Freuen sich gemeinsam über die zahlreichen Entwicklungen, die schon im Jugendforschungszentrum entstanden sind: Mats Raaf, JFZ-Leiter Uwe Klein, der pädagogische Berater Jürgen Stepper, Geschäftsführerin Barbara Renz, Leiter Helmut Günther und Timo Hertkorn Foto: Müssigmann Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: Schüler aus der Region programmieren und tüfteln im Jugendforschungszentrum

Die Wettbewerbe Jugend forscht und Jugend experimentiert richten das Scheinwerferlicht auf die Szene junger Forscher in der Region. Im Jugendforschungszentrum finden sie Herausforderungen, die ihnen Schule so nicht bietet.

Nagold/Rottenburg. Timo Hertkorn programmiert gerne. So wie sein Bruder zum Fußball gefahren wird, wird Timo  Hertkorn ins Jugendforschungszentrum (JFZ) gebracht. Der  12-Jährige kommt aus Starzach und ist Schüler am katholischen Gymnasium Sankt Meinrad in Rottenburg. 

Wenn er in Nagold im Informatik-Labor von seinem Projekt erzählt, mit dem er am Wettbewerb "Jugend experimentiert" teilnimmt, verliert es an Besonderheit, dass er sich in seiner Freizeit mit  Informatik beschäftigt. "Man hat nicht nur selber solche Interessen, sondern trifft hier andere, die auch so im Programmieren drin sind", sagt Timo Hertkorn.

Diese Woche darf er seinen im JFZ entwickelten Teebeutelexomaten beim Landeswettbewerb von "Jugend experimentiert" in Balingen vorstellen. Das Gerät lässt einen Teebeutel in die Tasse mit heißem Wasser sinken und zieht ihn nach einer vorgegebenen Zeit wieder raus – dann gibt es ein Tonsignal ab, das den Teetrinker informiert, dass sein Getränk fertig ist.

In dem weißen Kästchen des Teebeutelexomaten steckt ein Motor, der die Angelleine auf- und abwickelt, an der ein Teebeutel befestigt wird. Für die Rechenleistung hinter der Mechanik hat Timo Hertkorn einen Minicomputer programmiert.

Seit er sich im JFZ mit dem Programmieren beschäftige, sehe er die technisierte Welt mit anderen Augen: "Man drückt einen Knopf und es passiert was. Hier kommt man dahinter, dass im Programm was stehen muss, um das zu realisieren. Das ist Arbeit."

Das Jugendforschungszentrum Schwarzwald Schönbuch in Nagold zieht jährlich 350 Jugendliche an, die an Kursen teilnehmen oder an eigenen Projekten arbeiten. Dieses Jahr sind zwölf junge Forscher vom JFZ als Regionalsieger aus den Wettbewerben "Jugend forscht" und "Jugend experimentiert" hervorgegangen. Der Leiter der Einrichtung ist überzeugt, dass das Jugendforschungszentrum eine wichtige Funktion zusätzlich zu den Schulen erfüllt, weil die Schüler Einsicht in technische Anwendungen erhalten. "Von Seiten der Industrie kommt immer mehr die Forderung, dass digitale Techniken zum Einsatz kommen", sagt Helmut Günther. Das Jugendforschungszentrum sei auch gegründet worden, weil viele Firmen keinen Nachwuchs mehr finden und Jugendliche schon früh für Forschung begeistern wollen. "Unsere Projekte müssen so angelegt sein, dass die Jugendlichen mühelos und mit Freuden dabei sind."

Günther hat als Direktor des Campus Horb der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Freude daran, Bildung im technischen Bereich zu vermitteln. Die jungen Forscher werden von knapp 20 Studenten, Praktikern oder Ruheständlern aus den jeweiligen Fachgebieten betreut.

Mats Raaf (14) kommt aus Nagold und besucht das Paul-Klee-Gymnasium in Rottenburg. Er kommt schon länger ins JFZ und hat auch ein Projekt für "Jugend experimentiert" entwickelt – eines, das Mitten aus dem Leben stammt. Beim Bad-Lüften nach dem Duschen hat er oft vergessen, das Fenster auch wieder zu schließen, wie er erzählt. Die Folge: Im Winter klirrende Kälte im Bad. Also hat er mit Sensoren im Badezimmer gemessen, wann die Luftfeuchtigkeit wieder auf ein erträgliches Niveau gefallen ist und eine Handyapp programmiert, die den Nutzer dann darauf hinweist, dass er das Fenster wieder schließen kann.

"Die App-Programmierung war neu für mich", sagt er. Die Arbeitsatmosphäre im JFZ findet er toll. Das Verhältnis zu den Betreuern sei freundschaftlicher als zu den Lehrern in der Schule. Schon seit einiger Zeit tüftelt er an der Verbesserung des Sensors, seinem Aussehen und der Praxistauglichkeit. Eine Erkenntnis seiner bisherigen Erfahrung beim Entwickeln neuer Ideen: Verbesserung ist immer noch möglich.