommen. Ein Patentrezept zum Klepfen gibt es nicht. Aber jeder hat mal klein angefangen.

Etwa eine Stunde stehe ich auf der Bruderschaftsgasse und schwinge die Peitsche. Den Traum vom Rössle träume ich dabei noch nicht. Aber jetzt verstehe ich, dass Klepfen nicht nur laut ist, sondern auch Spaß macht, wenn man die Technik etwas beherrscht. An Stil, Ausdauer und Lautstärke sollte ich aber noch arbeiten, um ein richtiger Klepfer zu werden. Mein Fazit lautet: Ja, man kann es lernen, und Übung macht den Meister.