Ein Zug auf der Bahnstrecke Horb-Tübingen Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Gemeinderat: Schreiben mit Forderungen an den Verkehrsminister Dobrindt / Verstoß gegen Staatsvertrag

Zwar nicht auf der Tagesordnung, dennoch ein wichtiges Thema in der Gemeinderatssitzung war die Elektrifizierung der Bahnstrecke zwischen Horb und Tübingen.

Rottenburg. Zur ersten Sitzung nach der Sommerpause durfte Rottenburgs Oberbürgermeister Stefan Neher den Großteil des Gemeinderates begrüßen. "Ich sehe zwar noch ein paar Lücken, doch die wichtigsten Räte sind da", so seine charmante Begrüßung der Anwesenden.

Als sehr wichtigen Punkt, der jedoch nicht auf der Tagesordnung stand, wertete er ein Schreiben an den Verkehrsminister Alexander Dobrindt, in dem die Elektrifizierung der Strecke zwischen Horb und Tübingen gefordert wurde. Alle wichtigen Politgrößen des Landes, ob Mitglied des Bundes- oder Landtages, Oberbürgermeister oder Bürgermeister der betroffenen Gemeinden haben diese Forderung unterschrieben.

Im Schreiben steht, dass die Schadensereignisse auf der Rheintalstrecke gezeigt haben, dass ein Ausfall auf diesem Streckenabschnitt erhebliche Beeinträchtigungen des Bahnverkehrs in Richtung Schweiz und Italien verursacht.

"Die Bahnstrecke dient derzeit als Ausweichstrecke, um insbesondere im Güterverkehr keinen Totalausfall zu haben. Leider müssen in Tübingen oder Horb ankommende Züge mit einer Diesellokomotive durchs Neckartal gezogen werden, bevor sie wieder elektrisch angetrieben weiterfahren können." Für Bahnreisende und Transportunternehmen ein Unding, für die vielen Hobbyfotografen, die seltene oder gar seltsame Zuggarnituren fotografieren, ein El Dorado, wie Neher feststellte. "Aus ganz Europa sind sie angereist – und die Krönung dürfte wohl ein ICE mit einer Diesellok als Zugmaschine gewesen sein."

"Seit Jahrzehnten wird durch die Politik und die Bevölkerung der Region die Elektrifizierung der Bahnstrecke Horb-Tübingen gefordert, damit einerseits sinnvoll eine Ausweichstrecke auch für die Gäubahn besteht und zum anderen eine direkte Anbindung an den Stuttgarter Hauptbahnhof nach dessen Tieferlegung erhalten bleibt. Gerade das jetzige Schadensereignis auf der Rheintalstrecke zeigt, wie wichtig und sinnvoll diese Ausbaumaßnahme wäre.

Neben funktionierenden Ausweichstrecken, die eine Redundanz gewährleisten, muss auch der Ausbau der weiteren Hauptstrecke nach Süden – die Gäubahn – intensiv vorangetrieben werden. Umleitungsstrecken dürfen in Zukunft nicht dazu führen, dass über so lange Zeit der öffentliche Schienenpersonennahverkehr zu großen Teilen über Schienenersatzverkehr abgewickelt werden muss. Hierdurch schwindet die Akzeptanz des ÖPNV erheblich und wird nicht weitere Personen zum Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel bewegen", stand in dem Schreiben. Aus diesem Grund bitten alle Unterzeichner den Herrn Minister, sich aktiv für den zeitnahen Ausbau der Bahnstrecke Horb-Tübingen und Gäubahn stark zu machen.

Ratsmitglied Emanuel Peter (Linke) ist der Meinung, dass man mit dem aktuellen Zustand dieser Strecke nun schon seit 21 Jahren gegen einen Staatsvertrag mit der Schweiz verstößt. Dies gab er zu bedenken und befürwortete wie alle seine Ratskollegen diese Petition.