Präsentation: Klaus Gietinger hat das Leben von Eugen Bolz verfilmt / Diskussion mit Blick auf heutige Zeit

Welcher Ort wäre passender für die Präsentation eines Films über Eugen Bolz als Rottenburg selber? Das dachte sich der deutschlandweit bekannte Regisseur und Buchautor Klaus Gietinger wohl auch und stellte seinen neuen Film "Eugen Bolz – in mir schafft es fürchterlich" im Kino Waldhorn vor.

Rottenburg. Klaus Gietinger steht in weißem Hemd und ebenso weißem Hut vorne im Kinosaal. "Ich habe den Autor Frank Raaberg kennengelernt und bin so auf dessen Biografie über Eugen Bolz aufmerksam geworden", erzählt er. "Obwohl ich mich sehr für Geschichte interessiere, hatte ich bis dahin noch nie von ihm gehört."

Das war vor fünf Jahren. Gietinger, eigentlich studierter Sozialwissenschaftler, liest Auszüge aus Raabergs Biografie vor und erklärt, was für eine Person Eugen Bolz gewesen ist. Der Zentrumspolitiker hatte während des Zweiten Weltkriegs vor der NSDAP gewarnt und sich schließlich dem Widerstand gegen Hitler angeschlossen. Dafür wurde er als Staatsverbrecher deklariert und schließlich ermordet. Dass er in Rottenburg geboren ist und lange Jahre dort gelebt hat, macht ihn zu einem besonderen Bürger der Stadt.

Zur Produktion erzählt Gietinger: "Finanziert wurde der Dokumentarfilm durch Tellux München. Leider stand uns nur sehr wenig Geld zur Verfügung, da uns kein Sender unterstützen wollte. Keiner interessierte sich für Bolz, und soweit ich weiß, ist dies momentan auch der einzige Film über ihn." Nach der fünfundvierzigminütigen Filmvorstellung beginnt er mit dem Publikum in die Diskussionsrunde einzusteigen. Zuerst wird die Frage angestoßen, ob Bolz als Held bezeichnet werden könne. Dies müsse man laut Gietinger differenziert sehen.

"Es ist heldenmutig, sich gegen eine Diktatur zu stellen. Doch Bolz hat die Nationalsozialisten unterschätzt und ihnen nicht genug entgegengesetzt. Er hat die Gefahr zu spät erkannt."

Bodo Müller, Leiter der VHS und Moderator des Abends, lenkt ein: "Eugen Bolz machte Fehler. Auf der anderen Seite, wer macht diese nicht? Er hat trotzdem versucht, das Richtige zu tun." Hierzu äußert eine Zuschauerin: "Aber in einer so schwierigen Zeit einen guten Weg zu finden, wäre wohl keinem von uns gelungen."

Ein anderer Zuschauer dreht sich auf seinem Kinosessel so, dass er die anderen anschauen kann und meint: "Wer kann schon sagen, wie wir damals gehandelt hätten? Uns steht doch gar kein Urteil zu." Doch Gietinger zieht einen Bezug zur heutigen Zeit und widerspricht: "Ich finde schon, dass man eine bestimmte Verantwortung sehen und ein Urteil fällen muss. Gerade, wenn man betrachtet, dass wir heutzutage mit Ähnlichem konfrontiert werden. Auch heute spürt man wieder starke Kräfte von rechts. Wir sollten aus der Geschichte lernen." Ein Zuschauer pflichtet bei: "Ja, ich habe auch die Botschaft mitgenommen, dass wir sensibel sein sollten für das, was sich um uns herum tut."

Eine wichtige Bedeutung habe auch der Glaube und die Religion in Bolz‘ Leben gehgabt, bemerkt eine Zuschauerin. "Auch wenn ihm die Kirche damals nicht helfen konnte, scheint ihm sein Glaube die Kraft gegeben zu haben, sich gegen die NSDAP zu stellen und das Richtige zu tun." Darauf konnten sich am Ende alle einigen.