Der Trend- und Zukunftsforscher Matthias Horx erklärte seine Ideen zur progressiven Provinz in der Stadthalle. Foto: Graner Foto: Schwarzwälder Bote

Vortrag: Trend- und Zukunftsforscher Matthias Horx referiert

Rottweil. Rottweil ist im Aufbruch. Mit Testturm, dem Bau der Hängebrücke und der Justizvollzugsanstalt sowie der Bewerbung um die Landesgartenschau ist Rottweil längst in die Zukunft aufgebrochen. Der Vortrag des Trend- und Zukunftsforschers Matthias Horx in der Stadthalle dürfte der Aufbruchstimmung noch einen zusätzlichen Schubs verliehen haben, wenngleich Horx kein "Zukunftsrezept" im Gepäck hatte, wie sich das mancher vielleicht gewünscht hätte.

Oberbürgermeister Ralf Broß betonte in seiner Begrüßung, dass Rottweil von der Römerstadt über die Reichsstadt bis hin zum Rottweil der Gegenwart heute tatsächlich an der Schwelle zu einer neuen Epoche stehen könnte. "Eine Epoche, in der bürgerschaftlicher Gemeinsinn, die Kreativität der Menschen, moderne Technologien und die hohe Lebensqualität im ländlichen Raum eine dynamische Verbindung eingehen".

In seinem Vortrag, der den Titel "Die Progressive Provinz" trug, erläuterte Matthias Horx, dass der Megatrend der Urbanisierung, das heißt die Abwanderung in die Metropolen, eindimensional betrachtet werde. "Auch in der Provinz entsteht Zukunft". Der ländliche Raum sei keineswegs dem Untergang geweiht. Gerade Rottweil habe eine Menge Potenzial.

Doch die Gedanken an die Zukunft würden vielen Menschen Sorgen bereiten. "Wenn man aber Ängste und Probleme füttert, dann werden sie immer größer", so Horx. Wichtig sei von der Zukunft her ins Jetzt zu schauen. "Wir finden für alles eine Lösung, wenn wir jenseits der alten Verbitterung denken". Man dürfe nicht an alten Dingen festklammern, sondern benötige Visionen. Die Bürgermeister der Städte hätten als "Träger von Visionen" eine große Bedeutung. Die Kommunalpolitik müsse ganz neue Wege gehen.

Horx machte zudem deutlich, dass Trends immer auch Gegentrends erzeugen würden und die Sehnsucht nach Urbanität sich wieder wandle. So könnten Dörfer und Kleinstädte eine Renaissance erleben. "In den Konzepten der "Progressiven Provinz" finden Beziehungsqualität und Weltoffenheit auf neue Weise zusammen und erzeugen eine neue Vitalität des Lokalen. Zukunftskonzepte schüttelte Horx keine aus dem Ärmel. Er ermutigte eher dazu, Neues zu wagen.

Beim anschließenden Austausch über die Zukunftschancen der Stadt wurden von den Zuhörern die gefühlten "Missstände" Rottweils angesprochen. Beispielsweise die Zukunft des Einzelhandels oder der Gastronomie. Horx hatte hierzu eine klare Meinung: "Der Einzelhandel wird sich verändern. Der Einkauf an sich ist für die Menschen kein Erlebnis mehr".

Aber wenn es findige Ideen und besondere Läden gebe, dann könne das auch ganz anders sein. Auch die Aufwertung oder Anbindung der Teilorte war Thema.

Wichtig für eine positive Entwicklung von Städten sei grundsätzlich, dass man stolz auf seine Stadt sei. Horx brauchte es so auf den Punkt "Zukunft entsteht, wenn Beziehungen gelingen".

Im Anschluss an Vortrag und Diskussion konnten die Zuhörer den Abend bei einem Glas Wein ausklingen lassen.