Die Türme Rottweils – allen voran der von Thyssen Krupp – sorgen für viel Aufmerksamkeit und jede Menge Arbeit. Foto: Otto

Kurve zeigt nach oben. Bauwerk hat Rottweil gewaltigen "Aufmerksamkeitsschub" beschert.

Rottweil - Am Aufzugstestturm geht seit Monaten nicht viel – der Boom aber bleibt: Die Thyssen-Krupp-Baustelle zieht weiter mehr Menschen an, als erwartet. 60.000 waren es 2016. Kein Wunder also, dass der Turm in der Bilanz von Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung eine wesentliche Rolle spielt.

Egal welches Thema Stabsstellen-Leiter André Lomsky bei seinem Bericht vor dem Kultur-, Sozial- und Verwaltungsausschuss am Mittwochabend ansprach – sei es Standortentwicklung, Innenstadtmarketing, Tagestourismus – immer spielt der Aufzugstestturm auf dem Berner Feld mit hinein. Das 246-Meter-Bauwerk hat Rottweil einen gewaltigen "Aufmerksamkeitsschub" beschert, wie Lomsky betonte. Auch das Interesse an Stadtführungen ist weiter rasant gestiegen. 18.700 Menschen haben sich 2016 Rottweils Sehenswürdigkeiten zeigen lassen – Tendenz steigend.

Neue Produkte entwickelt

Dementsprechend viel haben Lomsky und sein Team um die Ohren. Der Aufgabenkatalog ist riesig, das Thema Tourismus im Jahresbericht dominierend. So wurden neue touristische Produkte wie Bustouren oder kombinierte Testturm-/Innenstadtführungen entwickelt. Das verbindende Element – die Hängebrücke – habe man da vorweggenommen, so Lomsky. Ein Tourismusabend diente dazu, Kontakte zu vertiefen und das Jahr der Türme 2017 wurde vorbereitet – die Verzögerung bei der Eröffnung des Aufzugstestturms hat dies allerdings etwas ausgebremst. "Wir sind jetzt aber zuversichtlich, dass wir Anfang Oktober mit der Turmeröffnung einen Höhepunkt des Jahres erleben", so Lomsky.

Um direkt vor Ort für die Innenstadt werben zu können, wird die Tourist-Information auf dem Berner Feld einen Außenposten einrichten. Weil das Besucherzentrum noch nicht existiert, "und auch in den nächsten fünf Monaten nicht gebaut wird", habe man nun eine Zwischenlösung im Turm gefunden. Die Stelle ist bereits ausgeschrieben. Um alles besser organisieren, steuern und auswerten zu können, hat die Stabsstelle zudem technisch aufgerüstet. Ein neues Onlinemarketing-Computersystem hilft künftig bei der Optimierung der Abläufe.

Lomsky sprach freilich auch andere Themen an: die Existenzgründerberatung, die Begleitung des Einzelhandels und die Entwicklung eines Standortprofils im Hinblick auf Wirtschaftsunternehmen.

Beschilderung ein Problem

Dennoch ging das einigen Stadträten – bei allem Lob für die geleistete Arbeit – nicht weit genug. Hans-Peter Alf (CDU) vermisste Informationen, wie bestehende Unternehmen von der Wirtschaftsförderung unterstützt werden. Und Michael Gerlich (FDP) wollte wissen: "Was sagen sie einem Unternehmen, das 10 000 Quadratmeter Fläche kaufen und sich hier ansiedeln will?". Die Antwort übernahm Oberbürgermeister Ralf Broß: Damit könne man in der Tat momentan nicht dienen und sei gezwungen, auf das interkommunale Gewerbegebiet Inkom in Zimmern zu verweisen. Mit dem neuen Flächennutzungsplan müsse eine Basis geschaffen werden, betonte auch Lomsky, der die fehlenden Flächen als "größtes Manko Rottweils" bezeichnete. Auf Nachfrage von Arved Sassnick (SPD) erklärte er, man wolle gezielt Unternehmen im Bereich Technologie und Innovation gewinnen.

Dass auch so einfache Dinge wie eine ordentliche Beschilderung in der Stadt anscheinend hochkompliziert sein können, zeigten die Nachfragen von Monika Hugger (CDU) und Michael Gerlich, wie es denn damit stehe. "Da ist doch ein Berliner Schildermaler angeblich schon ewig dran", wusste der FDP-Stadtrat. Lomsky entgegnete knapp, dies sei "keine Kernaufgabe" der Wirtschaftsförderung, zudem habe es "Fragen im Rahmen der Ausschreibung" gegeben. Auch die Antwort zur Frage von Heide Friederichs (FFR), was denn alle Turm-Innovationen die Stadt kosten werden, steht vorerst noch aus.