Bei Radwelt Meßmer (Bild) und Fahrrad Kaiser boomt das E-Bike-Geschäft. Die Grünen sehen Handlungsbedarf im Rottweiler Radverkehr. Foto: Schmidt Foto: Schwarzwälder-Bote

Verkehr: Räder mit Motorunterstützung sind auch in Rottweil gefragt / Handlungsbedarf im Stadtgebiet

Das E-Bike boomt, behauptet die grüne Gemeindefraktion und forderte die Stadt Rottweil dazu auf, für Klarheit in der Radverkehrsförderung zu sorgen. Die Rottweiler Fahrradhändler stimmen dieser Einschätzung zu.

Rottweil. Sowohl bei Fahrrad Kaiser wie Radwelt Meßmer boomt das Geschäft. Allerdings gibt es nur bei den E-Bikes einen Aufschwung. Insgesamt betrachtet sei die Stückzahl im Verkauf von Fahrrädern nicht gestiegen, sagt Magnus Meßmer. Stefan Kaiser berichtet sogar von leicht rückläufigen Verkaufszahlen, da der Kauf von normalen Fahrrädern deutlich zurückgegangen sei und der hohe Kaufpreis für ein E-Bike die Entscheidung erschwert. Ist die Forderung der grünen Gemeindefraktion dann überhaupt gerechtfertigt?

Plötzlich werden auch bergige Ziele attraktiv

Der Analyse von Stefan Kaiser, Geschäftsführer von Fahrrad Kaiser, ist zu entnehmen, dass sich durch den Boom der E-Bikes sehr viel mehr Fahrräder auf öffentlichen Straßen bewegen. Beim normalen Radfahrern stehe das Fahrrad nicht selten über Monate oder gar Jahre in der Garage.

Mit dem E-Bike hingegen würden bisherige Fahrradmuffel nicht nur ausgedehnte lange Ausflüge in die Natur unternehmen, sondern es auch als tägliches Beförderungsmittel durch die Stadt nutzen. "Zudem erkunden sie nun auch bergige Ziele", sagt Kaiser schmunzelnd. Zum Entsetzen alteingesessener und topfitter Mountainbiker. Je länger die Fahrt nach oben dauert, umso sicherer könnten sie sein, dass sie von einer älteren Dame auf einem E-Bike abgehängt werden.

Der Siegeszug der E-Bikes begann verhalten. Vor etwas mehr als zehn Jahren kamen die ersten Elektrofahrräder auf den Markt. In Rottweil wurden sie 2009 auf dem Energietag in der Oberen Hauptstraße vorgestellt. Die Zielgruppe waren damals Ältere und Herzpatienten, sagt Kaiser. Die Reichweite war zwar gering, aber die E-Bikes ermöglichten eine Mobilität, die auf Interesse stieß. Der weitere Prozess war zäh, erinnert sich Kaiser. Das eher altbackene Gefährt stand für viele im Widerspruch zur sportlichen Herausforderung eines Fahrrads. Das änderte sich, als Motor und Akku im Mountainbike verbaut wurde.

Der Name E-Bike ist inzwischen in aller Munde. Korrekt sei er aber nicht. Nicht das E-Bike sei der Verkaufsschlager, sondern das Pedelec. Im Gegensatz zum E-Bike muss beim Pedelec das Pedal getreten werden. Bei einer Geschwindigkeit über 25 Kilometer pro Stunde hört die Unterstützung durch den Motor auf und fordert die Muskelkraft. Noch deutlicher wird es am Berg. Der Schub scheint Flügel zu verleihen, aber wer es schneller mag, spürt die sportliche Anstrengung.

Auf die Forderung der grünen Fraktion nach einem neuen Gesamtkonzept im Rottweiler Radverkehr reagiert die Verwaltung verhalten. Bei einer Fragebogenaktion des Arbeitskreises RadKultur der lokalen Agenda 21 hagelte es in Punkto Sicherheit miserable Noten. Es sei der Stadtverwaltung bewusst, dass im Bereich des Radwegenetzes Handlungsbedarf bestehe, so Pressesprecher Tobias Hermann. Aufgrund der beschränkten Kapazitäten einer Kommune könnten die Probleme aber nicht von heute auf morgen gelöst werden.

Auf den Wink nach steigenden Fahrraddiebstählen verweist Hermann auf abschließbare Fahrradboxen beim Norma, in denen auch teure E-Bikes sicher verwahrt werden könnten. Würden Straßenzüge in Rottweil erneuert, würde gleichermaßen Fahrradständer angebracht, wie zuletzt in der Engelgasse. Hermann betont, dass die Stadt Rottweil in den vergangen Jahrzehnten "durchaus in die Radwegeinfrastruktur investiert und für Radfahrer so gut es ging geschützte Bereiche ausgewiesen" habe. Darüber hinaus unterstütze die Stadt die Initiative "Rad-Paradies" der Landkreise Rottweil und Schwarzwald-Baar. 2011 wurden Elektro-Fahrräder im Dominikanermuseum zur Leihe angeboten. Allerdings auch wieder eingestellt, weil nur wenig Interesse bestanden hätte. Stattdessen werde jetzt auf die Ausleihmöglichkeiten bei den beiden örtlichen Radgeschäften verwiesen.

Die ENRW ist auf den E-Bike-Boom vorbereitet. Erst diese Woche wurden Gespräche geführt, wie die E-Bike-Ladestation, die vor fünf Jahren beim Aquasol aufgestellt wurde, an einem weiteren Standort besser platziert werden könnte, sagte Pressesprecher Jochen Schicht.