Die Idylle trügt: Recht turbulent geht es im Landgericht Rottweil während des "Black Jackets"-Prozesses zu. Foto: Palik

23-Jähriger will kein Rocker-Präsident gewesen sein. "Black Jackets"-Mitglieder sorgen für Aufruhr.

Kreis Rottweil - Ein großes Durcheinander herrschte beim Fortsetzungstermin im Prozess gegen einen vermeintlichen Präsidenten der "Black Jackets" vor dem Landgericht Rottweil. Sechs Mitglieder der Vereinigung erschienen, zudem ging der Feueralarm los.

Der Angeklagte schweigt, lässt aber seinen Verteidiger sprechen: Dieser verlas beim Fortsetzungstermin gegen einen vermeintlichen "Black Jackets"-Präsidenten aus Stuttgart am Donnerstag eine Erklärung seines Mandanten. Der 23-Jährige soll laut Anklage den ihm untergeordneten Rottweiler Mitgliedern der Rocker-Vereinigung die Erlaubnis für einen Anschlag auf das Clubhaus der verfeindeten "United Tribuns" in Deißlingen-Lauffen gegeben haben.

Die Aussage des jungen Mannes unterschied sich allerdings deutlich von denen der acht Täter. Sie waren für den Brandanschlag bereits in einer früheren Verhandlung verurteilt worden. In der Erklärung schilderte der Angeklagte die Hierarchie der "Black Jackets" und beschrieb seine Position zu der Zeit der Tat.

Er sei im Jahr 2008 über Freunde zu einer Gruppierung, die nicht hierarchisch aufgebaut gewesen sei, gekommen. Deren Mitglieder seien am Jahresende beinahe alle zu den "Black Jackets" gewechselt, so auch er. In dieser streng hierarchisch aufgebauten rockerähnlichen Vereinigung hätten dann ein Präsident und ein Vizepräsident gewählt werden müssen. Der Angeklagte stand seiner Erklärung nach allerdings für keines der Ämter zur Wahl.

2009 sei der Präsident des Stuttgarter Chapters, so nennen sich die Untergruppen, verhaftet worden, im Jahr darauf auch dessen Stellvertreter. Die "Members", also Mitglieder, entschieden in der Folge, wer diese Posten übernehmen sollte. Wieder nicht der Angeklagte, teilte dessen Verteidiger mit.

Im Laufe des nächsten Jahres seien etliche Mitglieder der "Black Jackets" verhaftet worden, weshalb der heute 23-Jährige plötzlich einer der "Dienstälteren" gewesen sei und ihm die anderen mit Respekt begegneten. Präsident allerdings sei er auch jetzt nicht gewesen.

Zum Anschlag erklärte der Angeklagte, dass am Tattag acht Mitglieder des Rottweiler Chapters im Clubhaus in Stuttgart aufgetaucht seien. Einer davon habe von einem Vorfall berichtet, der sich am Tag zuvor ereignet hatte. Dabei sei er von den "United Tribuns" schwer gedemütigt worden. Sein Anliegen sei Rache gewesen, und dafür habe er Hilfe von den Stuttgarter Kollegen angefordert – die diese ihm aber verweigert hätten. Der Vorschlag aus Stuttgart sei gewesen, sich von Mann zu Mann am Widersacher zu rächen. Die anderen Mitglieder solle er heraushalten, weil diese teilweise auf Bewährung in Freiheit waren. Kurz danach, so der Angeklagte, hätten sich die Rottweiler verabschiedet.

Rottweiler führen Anschlag laut Aussage ohne Erlaubnis aus

Laut Aussage erfuhren die Stuttgarter dann jedoch, dass trotz allem ein Anschlag auf das Clubhaus der "United Tribuns" stattgefunden hatte.

Daraufhin habe man die Rottweiler erneut zu sich eingeladen, diese seien jedoch nicht erschienen. Der Präsident des hiesigen Chapters sei sogar abgetaucht und nicht mehr erreichbar gewesen. Zur Strafe entschieden sich die "Black Jackets" aus der Landeshauptstadt, die Rottweiler Gruppe aufzulösen.

Während der Verlesung der Erklärung betraten gestern sechs Männer in schwarzen Jacken – die Polizei hatte sie zuvor kontrolliert – den Rottweiler Gerichtssaal. Sie setzen sich in die Zuschauerreihen. Für die Anwesenden waren die Neuankömmlinge leicht als "Black Jackets"-Mitglieder zu erkennen, was für Unruhe im Saal sorgte.

Weiteren Trubel verursachte ein Feueralarm, der während einer kurzen Pause losging. Daraufhin mussten alle Anwesenden das Gebäude kurzzeitig verlassen.

Die Verhandlung wurde erst mit Verspätung fortgesetzt: Die Polizei hatte Verstärkung angefordert wegen der "Black Jackets"-Mitglieder. Erst als diese eingetroffen war, ging es mit einer Zeugenvernehmung weiter. Bei dem Zeugen handelte es sich nach Angaben des Angeklagten um den Präsidenten des Rottweiler Chapters.

Offensichtlich war außerdem zuvor bei einem der eingetroffenen Rocker ein Messer gefunden worden. Um die Zeugen vor möglichen Bedrohungen nach ihren Aussagen zu schützen, schloss das Gericht die Öffentlichkeit von der Vernehmung aus.

Die Verhandlung wird am 28. Januar fortgesetzt.