Sowohl beim Kanal der Dreherschen Mühle, dem ehemaligen Kameralamt, als auch bei der neuen Jugendherberge kämpft der Geschichts- und Altertumsverein für die Erhaltung des historischen Charakters. Foto: Schütz/Otto

Geschichts- und Altertumsverein rekapituliert spannende Projekte des Sanierungsbeirats.

Rottweil - Im Rahmen der Hauptversammlung des Rottweiler Geschichts- und Altertumsvereins stand der Jahresbericht aus dem städtischen Sanierungsbeirat auf der Tagesordnung – und damit die Erfolge und Misserfolge beim Erhalt historischer Bauten.

Wie viele der Rottweiler Sanierungsprojekte, die Jürgen Mehl Revue passieren ließ, war auch der geplante Glasanbau des ehemaligen Dominikanerinnenklosters, das künftig als Jugendherberge dienen soll, ein vieldiskutiertes Thema in der Öffentlichkeit. Mehl verkündete, die neue Jugendherberge sei mittlerweile eine "runde Sache". Der Vereinsvertreter im Sanierungsbeirat konnte einige Änderungen des gläsernen Vorhabens aufzeigen, die man erreicht habe – unter anderem das Zurücksetzen der Glasfront auf Höhe der Eingangstür. Dennoch sei er vom Vorherrschen gläserner Elemente in der Rottweiler Innenstadt nicht begeistert, die "wohl langsam zur Regel" würden.

Charakter der Stadt erhalten

Auch für die Drehersche Mühle, deren Wehr abgerissen und Kanal aufgefüllt werden sollte, was das Ende der 700-jährigen Rottweiler Mühlengeschichte bedeutet hätte, konnte ein Teilerfolg erzielt werden: "Nach langem Kampf bleibt nun der Kanal bestehen, und das Mühlrad dreht sich weiter", erklärte Mehl. "Damit wird ein Stück Mühlengeschichte am Leben gehalten." Mehl betonte, dass es sich bei der Arbeit des Vereins nicht um einen "Kampf um des Kampfes willen" handele, sondern man Dinge erhalten wolle, die sonst unwiederbringlich verloren gingen, sowie darum, den Charakter der Stadt zu erhalten.

Als "neue Plage" bezeichnete er die Brandschutzbestimmungen, dank derer eine Feuertreppe an der Außenseite des ehemaligen Kameralamts und jetzigen Staatlichen Lehrerseminars vorgesehen war, ähnlich derer an der Musikschule. Glücklicherweise sei im Gespräch, die dortigen großen Veranstaltungen auszulagern, so dass ein weiteres Konstrukt dieser Art verhindert werden könne.

Im Gespräch bleibt ebenfalls noch die Einziehung der öffentlichen Wegefläche "Weihergässle" durch die Stadt, mit dem Weiherweg als letztes Überbleibsel des ehemaligen Ensembles Löschweiher, Weihermeisterhäusle, Weiherweg und Weihergässle.

Auch die zunehmende Zahl von Gauben auf den Hausdächern benannte Mehl als Problem für das Rottweiler Stadtbild. Auf einem Gebäudedach an der Hauptstraße wurden beachtliche sieben Gauben bewilligt – entgegen der Gestaltungssatzung, wie er betonte. Darüber hinaus vermisse man seit deren Umbauten die alten historischen Wirtshausschilder des Gasthaus "Löwen" sowie das "Waldhorn"-Schild des griechischen Restaurants "El Greco".

Ebenso vermisst wurden bei der Versammlung Gemeinderäte und die "oberste Leitung der Stadt". Karl Lambrecht und Wolfgang Vater wiesen darauf hin, dass der Verein einen großen Teil des Stadtmarketings betreibe und dies anders honoriert werden sollte – zumindest durch einen Besuch der Versammlung. Lambrecht betonte das große Kapital der alten Stadt und forderte diesbezüglich ein Umdenken seitens der Stadt, die ihre Geschichte allzu oft vernachlässige.

In diesem Rahmen könnte wohl, so Mehl, auch das Haus Schlachthofstraße 2 bald zum Thema im Sanierungsbeirat werden: das Gebäude, welches einst Rottweils Gefängnis war, soll von der Stadt im Zuge des Projekts "Nägelesgraben" abgerissen werden.