Zwei die sich gegenseitig zu einhundert Prozent vertrauen: Kurt Brei aus Nagold und sein Blindenführhund Lando Foto: Ranft Foto: Schwarzwälder Bote

Vorführung: Kurt Brei und sein Blindenführhund "Lando" beeindrucken Ergenzinger Grundschüler

Der 58-jährige Nagolder Kurt Brei, der seit seinem 16. Lebensjahr bedingt durch einen schweren Verkehrsunfall erblindet ist und sein Blindenführhund "Lando" – ein Labradoodle – gastierten am Donnerstag bei den Ergenzinger Grundschülern.

Rottenburg-Ergenzingen. Die Kinder der vier Doppelklassen zeigten sich sichtlich beeindruckt von dem, was dieser Hund alles bewerkstelligte. Aber nicht nur das inspirierte, sondern auch das Testen der eigenen Sinne. Da galt es mit verbundenen Augen alltägliche Dinge zu ertasten, oder einen Parcours mit dem Blindenstock zu überwinden.

Absoluter Höhepunkt aber war, als Kurt Brei mit ruhiger Stimme das Kommando erteilte: "Lando such Zebra." Mit diesem begann nämlich der Parcours, der mit vielen Hindernissen versehen – mit denen Menschen im Alltag konfrontiert werden – von Brei und seinem Hund gemeistert werden musste. Lando machte das dann sicher und souverän, stellte sich vor sein Herrchen, wenn Gefahr drohte oder aber blieb stehen, wenn ein Durchgang höhenmäßig nicht plausibel erschien. Der Hund verweigert Befehle, wenn die Sicherheit seines menschlichen Partners auf dem Spiel steht, erklärte Brei. Dann muss mit dem Taststock nach den Ursachen der Verweigerung geforscht werden.

Der Hund entscheidet jedenfa lls selbstständig, je nach Situation. Sogar Telefonzellen, Briefkästen oder Parkbänke findet er auf Anhieb. Lando ist Breis fünfter Blindenhund und sei 2017 bei seinem Herrchen.

Bevor die Hunde überhaupt zu den Menschen kommen, liegt eine intensive Lernzeit vor ihnen. Sie kommen mit einem Alter von zehn bis zwölf Wochen in eine Patenfamilie und werden dort sozialisiert. Mit einem Jahr werden sie unter anderem auf Schuss- und Verkehrssicherheit geprüft. Wird diese Prüfung vom Hund bestanden, erwartet ihn eine achtmonatige Ausbildung. Am Ende kennt der Blindenführhund insgesamt 40 Begriffe und ist ein absolut verlässlicher Partner, sozusagen eine "Lebensversicherung auf Pfoten", sagt Brei. Das hat natürlich seinen Preis, und so kann ein Blindenführhund bis zu 30 000 Euro kosten.

Brei, der zwischenzeitlich mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet wurde, steht dafür ein, Hemmschwellen zwischen gesunden und behinderten Menschen abzubauen, behinderte Menschen aus ihrer Isolation herauszuholen und das Miteinander zu Verwirklichen. Darum gründete er auch 1989 die "aktive Selbsthilfegruppe Miteinander für Behinderte und Nichtbehinderte Nagold". Diese hat mittlerweile mehr als 580 Mitglieder.

Ein gutes Dutzend Helfer aus dieser Gruppe unterstützten bei hochsommerlichen Temperaturen das dreistündige Gastspiel von Brei und Lando, bauten den Parcours auf und ab und leisteten an den verschiedenen Stationen Hilfestellung, damit alles reibungslos verlaufen konnte.

Für alle Grundschüler gab es an diesem Tag außerdem eine Mappe mit Informationen, ein Blatt mit Blindenschrift und die Erläuterung dazu. Schulleiterin Corina Schulakovsky zeigte sich genauso begeistert von diesem nicht ganz alltäglichen Schulunterricht wie ihre Schülerinnen und Schüler.

Als Dankeschön für den Besuch von Brei, Lando und ihrem Team wird sich die Schule mit einer Gruppe von Schülerinnen und Schülern bei der Weihnachtsfeier der Nagolder Selbsthilfegruppe nützlich machen.