Chester hat schon einiges durchgemacht. Er sucht dringend ein Zuhause. Foto: Tierheim

Hund sitzt am längsten von allen im Rottweiler Tierheim. Durch schlimme Erlebnisse geprägt.

Kreis Rottweil - Freud und Leid liegen bekanntlich dicht beeinander: Als wir vor rund vier Wochen an dieser Stelle aus dem Rottweiler Tierheim über das Schicksal von Kater "Agent K." berichtet haben, fand dieser zur Freude aller schnell ein neues Zuhause. Ein weiteres Sorgenkind des Tierheims konnte dem "Auszug" von Agent K. jedoch nur traurig zuschauen: Hund "Chester" sitzt am längsten von allen im Heim.

Wer den süßen "Cattledog-Mischling" sieht, ahnt nicht, welch schweres Schicksal er hinter sich hat. Die Mitarbeiter im Tierheim hoffen inständig, dass sich endlich ein Platz für ihn findet: "In den richtigen Händen ist ein ganz sensibler und feinfühliger Kerl und absolut treuer Begleiter."

Leider war der vierjährige Chester in seinem jungen Leben schon in vielen falschen Händen. Als Welpe wurde er einfach in eine Mülltonne geschmissen, danach geriet er zweimal an die falschen Menschen und wurde schlecht behandelt.

"Irgendwann hat er sich gewehrt und zugebissen", berichtet Tierheimleiterin Karen Fischer. Seit mehr als zwei Jahren sitzt Chester nun schon im Tierheim, also über die Hälfte seines Lebens. Eine Zeit lang hatte sich eine nette Frau seiner angenommen und ihn täglich zum Spaziergang und zum Üben abgeholt, doch sie kommt nicht mehr.

Chester braucht jetzt jemanden, der ihn versteht und akzeptiert, denn es ist wie oft auch bei den Menschen: Seine schlechten Erfahrungen in den ersten Jahren haben ihn geprägt. "Chester hat seinen eigenen Kopf", betont Karen Fischer. Er kann sehr lieb und anhänglich sein, macht aber auch gerne Blödsinn – und wenn es um sein Fressen oder sein Bettchen geht, verstehe er keinen Spaß. Auch im Tierheim habe er da schon "Theater" veranstaltet.

Weil er zu Beginn des Jahre empfindlich auf Berührungen reagierte, ließ ihn das Tierheim durchchecken, woraufhin Borreliose bei ihm festgestellt wurde. Seiher wird er behandelt, in der Hoffnung, dass die Medikation gut anschlägt.

Dennoch: Alle, die Chester kennen, sagen, dass großes Potenzial in dem aufgeweckten Kerl steckt. Erfahrene Hundekenner, die eine Pflegestelle oder gar einen Dauerplatz für ihn hätten, wären ein Glücksfall. "Er ist gelehrig, kann Sitz, Platz, Pfote, und auf dem Hundeplatz wäre er bestimmt gut aufgehoben. Da kann er sich richtig auspowern und die Bindung zwischen Mensch und Hund wird gestärkt", so Karen Fischer. Familien mit Kindern kämen allerdings für ihn nicht in Frage.

"Wir hoffen einfach auf die richtigen Menschen, die Erfahrung und vor allen Dingen Geduld mitbringen", sagt sie. "Chester hätte es mehr als verdient. Jeden Tag, den er länger im Tierheim sitzt, verschwindet bei ihm ein kleines Stück Lebensmut."

Weitere Informationen: Tierschutzverein Rottweil, Telefon 0741/1 39 59