Bis auf dem Wochenmarkt in Rottweil morgens alles steht, dauert es seine Zeit. Foto: Otto

Anwohner-Beschwerde über Lärm schon um 5.30 Uhr. Beschicker verweisen auf frühe Kunden.

Rottweil - Dilemma auf dem Rottweiler Wochenmarkt: Manche Marktbeschicker bauen bereits ab 5.30 Uhr ihre Stände auf, weil sie für Frühaufsteher-Kunden, die schon um 6.30 Uhr vor dem Stand stehen, gerichtet sein wollen. Der Aufbau ist aber laut städtischer Satzung erst ab 6 Uhr, der Verkauf erst ab 7 Uhr erlaubt. Darauf beruft sich ein Anwohner, der sich durch den frühen Lärm gestört fühlt.

Derzeit Gesprächsthema

Nicht nur auf dem Markt ist dies bei Händlern und Kunden derzeit Gesprächsthema, auch bei der Stadt beschäftigt man sich aktuell mit der Sache. Ordnungsamtsleiterin Renate Glatthaar bestätigt: Da in Rottweil gerade am Samstag offensichtlich sehr viele Frühaufsteher oder auch andere Marktkunden zu sehr früher Stunde – auch bedingt durch Schichtarbeit – auf dem Markt seien, würden Waren bereits ab 6.30 Uhr verkauft. Dies wiederum habe zur Folge, dass – entgegen der Bestimmungen – ab 5.30 Uhr die ersten Marktfahrer in die Fußgängerzone einfahren.

Händler Thomas Flaiz von "Toms Früchte" erklärt, dass eigentlich nur mit einem früheren Aufbau ein reibungsloser Ablauf gewährleistet werden kann. Bis sein 15-Meter-Stand mit allen Waren und Preisauszeichnungen steht, dauert es rund eine Stunde. "Gerade samstags stehen aber um halbsieben schon die ersten vier Kunden vor dem Stand", sagt er. Die wolle man natürlich bedienen. Wenn der Stand dann aber noch nicht fertig ist, gerate man zeitlich völlig ins Hintertreffen – "und ab sieben kommt dann der große Andrang". Er findet es schade, dass nun ein Anwohner – seiner Information nach ist es nur einer – für viel Aufsehen sorgt und den Marktbeschickern womöglich wieder Steine in den Weg gelegt werden. "Wenn wir wirklich erst ab 7 Uhr verkaufen dürfen, muss die Stadt das den Kunden deutlich machen."

Es gibt jedoch auch Marktbeschicker, die sich mit den Vorschriften arrangiert haben: "Wir halten uns daran und kommen erst um 6 Uhr zum Aufbau auf den Markt – sind dann aber tatsächlich bei den letzten", heißt es beispielsweise vom Heiligenhof in Deißlingen.

Satzung auf Prüfstand

Renate Glatthaar vom Ordnungsamt betont, dass die Diskrepanz zwischen Satzung und Praxis nicht von der Hand zu weisen und die aktuelle Kritik des Anwohners berechtigt sei. Verzeinzelt habe es auch früher schon Beschwerden gegeben. Man sei sich aber auch bewusst, dass der Wochenmarkt sehr beliebt und gut frequentiert ist. "Nun ist zu überlegen, welchen Weg wir als Marktamt gehen werden, nämlich unsere bisherige Satzung zu belassen und sie auch genau auszulegen oder eben die Marktsatzung neu zu überdenken", so Glatthaar. Eine Satzungsänderung wäre vom Gemeinderat zu beschließen.

Wie sich die Marktbeschicker nun während der Entscheidungsfindung verhalten? Man wird es spätestens am Samstag in der Fußgängerzone sehen. Frühaufsteher seien hiermit vorgewarnt, dass womöglich noch nicht alle Waren aufgebaut sind.