Wie von Zauberhand: Die Mülltonne quillt morgens plötzlich über – vor lauter fremdem Müll. Foto: Anwohner

Hausbesitzer in Innenstadt leiden unter wilden Ablagerungen. "Und im Sommer stinkt es zum Himmel".

Rottweil - Es hat was von Zauberei – ist aber in erster Linie einfach nur ärgerlich: Mülltonnen in der Innenstadt füllen sich regelmäßig wie von selbst. Allerdings nicht durch die eigentlichen Nutzer. "Gestern Abend war die Mülltonne nur zu drei Vierteln gefüllt, heute morgen quillt sie über", berichtet ein Hausbesitzer aus der Metzgergasse bei einem Besuch in unserer Redaktion. Das Geschehen hat er mit Fotos dokumentiert. Es muss etwas geschehen, fordert er. Nur was?

Weil die Mülltonnen in der City aus Platzmangel in den Gebäuden meist draußen stehen, haben Menschen, die scheinbar keine eigene Tonne besitzen oder derart viel Abfall machen, dass sie Kapazitätsprobleme haben, leichtes Spiel: Säckeweise wird Müll in fremde Tonnen gestopft – manchmal in derart großem Stil, dass die Müllabfuhr die aufgetürmten Säcke gar nicht alle mitnimmt.

Der Hauseigentümer aus der Metzgergasse, der auch an anderer Stelle Gebäude besitzt, weiß sich langsam nicht mehr zu helfen. Und er weiß, dass es nicht nur ihm so geht. "Das Problem ist bekannt, viele ärgern sich darüber." Seine Mieter würden von ihm inzwischen eine abschließbare Einhausung verlangen. "Doch wenn man die Tonnen abends für die Abfuhr rausstellen muss, haben wir das gleiche Problem", befürchtet er.

Ohnehin hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass es in der denkmalgeschützten Innenstadt gar nicht so einfach ist, mal schnell ein Mülltonnen-Häuschen irgendwo hinzustellen. Erstens: kein Platz. Zweitens: die Optik! Dass allerdings die meterlangen Mülltonnen-Reihen das Innenstadt-Bild auch nicht gerade aufwerten, davon ist der Hausbesitzer überzeugt.

Er nennt mehrere Beispiele, die an gut frequentierten Orten ein schlechtes Bild abgeben: Die Mülltonnen an der "Tafel" beim Eingang zum Bockshof, Tonnenreihen im Schwarzen Graben, in der Glückhergasse oder in der Blumengasse, an der Rückseite eines gastronomischen Betriebes. "Die Tonnen stinken im Sommer teilweise derart, dass ich schon Touristen bei einer Stadtführung gesehen habe, die sich die Nase zugehalten haben", berichtet er. Von der Geruchsbelästigung für die Anwohner ganz zu schweigen.

"Die Stadt muss sich der Sache annehmen", meint er, wohlwissend, dass die Lösung des Problems nicht ganz einfach ist. "Die Leute haben ja auch gar keine Möglichkeit, ihre Tonnen irgendwo anders hinzustellen". Denkbar sind seiner Ansicht nach größere, abschließbare Müllbehälter, die eventuell auch an speziell ausgewiesenen Stellen platziert werden könnten. Mittlerweile, so weiß er aus Gesprächen mit anderen Eigentümern, würden sich viele schon Sorgen machen, dass das Problem zunimmt, wenn das Müllsystem in Landkreis umgestellt und jede Leerung per Chip gezählt wird. Noch immer hält sich außerdem das Gerücht, dass der Müll ab 2020 im Kreis Rottweil auch gewogen wird. Das ist jedoch nicht der Fall. Man hat sich beim Eigenbetrieb Abfallwirtschaft wegen der technischen Anfälligkeit und befürchteter Ungenauigkeiten bewusst dagegen entschieden.