Kräuter und Blumen liegen zur Segnung am Marienaltar in der Kapellenkirche. Foto: Hildebrand Foto: Schwarzwälder-Bote

Kräuterweihe: Himmelfahrtsbrauch seit dem Mittelalter

Rottweil (hil). Am Fest Maria Himmelfahrt werden in den katholischen Kirchen vielerorts auch heute noch "Kräuterbuschen" geweiht.

Und deshalb haben an diesem Festtag auch in Rottweil etliche Gläubige Kräuter und Blumen in die Kapellenkirche gebracht, um sie von Dekan Martin Stöffelmaier segnen zu lassen.

Der Brauch geht bis ins zehnte Jahrhundert zurück. Hildegard von Bingen hat aus der Zeit um 1150 Schriften hinterlassen, in denen sie auf den Zusammenhang zwischen seelischem Wohlbefinden und körperlichem Wohlsein hinweist. Sie befasste sich mit der Wirkung von Nahrungsmitteln, Kräutern und Gewürzen auf die Gesundheit. Vielen Menschen ist die Heilkraft bestimmter Kräuter bekannt. Sie werden gesammelt und getrocknet, um dann zu Tees oder anderen Essenzen mit heilender Wirkung verarbeitet zu werden. Selbst im Amazonas-Urwald studieren Ethnobotaniker systematisch die Heilkräfte der Regenwald-Pflanzen, um sie der modernen Medizin zugänglich zu machen.

Naturheilkunde und "Hildegardmedizin" stehen hoch im Kurs. Deshalb ist dieser Brauch der Kräutersegnung auch heute noch hochmodern. Im Segensgebet der Kirche heißt es: "An ihrem Fest danken wir dir für alle Wunder deiner Schöpfung. Durch die Heilkräuter und Blumen schenkst du uns Gesundheit und Freude."

Die Kirche vertraut auf die Heilszusage Gottes, dass er alles heilen wird, was darniederliegt. Der Dank und die Bewunderung von Gottes Schöpfung stehen im Mittelpunkt. Dies kann in einer Zeit, in der die Erde samt ihren Pflanzen und Tieren am meisten durch das fehlerhafte Eingreifen des Menschen leidet, nicht falsch sein.