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Neuer Pächter plant ehrgeiziges gastronomisches Konzept. Eröffnung im März 2020.

Rottweil - Die Erleichterung und die Vorfreude steht allen Beteiligten ins Gesicht geschrieben: Der Pachtvertrag für die Villa Duttenhofer ist unterschrieben. Marco Koch, Chef der Waldschenke in Schömberg, stellte bei der Unterzeichnung am Mittwoch im Alten Rathaus seine ehrgeizigen Pläne vor.

Im März 2020 – dass es noch so lange dauert, ist für viele wohl eher enttäuschend – wird Koch "Die Villa" an der Königstraße offiziell eröffnen. Sein Konzept: umfangreich und ambitioniert. Zu jeder Tageszeit soll den Gästen dort etwas geboten werden: Frühstück, Mittagessen, Businesslunch, Kaffee und Kuchen, Barbetrieb, Abendessen und Events, drinnen und draußen, in ganz unterschiedlichen Bereichen, in denen sich jeder wohlfühlen soll, wie Koch betonte – sowohl beim den schnellen Espresso an der Bar, als auch beim gepflegten Abendessen oder beim Cocktail im Lounge-Bereich.

"Ich habe mich sofort in das Objekt verliebt"

Marco Koch (im Bild vorne rechts bei der Unterzeichnung mit Frank Dörflinger von der Activ-Group, dahinter von rechts Bürgermeister Christian Ruf, OB Ralf Broß und Projektmanager Walter Möck) ist Feuer und Flamme für das Projekt: Vor einem Jahr, als er daran gedacht habe, sich unternehmerisch zu vergrößern, habe seine Mutter ihm geraten, sich die Villa in Rottweil anzuschauen. "Und ich habe mich sofort in das Objekt verliebt". Rottweil sei "der Hammer" – eine Einschätzung, die Oberbürgermeister Ralf Broß mit breitem Lächeln genüsslich zur Kenntnis nahm.

Der 32-jährige Koch sieht in der Stadt, vor allem in Verbindung mit Testturm, Hängebrücke und dem "aufstrebenden Flair" großes Potenzial. Das muss er auch: Der Pachtvertrag ist für die nächsten zwölf Jahre unterzeichnet – etwaige Kündigungsmodalitäten habe man gar nicht erst festgelegt, so Frank Dörflinger, der Investor Andreas Dünkel und die Activ-Group bei der Unterzeichnung vertrat. Dieses Projekt sei langfristig angelegt, alles andere, das sagt auch Marco Koch, mache keinen Sinn. Wie er betont, werde die "Waldschenke" am Schömberger Stausee mit dem gleichen Elan weitergeführt.

Fast ein Jahr lang wurde nun am Vertrag und den Bedingungen getüftelt. Am gastronomischen Konzept hängt der ganze Innenausbau – und umgekehrt. "Zu den 4,2 Millionen an Investitionen kommt für den Innenausbau nochmals eine runde Million", macht Dörflinger die Dimensionen deutlich. Koch habe klare Vorstellungen gehabt, berichtet Projektmanager Walter Möck von der Activ-Group, was ein Zeichen für seine große Erfahrung und die Ernsthaftigkeit des Unterfangens gewesen sei. Und beide Seiten betonen, man habe teilweise hart, aber immer ehrlich und fair verhandelt.

Ansprechender Eindruck

Das Ergebnis der Verhandlungen macht, zumindest was die Entwürfe angeht, einen sehr ansprechenden Eindruck. Das Berliner Architekturbüro "unit-berlin" zeichnet für das Konzept verantwortlich und gestaltet den Innenausbau. Geschäftsführer Hinnerk Dedecke betonte, dass "Dynamik" in den ganzen Gastronomiebereich einziehen soll. Der Glasanbau ist in mehrere Bereiche untergliedert, zentral befindet sich der klasische Dinner-Bereich. Ziel sei "ein respektvoller Umgang mit dem Gebäude in moderener Intepretation". Überraschend: Die Gartenbewirtung nimmt großen Raum ein, verschiedene Gestaltungselemente, Holztreppen und ähnliches sind geplant.

Küchenchef ist Andreas Görgmayr, den Marco Koch aus seiner Lehrzeit in München kennt. Geboten werde eine "regionale, authentische Küche mit modernen Einflüssen aus aller Welt. Das weitere erforderliche Personal zu finden – allein sechs Köche werden gebraucht – wird, das räumt er ein, noch eine besondere Herausforderung.

Viele Rottweiler haben schon gar nicht mehr zu träumen gewagt, dass in die Villa wieder Leben einzieht – zu lange schon geht das Ringen und Rätseln um den Fortbestand und die neue Nutzung der altehrwürdigen Immobilie. Das denkmalgeschützte Gebäude wurde der Stadt einst vom Industriellen Max Duttenhofer überlassen. Und es ist und bleibt weiterhin in Besitz der Stadt. 2015 wurde mit Investor Andreas Dünkel, in dessen Hintergrund die Activ-Group steht, ein Erbbaurechtsvertrag unterzeichnet – mit dem Ziel der umfangreichen Sanierung und Verpachtung an einen Gastronomen. Lange passierte nichts, in den vergangenen zweieinhalb Jahren gingen dann Sanierung und die Realisierung eines großen Glasanbaus über die Bühne.

Vier lange Jahre, in denen Bürger und Stadträte teilweise ungeduldig wurden, schließlich ist der Ruf nach weiterer Gastronomie in Rottweil inzwischen unüberhörbar. Nicht nur die Bürger, auch die vielen Tagestouristen vermissen ein weiteres Angebot.

Das rückt nun in Sichtweite. Oberbürgermeister Ralf Broß zeigte sich am Mittwoch hoch erfreut über die Vertragsunterzeichnung mit Koch. Er freue sich riesig, das "Geheimnis" nun lüften zu können. Broß erinnerte daran, dass die Stadt zunächst selbst versucht habe, einen Pächter für die Villa zu finden. Schnell habe man gemerkt, dass man die Vorleistungen gar nicht stemmen könne. Im Zuge der Zusammenarbeit an der Jugendherberge 2013 sei dann Dünkels Interesse an der Villa geweckt worden. Man habe investiert, obwohl der Pächter noch nicht feststand, sei damit "volles Risiko gegangen", so Frank Dörflinger.

Marco Koch ist seit 13 Jahren in der Gastronomie, leitet die Waldschenke in dritter Generation und hat auf der ganzen Welt – unter anderem als Steward auf der MS Deutschland – Erfahrungen gesammelt. Er bittet die Rottweiler nun noch um etwas Geduld, bis "die Villa" endgültig ihre Türen öffnet.