Sitzung: Gemeinderat berät über Flächenverbrauch für Wohnen und Gewerbe / Befragung zu Gewerbegebiet

Ein weiterer Bürgerentscheid soll für Rottenburgs Bürger her. Dann darf über die weitere Stadtentwicklung mitentschieden werden. Das ist Ergebnis einer Klausursitzung zum Thema Flächenverbrauch für Wohnen und Gewerbe.

Rottenburg. Die Stadt Rottenburg hat die Ergebnisse zur Klausursitzung des Gemeinderats herausgegeben. Dabei wurde unter anderem über das weitere Vorgehen in Sachen Ausweisung eines kernstadtnahen Gewerbegebiets beraten. Nach dem Ergebnis des Bürgerentscheids vom Herbst, bei dem sich die Bürger eindeutig gegen die Ausweisung eines Gewerbegebiets Herdweg ausgesprochen hatten, sei für die Verwaltung und den Gemeinderat klar, dass nur noch kleinere Flächen für den vorhandenen Bedarf an Gewerbeflächen in Anspruch genommen werden sollten. "Die Aktivierung untergenutzter Flächen in bestehenden Gewerbe- und Wohngebieten soll weiter intensiv verfolgt werden", teilt die Stadt mit. Hier habe man auch entsprechende Erfolge erzielt. "Die Baulücken in bestehenden Wohngebieten konnten seit 2009 fast halbiert werden (1149 auf 579)", heißt es im Schreiben, das von Oberbürgermeister Stephan Neher unterzeichnet ist.

Wohnbaulandprogramm

Die Bevölkerungsentwicklung zeige, dass Stadt und Ortschaften weiter wachsen würden (bis 2025 rund 46 684 Einwohner). Nur durch die Erhöhung des Angebots ließen sich weitere Preissteigerungen vermeiden. "Derzeit warten 604 Personen oder Familien auf einen Bauplatz", heißt es im Schreiben weiter. Weitere Neubaugebiete, auch im Kernstadtbereich, will man voranbringen.

Planung Gewerbegebiet

Wirtschaftsförderer Andreas Lanio berichtete, dass im vergangenen Jahr 60 Anfragen zur Gewerbean- oder umsiedlung bei der Stadt eingegangen seien. "Die meisten dieser Anfragen müssen heute bereits in einem sehr frühen Stadium negativ beschieden werden, da die Stadt über keine Gewerbeflächenangebote mehr verfügt." Dem Gemeinderat sei es ein Anliegen, dass die Ausweisung eines kernstadtnahen Gewerbegebiets im Oberen Feld weiter untersucht werde.

Nach dem Bürgerentscheid im vergangenen Herbst zum Herdweg, sollen nach entsprechenden Voruntersuchungen die Bürger auch über die mögliche Entwicklung eines Gewerbegebiets im Oberen Feld abstimmen können, teilt die Verwaltung mit. Nach gegebener Zeit soll es also einen erneuten Bürgerentscheid geben. "Das prognostizierte Wachstum der Stadt verlangt aber, dass wir den Bürgern Wohnraum zu verträglichen Preisen anbieten können und für die jungen Menschen attraktive Arbeitsplätze erhalten und geschaffen werden können. Das klare Votum zeigt aber auch, dass nur in geringerem Umfang Flächen zur Gewerbeentwicklung bereitgestellt werden sollen. Mit den Beratungen im Gemeinderat wird diesem Anliegen Rechnung getragen", erklärt Neher abschließend im Schreiben.

Stellungnahmen

Die Gemeinderatsfraktion Grüne erklärt in einer Stellungnahme: "Wir begrüßen, dass die Bürger über ein kernstadtnahes Gewerbegebiet entscheiden werden. Damit ist die Möglichkeit gegeben, dass dieses Gebiet gründlich untersucht werden kann. Alle Aspekte, insbesondere die ökologischen und naturschutzrechtlichen, sind dann allen zugänglich und können abgewogen werden."

Vorrangig gelte für die Fraktion, dass es noch viel Potenzial bei der Innenentwicklung gebe. Alle Eigentümer seien gefordert, sich für eine Bebauung und optimale Nutzung ihrer Grundstücke einzusetzen. Das gelte für Grundstücke in Gewerbegebieten sowie in den Wohngebieten. "Die Vermeidung von ›Flächenfraß‹ kann nur gelingen, wenn Baulücken geschlossen werden", erklärt die Fraktion.

Auch die CDU-Fraktion äußert sich zu der Mitteilung der Stadt: "In der Klausursitzung wurde es noch einmal mehr als deutlich, dass erheblicher Bedarf an Wohnungen, Immobilien und Bauplätzen besteht. Deshalb hat sich die CDU-Fraktion für die Fortführung eines bedarfsorientierten Wohnbaulandprogramms 2025 ausgesprochen. Geschosswohnungsbau muss dabei auch in dafür geeigneten Lagen in den Ortschaften möglich sein."

Sollte die Ausweisung eines Neubaugebiets "Burgäcker Äuble" in der Kernstadt realisiert werden, sei dort mit weiterem, nicht unerheblichen Verkehr zu rechnen. Daher müsse dieser dort zu erwartende Verkehr jetzt schon in dem von der CDU-Fraktion beantragten Verkehrsgutachten berücksichtigt werden.

Da der Bedarf an Gewerbean- und umsiedlung hoch sei, werde die CDU-Fraktion die Entwicklung eines maßvollen, kernstadtnahen Gewerbegebiets für örtliches Handwerk und kleinere Unternehmen unterstützen.