Der Zirkus Charles Knie gastiert zurzeit in Rottweil. Mit dabei sind die Handstandartisten "Messoudi Brothers". Foto: Kübler

Handstandartist war bereits in 34 Ländern zu Gast. Kritik von Tierrechtsorganisation Peta.

Rottweil - Heute hier, morgen dort – dazwischen Vorstellungen. So sieht Soffien Messoudis Leben aus. Der Artist gehört zu der Gruppe, die in der Show vom Zirkus Charles Knie zu sehen ist.

Messoudi sitzt vor dem großen roten Zelt auf dem Rottweiler Festplatz am Stadion. Er trägt sein Zirkus-Outfit: eine weiße Hose mit blau-schwarzen Streifen, kein Oberteil. Der junge Mann ist stolz auf seinen athletischen Körper, mit dem er Kunststücke vollführen kann. Zwei, drei Stunden trainiert Messoudi jeden Tag, damit er für die Auftritte der "Messoudi Brothers" fit ist.

Seine Brüder, sein Vater und er selbst sind Handstandartisten. Die vier bilden mit ihren Körpern Formen und werden zu "lebenden Skulpturen". Auch eine Jonglage gehört zu ihrem Repertoire.

Mit der Nummer reihen sich die Männer in Programmpunkte wie Tierdressur, Clowncomedy, Gesang, Tanz, Trapezkunst, Schlangenmensch- sowie Rollschuh- und Trampolinartistik ein. Das Ensemble des Zirkus kommt aus der ganzen Welt, etwa aus Ländern wie Russland, Ecuador oder England.

Die Artistik hat Messoudi bereits als Kind von seinem Vater beigebracht bekommen. Messoudi ist in Australien aufgewachsen, auch wenn sein Vater ursprünglich aus Marokko und seine Mutter aus England stammen. In seiner Kindheit und Jugend war die Familie immer unterwegs, von einem Auftritt zum nächsten. Statt in einer Schule wurden er und seine Brüder deshalb von ihrer Mutter unterrichtet. Und als er alt genug war, machte er bei Auftritten mit.

Bei Shows in Australien ist es dann nicht geblieben. 34 Länder der Welt hat Messoudi schon gesehen. Die Artisten wechseln alle paar Jahre ihre Anstellung, machen bei anderen Zirkussen, Varietés oder Veranstaltungen mit. So hat Messoudi inzwischen auch 1000 Freunde auf Facebook – alles Zirkuskünstler. Und auch wenn die Menschen um ihn rum alle paar Jahre wechseln, meint er: "Wir sind wie eine große Familie."

Reiz des permanenten Ortswechsels

Der Artist kann sich sein Leben nicht anders vorstellen. Er findet den permanenten Ortswechsel reizvoll. "Man lernt so viel, auch über Kultur", sagt er. Es sei schön, die ganze Welt kennenzulernen.

Allein diese Saison macht der Zirkus Knie mit seinen 92 Mitarbeitern und Artisten in 47 Städten Halt. Zeit sich die Orte anzuschauen, bleibt da nicht immer. Auch in Rottweil ist der Zeitplan eng. Am Montag wurde das Zelt aufgebaut, am Dienstag gab es zwei Shows zu sehen, am Mittwoch ist es nur noch eine um 16 Uhr. Einen kurzen Abstecher in die Innenstadt macht Messoudi in Rottweil dennoch. Er braucht noch ein Geschenk für seine Schwägerin, sie hat Geburtstag.

An jede Stadt, in der er aufgetreten ist, kann sich Messoudi indes nicht mehr erinnern, im Ländervergleich gefällt ihm jedoch Deutschland am besten. Hier würde das Zirkus-Gewerbe "respektiert" und geschätzt, erklärt er. Hier zu bleiben ist für Messoudi dennoch nur der Plan B, wenn der Beruf körperlich nicht mehr möglich sein sollte. Denn was er besonders am Zirkusleben schätzt: "Es bringt einen durch die ganze Welt."

  Mahnwache 2015

Beim Gastspiel des Zirkus Charles Knie in Rottweil vor zwei Jahren haben Tierschützer mit einer Mahnwache gegen die Arbeit mit Tieren protestiert. Dieses Jahr bleibt es bisher ruhig.  

Aktuelle Vorwürfe

Die Tierrechtsorganisation Peta hat im Internet eine Pressemitteilung veröffentlich. Darin heißt es, der Zirkus gastiere in Rottweil mit "zahlreichen Wildtieren wie Seelöwen, Zebras und Kängurus". Diese Tiere würden einer regelrechten "Stresstournee" ausgesetzt. Der Zirkus verbringe im Schnitt lediglich vier Tage an einem Ort, mit jeweils nur einem Tag Pause zwischen den Gastspielen. "Die ungewöhnlich hohe Frequenz an Ortswechseln und die damit einhergehenden langen Standzeiten auf Transportern zeigen, wie rücksichtslos der Zirkusbetrieb mit den rund 100 Tieren umgeht", heißt es weiter. Peta appelliere an die Kommunalpolitiker, Zirkusbetriebe mit Wildtieren zumindest auf kommunalen Flächen nicht mehr zuzulassen. Peta hoffe, dass auch Rottweil ein kommunales Wildtierverbot beschließt.   Stellungnahme des Zirkus

Der Zirkus erklärt in einer Stellungnahme, die Kritik von Peta entbehre jeglicher Grundlage. "Sämtliche Aussagen zur Haltung und Dressur der Tiere sind frei erfunden", heißt es in der Stellungnahme. Allein schon die falsche Aufzählung der Tiere – der Zirkus führe keine Seelöwen mit sich – zeige, dass Peta nicht seriös informiere. Es gehe den Tieren sehr gut, sie würden außerdem in jeder Gastspielstadt von Veterinären kontrolliert. Zudem stammten alle Tiere aus Zuchten. Sie seien nicht in freier Wildbahn gefangen worden. "Diese Tiere kennen die freie Wildbahn nicht und kämen auch nicht dort zurecht."