Natur: Nagetier knabbert Bäume am Kanal an / Population wieder steigend
Der Sportplatz an der Au vor den Toren Rottweils ist ein idyllisches Plätzchen. Der Rasenplatz liegt als Insel zwischen Kanal, Neckar und der Verbindung der beiden Ströme, umrahmt von Bäumen, Gebüsch und Felsen.
Rottweil. "Ein richtig schönes Plätzchen", findet Alwin Schuler. Er ist Übungsleiter beim TV Rottweil und kümmert sich mit seinen Sportkollegen um die Pflege des Platzes. Doch nicht nur die Sportler genießen die Idylle dort: Auch der Biber fühlt sich am Kanal pudelwohl.
Ein angenagter Baum mit mehreren dicken Spänen lässt sich im Gebüsch am Ufer ausmachen – ein typisches Zeichen für Biber. Allem Anschein nach möchte er damit einen Damm im Kanal bauen. Gesehen hat ihn noch keiner der Sportler – die Chancen darauf, ein Tier zu Gesicht zu bekommen, stehen am Abend und nachts besser.
Der Biberbeauftragte des Landkreises, Gerhard Jäckle, bestätigt Schulers Vermutung. Die Späne seien zu groß für Bisamratten – da kann nur ein Biber am Werk gewesen sein.
Nachdem der Großnager 1856 in Deutschland als ausgerottet galt, wurde Ende der 1970er-Jahre ein Ansiedlungsprogramm gestartet, weiß der Experte. "Es gibt ein paar Biberfamilien im Landkreis, gerade entlang der Eschach." Das sei deshalb erfreulich, weil der Biber durch seine Aktivitäten am Bach Lebensraum für andere Tiere schaffe wie Frösche, Salamander oder Fischarten, erklärt Gerhard Jäckle.
Auch Alwin Schuler freut sich über den Gast am Sportplatz. "Das belebt unsere Natur", findet er und berichtet, dass sich gelegentlich auch Wildschweine am Gelände herumtreiben.
Doch nicht alle sind Fan der Nager. Durch das Annagen und Fällen von Bäumen fühlen sich Förster oder Obstbauern gestört. Gelegentlich verursachen die Dämme der Biber sogar Überschwemmungen von Feldern oder Gebäuden. Hier kommt dann der Biberbeauftragte ins Spiel. Er ist quasi der Vermittler zwischen Mensch und Tier. Baut ein Nager einen Damm an einer ungünstigen Stelle, leitet der Biberbauftragte Maßnahmen ein, damit es keine Überschwemmung gibt. Ebenso ist er für den Schutz von Bäumen zuständig, die der Biber besser nicht anknabbern sollte.
Wenn der Biber sich ein Revier ausgesucht hat, dann bleibt er da auch erst mal wohnen, weiß Jäckle. Die Tiere leben monogam, jede Familie hat ihr eigenes Revier. Wenn die Jungtiere etwa drei Jahre alt sind, werden sie weggeschickt und suchen sich in einigen Kilometern Entfernung ein eigenes Revier.