Abbruchreif oder schützenswert? Das alte Feuerwehrhaus (links) und das als "WKD-Gebäude" bekannte Haus gegenüber sind marode – aber voller Geschichte. Foto: Otto Foto: Schwarzwälder Bote

Stadt: Denkmalforscher erstaunt über Pläne in der Schlachthausstraße / Bürgergruppe trifft sich

Für die Stadtverwaltung ist die Sache klar: Die Gebäude in der Schlachthausstraße 1 und 2 sind marode und sollen abgerissen werden. "So einfach ist es nicht", meint Denkmalforscher Stefan King. Und das finden auch einige Rottweiler: Ein erstes Treffen in der Sache fand am Freitagabend statt.

Rottweil. Mit den Abrissplänen der Stadt will mancher sich nämlich nicht so einfach abfinden. Obwohl man beim Anblick der Gebäude zunächst durchaus auf Abrissgedanken kommen kann: schmutziger Putz, marode Bausubstanz, ein trauriges Bild. Beide Häuser, das ehemalige Feuerwehrdomizil und das alte WKD-Gebäude, waren zuletzt als potenzielle Probelokale für die Stadtkapelle im Gespräch – doch ohne Erfolg. "Ungeeignet", befand die Stadtverwaltung. Und jüngst kam im Gemeinderat heraus, dass die Häuser abgerissen werden sollen. Zugunsten einer Neubebauung – womöglich sogar mit einem Stadtmuseum. Die Mietverhältnisse für die oberen Geschosse des Feuerwehrhauses werden nicht verlängert.

Denkmalforscher Stefan King hat diese Neuigkeit mit Erstaunen zur Kenntnis genommen. Zwar stehen die Gebäude selbst nicht unter Denkmalschutz, sind aber Teil des schützenswerten Ensembles. Und sie haben einst eine bedeutende Rolle in Rottweil gespielt. So war das alte WKD-Gebäude laut King um 1830 herum das erste Gefängnis Rottweils. "Es hat einen besonders interessanten Grundriss", so King. In neun Quadrate aufgeteilt, hat sich in jeder Ecke eine Zelle ergeben, in der Mitte ein kreuzförmiger Gang.

Von Bedeutung seien auch die historischen Hintergründe zum ehemaligen Feuerwehrhaus: Als es 1827 westlich vom Heiligkreuz-Münster einen Großbrand gab, war davon auch die Zehntscheuer der Heiligkreuz-Bruderschaft betroffen, die im Anschluss an die Jugendherberge stand – dort, wo heute der Durchgang zur Schlachthausstraße ist. Anstatt die Scheuer am alten Platz neu aufzubauen, beschloss der Stiftungsrat, sie abzubrechen, in den Wehrgraben einen Damm zu schütten und eine neue, freistehende – und damit feuersicherere – Zehntscheuer auf der anderen Seite zu bauen: am Standort Schlachthausstraße 1.

Denkmalforscher King, gebürtiger Sulgener mit engen Verbindungen zu Rottweil, sagt: "Wenn man die Gebäude tatsächlich abreißt, dann aber im Bewusstsein um ihre Geschichte". Allerdings hofft er, dass es soweit gar nicht kommt.

Landesdenkmalamt dankbar für Hinweise

King hat verschiedene Stadträte sowie die Bürgerstiftung Rottweil angesprochen und der zuständigen Mitarbeiterin beim Landesamt für Denkmalpflege in Freiburg die Berichterstattung zum geplanten Abriss zukommen lassen.

Ein "Fall", den es zu prüfen gilt, sei das damit aber noch nicht, sagt Gebietsreferentin Christine Schneider. Man werde auf Zuruf der Unteren Denkmalschutzbehörde tätig – und diese sei in dem Fall bei der Stadt angesiedelt. Grundsätzlich könnten aber auch Bürger beim Landesamt für Denkmalpflege Bedenken anmelden. "Wir sind dankbar für Hinweise."

Die kleine "Aktivistengruppe", die sich in Rottweil des Themas angenommen hat, wird weitere Schritte prüfen. Und auch Stefan King, der wegen Krankheit an dem Treffen nicht teilnehmen konnte, wird die Sache im Auge behalten. Wenn er den Fall des Hauses Waldtorstraße 12 betrachtet, ist er optimistisch. Auch hier war 2016 der Abriss geplant, bis Kings Intervention eine größere Debatte in Gang gesetzt hat. Ergebnis: Das Haus steht und wird derzeit saniert. "In Rottweil", so King, "kommt man halt um Geschichte nicht herum".