Portrait: Hans-Josef Birner mit Bürgermedaille ausgezeichnet / Vielfältig ehrenamtlich engagiert

Im Rottenmünster oder Vinzenz-von-Paul-Hospital – wie es heute heißt – kennt er jeden Winkel. Viele Jahre war Hans-Josef Birner dort als stellvertretender Verwaltungsdirektor und später als Verwaltungsdirektor und Geschäftsführer tätig.

Rottweil. Das Rottenmünster und seine Geschichte haben das Leben von Hans-Josef Birner geprägt. In die ehemalige Klosteranlage hat er viele Jahre Zeit und Herzbut investiert – auch außerhalb der Dienstzeiten. Gestalten statt verwalten war stets sein Motto.

Für sein jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement beispielsweise zur Aufarbeitung der Geschichte des Rottenmünsters, seine Aktivität als Gründungsmitglied des Freundeskreises "Sommersprossen", des Fördervereins für psychisch Kranke, des Fördervereins "Kapuziner" und seine ehrenamtliche Tätigkeit im Bereich denkmalpflegerischer Aktivitäten wurde er am Sonntag beim Neujahrsempfang der Stadt von Oberbürgermeister Ralf Broß mit der Bürgermedaille ausgezeichnet (wir berichteten).

Wenn Hans-Josef Birner von "seinem" Rottenmünster erzählt, strahlen seine Augen. Vor 40 Jahren kam er mit seiner Familie aus Weiden in der Oberpfalz nach Rottweil. "Bei uns war damals bedingt durch den Eisernen Vorhang nichts los. Und hier hat es geboomt", begründet Birner die Entscheidung für Rottweil. "Außerdem gefällt mir die schwäbische Mentalität", sagt er augenzwinkernd.

Der damalige Klosterbetrieb sei ganz auf ihn zugeschnitten gewesen. "Ich würde wieder dort arbeiten", sagt er. Er habe jede Menge Raum für persönliche Entfaltung gehabt. Als er 1978 dort angefangen habe, habe er mit der Psychiatrie nichts zu tun haben wollen. Die Situation sei schwierig gewesen und er habe wieder wegwollen, erinnert er sich. Doch das habe sich schnell geändert.

"Schaust, dass es bessere Verhältnisse gibt."

Er habe sich alles vor Ort angeschaut, die Schlafsäle mit bis zu 20 Betten und alles andere. "Und dann habe ich schnell beschlossen, zu bleiben. Schaust, dass es bessere Verhältnisse gibt", habe er sich gesagt, und mit der Arbeit begonnen. Er habe vieles bewegen können. "Man braucht einfach gute Netzwerke", so beschreibt Birner sein Geheimrezept. "Man muss immer rechtzeitig informiert sein, was auf einen zukommt", verrät er.

Um so manches ermöglichen zu können, gründete er Fördervereine. Beispielsweise den Förderverein "Freundeskreis Rottenmünster", dessen Vorsitzender er noch immer ist, oder auch den Förderverein für psychisch Kranke. "Auf diesem Weg konnten wir so manchen Wunsch erfüllen."

Schnell lasse er sich für gute und schöne Dinge begeistern. So sei er nicht nur ein Freund schöner Musik und deswegen Gründungsmitglied im Freundeskreis "Sommersprossen", sondern er wollte mit den Sommersprossen-Konzerten im Rottenmünster auch die Mauer zu Fall bringen. "Wer ging damals schon freiwillig ins Rottenmünster?!" Das sei schwierig gewesen. Aber über die Jahre habe sich das geändert.

Sehr beeindruckt hat Hans-Josef Birner die Geschichte des Rottenmünsters, so dass er tiefer eingestiegen ist, sich in die alten Schriften und Formulierungen eingelesen und sie übersetzt hat. "Da gibt es ganz spannende Geschichten", sagt er lächelnd. Unter dem Titel "Vom Reichsstift Rottenmünster zum Vinzenz-von-Paul-Hospital" hat er geforscht, zusammengetragen und mehr als 4000 Teilnehmer bei 200 Führungen mit dem Thema begeistert. Wegen seines großen Engagements habe ihn der frühere OB Ulrich Regelmann auch als "Schultes vom Rottenmünster" bezeichnet.

1999 wurde ihm die Komtur-Würde des Päpstlichen Silvesterordens verliehen. Der Orden des Papstes wird für besonderes Engagement in katholischen Institutionen und aufgrund persönlicher Verdienste verliehen. Der Orden ist die höchste Auszeichnung, die der Papst in alleiniger Entscheidung an katholische Laien vergibt.

Dazu gehöre, so sagte es Oberbürgermeister Ralf Broß am Sonntag, dass sich der Träger eine Silvesteruniform schneidern sowie ein Silvesterschwert schmieden lassen und auf einem Pferd die Treppen zum Petersdom hinaufreiten dürfe. Hans-Josef Birner lacht. Einen Silvesteranzug habe er nicht und auch kein Schwert. Ein Pferd habe viele Jahre auf einer Koppel neben seinem Haus gestanden. Doch die Treppe zum Vatikan werde er wohl nicht heraufreiten. "Ich kämpfe nicht mit dem Schwert, sondern halte es wie die Psychiater: Ich kämpfe mit der Zunge."