Schulprojekt: Staat "Meinland" feierlich eröffnet / 60 Betriebe halten Wirtschaft am Laufen

Das Gymnasium Sankt Meinrad hat sich in einen eigenen Staat verwandelt. Mit der offiziellen Schlüsselübergabe am Donnerstagmorgen lenkt für vier Tage nun Staatspräsident Sebastian Hormel die Geschicke des jungen, demokratischen Staats "Meinland".

Rottenburg. Mit einem offiziellen Amtseid wurde auch die Regierung unter der Führung von Kanzler Johannes Eichhorn eingesetzt.

Ziel des Projekts ist es, Schüler an politische und wirtschaftliche Vorgänge im Alltag heranzuführen, und so wurden aus den Lehrern und Schülern Staatsbürger, die nun vier Tage lang als Arbeitnehmer oder als Angestellte des Staates ihren Berufen nachgehen, Geld verdienen und wie in einem richtigen Staat zusammenleben werden. Mit eigener Regierung, Verfassung, Währung und Steuer- und Wirtschaftsystem.

Dafür wurden fast 60 Betriebe gegründet, und um die Wirtschaft auch direkt zum florieren zu bringen, wurden jedem Bürger als Startkapital 75 Marchtaler, so der Name der eigenen Währung, ausgezahlt. Zehn zu Eins ist der Wechselkurs zum Euro.

Und die Bürger machten sich gleich begeistert ans Werk und gingen ihren Berufen nach, gaben aber auch ordentlich Geld aus. Besonders gut liefen die gastronomischen Angebote. Der "Fladenladen" musste nach nicht einmal einer Stunde schon Getränke aus dem Warenlager nachordern. Maskottchen und Mitarbeiter "Fladimir" freute sich: "Eigentlich wollte ich herumlaufen und auf den Gängen verkaufen, das ist aber noch gar nicht nötig. So gut läuft es bei uns schon."

Auch das ungewöhnliche Geschäftsmodell von "Mein Hotel" floriert. Mit Kiosk, Restaurant, Übernachtungsmöglichkeiten und Massageangeboten haben die 18 Sechstklässler voll den Geschmack ihrer Mitbürger getroffen und sind schon nach wenigen Stunden ausgebucht.

Doch nicht alles funktioniert reibungslos. "Bei der Staatsanwaltschaft sind schon einige Anzeigen eingegangen", erklärte die Oberste Verfassungsrichterin Kerstin Hormel. Einige Geschäftsleute hatten sich direkt zur Staatsgründung nicht an die zugeteilte Zimmeraufteilung gehalten und sich stattdessen den Platz der Konkurrenz geschnappt. Eigentlich ein klarer Verstoß, wurden doch die Plätze im Vorfeld zugewiesen. Aber im Bürgerlichen Gesetzbuch von "Meinland" gibt es dafür noch keine rechtliche Grundlage. "Wir mussten uns deshalb mit richterlichen Anordnungen behelfen und Platzverweise aussprechen", erklärte Richter Felix Neu. Verfassungsrichterin Hormel hat aber schon die Problematik an den Justizminister weitergeleitet, der eine Gesetzesvorlage für die Parlamentssitzung vorbereitet. "Dann können wir hoffentlich die Anklageschriften vorbereiten und ordentliche Verfahren einleiten", erklärt Hormel.

Weitere Informationen: Wer "Meinland" besuchen möchte, kann dies noch am Samstag, 24. Februar, oder Montag, 26. Februar, tun. Von 10 bis 22 Uhr ist am Samstag offizieller Besuchstag. Sonntag ist Ruhetag, das Projekt endet am Montag um 14 Uhr. Für einen Zwangsumtausch von zwei Euro kann an beiden Tagen ein Besuchsvisum beantragt werden.