Beeinflusst von niederländischen Vorbildern ist dieses Gemälde der Kreuzigungsszene. Foto: Baum Foto: Schwarzwälder-Bote

Kunst: Imposante österliche Darstellungen im Diözesanmuseum

Rottenburg. Ein großer Palmesel ziert derzeit den Ausstellungsbereich des Diözesanmuseums in Rottenburg. Er erinnert an den Einzug Jesu in Jerusalem, eine Woche bevor er gekreuzigt wurde und von den Toten auferstanden ist.

Entstanden ist der hölzerne und wunderbar geschnitzte Palmesel um 1520. Er stammt von Jörg Lederer, einem der großen alten Meister der Schnitzkunst. Der Palmesel hatte vier Räder und konnte so am Palmsonntag bei der Prozession mitgeführt werden. Der Einzug Jesu in Jerusalem steht am Beginn der Karwoche, die mit dem Karfreitag und dem heutigen Karsamstag endet. Morgen wird das christliche Osterfest gefeiert, dann gedenken Christen dem Wunder von Ostern, bei dem Jesus als der Auferstandene gefeiert wird.

Im Diözesanmuseum schlummern etliche Darstellungen zur Passion Christi, nicht zuletzt eine Christusfigur, die Jesus als Weltenherrscher und Auferstandenen preist. Der Palmesel von Jörg Lederer ist nicht zuletzt eine großartige Tierdarstellung – der Esel hat steife Ohren und die Haarsträhnen können gesehen werden. Der Mund Christi ist leicht geöffnet, seine Haare sind vom Wind angelegt. Es ist schwer, so etwas aus Holz herauszuarbeiten. Die rechte Hand Christi zeigt Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger gestreckt, die beiden anderen sind angewinkelt. Die drei gestreckten Finger sind Zeichen für die Dreifaltigkeit, die beiden anderen stehen für "wahrer Mensch und wahrer Gott." Es ist quasi das Glaubensbekenntnis der christlichen Kirchen.

Das Gemälde zeigt eine Kreuzigungsszene und wurde 1450 im Bodenseeraum geschaffen. Es stammt von einem unbekannten Meister und ist in Malweise und Darstellung beeinflusst von niederländischen Vorbildern. Es wird der seeschwäbischen Werkstatt der Kreuzigungen zugeschrieben, die in Ravensburg oder Überlingen angesiedelt war.

Deutliche Nähe hat das Werk zu ähnlichen Bildern des niederländischen Malers Rogier van der Weyden (1399-1464). Der Christuskorpus ähnelt denen, die dieser niederländische Meister geschaffen hat. Der Spätgotik zugeordnet, zeigt es Einflüsse der niederländischen Malerei der damaligen Zeit.

Maria ist der Ohnmacht nahe und wird gestützt von Johannes, dem Lieblingsjünger Jesu. Johannes ist bartlos und wirkt auf dem Gemälde sehr jung. Drei Frauen stützen Maria. Denn der Anblick des Gekreuzigten ist schrecklich: Blut rinnt in großen Rinnsalen deutlich sichtbar aus seinen Kreuzigungswunden und aus der Seitenwunde. Er trägt eine Dornenkrone, auch hier fließt überdeutlich Blut. Das Kreuz hat drei Nägel – so werden die Hände durchbohrt, ebenso die aufeinanderliegenden Füße.

Neben dem Kreuz stehen Männer, dies sind Longinus, der römische Soldat, der Jesus die Seitenwunde zugefügt hat. Zudem ist der römische Hauptmann zu sehen, der sagte: "Wahrhaftig, dieser ist der Sohn Gottes." Longinus war blind und wurde wieder sehend durch das Blut Christi.

Zudem ist eine Gestalt mit Axtbeil zu sehen, dies könnte ein Hoher Priester sein. Tier- und Menschenschädel liegen unter dem Kreuz und verweisen auf den wahren Namen Golgothas, die auch Schädelstätte genannt wurde. Das Blut Christi wird auf dem Bild als Erlösung für die Menschheit in Szene gesetzt. Denn Christi Blut wird die dem Tod verfallenen Menschen wieder zum Leben erwecken und die Menschheit erlösen. Im Hintergrund des Bildes ist Jerusalem zu sehen.