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 ENRW und Ordnungsamt gehen unter- und oberirdisch mit Giftködern vor. Kompost ist Ursache.

Rottweil-Altstadt. Eine Rattenplage in der Altstadt sorgt bei Anwohnern derzeit für Aufruhr. Die ENRW hat in der Kanalisation Köder ausgelegt und hofft, der Plage so zumindest unterirdisch Herr zu werden. Die Stadt hat einen Schädlingsbekämpfer beauftragt.

"Das Problem ist schon eine Weile bekannt", erklärt Abteilungsleiter Andreas Reichert am Telefon. Ein Anwohner hatte die ENRW vor rund einer Woche informiert, die wiederum – nachdem Ratten auch oberirdisch gesichtet worden waren – das Ordnungsamt in Kenntnis setzte. Dieses reagierte am Montag mit einem Schreiben an die Bewohner in der Altstadt, in dem Amtsleiterin Renate Glatthaar über die Plage und den Einsatz eines professionellen Schädlingsbekämpfers auf den betroffenen Grundstücken informierte. Enthalten sind auch Regelungen, die verhindern sollen, dass Ratten in den kommenden sechs Monaten auf dem hauseigenen Kompost ein üppiges Mal vorfinden. Der Kompost solle in einem geschlossenen Behälter gesammelt werden und richtig, also nicht mit tierischen oder Koch-Abfällen, befüllt werden. Die Anwohner sollten zudem darauf achten, Kellertüren und -fenster sowie sonstige Öffnungen und Löcher geschlossen zu halten.

Warum har die Rattenzahl in der Kanalisation derart zugenommen?

Warum die Rattenzahl in der Kanalisation derart zugenommen hat, dass nun von einer Plage die Rede ist, begründet Andreas Reichert so. Bis vor Kurzem noch habe man grundsätzlich jeden zweiten Kanalisationsschacht mit Rattengift bestückt. "Das war für die Rattenelemination gut, ist aber gesetzlich nun nicht mehr erlaubt." Der Grund: das Gift gelangte in die Gewässer. "Nun darf man gesetzlich nur noch dort Köder auslegen – und nur in einem speziellen Behälter –, wo ein Befall gemeldet wird." Dafür bedient sich die ENRW als eine der ersten so genannter intelligenter Rattenköder-Boxen, die zuerst mit einem ungiftigen Köder bestückt werden. Nehmen die Ratten den Köder, ein Getreidegemisch, an, wird dies elektronisch an einen Computer der ENRW gemeldet. Erst dann, wenn sicher ist, dass die Ratten sprichwörtlich den Köder geschluckt haben, kommen das Gift zum Einsatz. "Ratten sind sehr intelligent. Deshalb darf das Gift auch erst zwei bis drei Tage später wirken", erklärt Reichert. Stirbt die Ratte zu schnell, riechen die Artgenossen den Braten und der Köder wird nutzlos. Das Gift, ein Blutverdünnungsmittel, sorgt dafür, dass die Ratten innerlich verbluten. "Das ist kein schöner Tod", bedauert Reichert. Aber wirksame und machbare Alternativen gebe ist nicht. Bislang sei diese Vorgehensweise im Untergrund des Omsdorfer Hangs und der Jugendherberge zum Einsatz gekommen. "In der Altstadt war das bislang nicht notwendig.

Kompost in Gärten das eigentliche Problem

Das eigentliche Problem für so eine Rattenplage sei der Kompost in Gärten und, wenn Küchenabfälle beispielsweise über das WC in die Kanalisation gelangen. "Ratten gehen nur dort hin, wo es was zu fressen gibt", gibt Reichert zu bedenken. Weshalb es im Falle der Altstadt nicht ausreiche, sich bei der Rattenbekämpfung nur auf das Kanalnetz zu beschränken.

Das sieht auch das Rottweiler Ordnungsamt so. Eine Fachfirma wurde damit beauftragt, Köder auf öffentlichen Flächen auszulegen. "Für einen Erfolg der Maßnahme ist es notwendig, dass sich auch private Grundstückseigentümer anschließen. Ratten sind als Schädlinge eingestuft, da sie für eine Übertragung vieler gefährlicher Krankheiten verantwortlich sind", betont die Ordnungsamtsleiterin.

Das Thema hatte auch in den sozialen Medien für Diskussionsstoff gesorgt. Einige äußerten etwa auf Facebook Ängste, Hunde oder auch Kinder könnten mit Giftködern in Berührung kommen. Hier gibt Glatthaar Entwarnung: "Die Köder werden von einer erfahrenen Fachfirma in geschlossenen Metallboxen mit entsprechender Kennzeichnung ausgelegt. Sie sind so konstruiert, dass Menschen sowie Hunde und Katzen nicht gefährdet sind."