Beim Brunnengespräch informierte Helmut Schäfer vor Ort mit Plänen und Skizzen über die frühere Ergenzinger Wasserversorgung. Ganz links im Bild ist die evangelische Pfarrerin Annette Säuberlich zu sehen, die diesen Abend im Rahmen der Jahreslosung der evangelischen Christen, angeregt hatte. Foto: Katz Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: Geschichte der Ergenzinger Wasserversorgung ist Thema beim "Brunnengespräch"

Gemäß der Jahreslosung "Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst" aus dem Buch der Offenbarung des Johannes, hatte die evangelische Kirchengemeinde in Ergenzingen zu einem "Brunnengespräch" eingeladen.

Rottenburg-Ergenzingen. Pfarrerin Annette Säuberlich konnte dazu rund 30 Bürger beider Konfessionen willkommen heißen. Da das Wasser und die Versorgung der Bevölkerung mit demselben ein maßgebender Teil der Ergenzinger Geschichte ist, die vom Vorsitzenden des ehemaligen "Ergazenger Heimatkreises" Helmut Schäfer und seinen Mitstreitern bis ins Detail in einem Buch niedergeschrieben wurde, informierte dieser zusammen mit Bernhard Katz an der im Norden liegenden Brunnenstube, die von vier Wasseradern gespeist wird und auch am Brunnen auf dem Marktplätzle über die frühere Wasserversorgung, die dann mit dem Beitritt zum Verband "Gäuwasserversorgung" (1905) und der Versorgung der 19 Verbandsgemeinden (1907) ihren Zweck erfüllt hatte.

Die Wasserversorgung in Ergenzingen sei vor 250 Jahren mehr schlecht als recht gewesen, erklärten die beiden Heimatforscher, die jede der Ergenzinger Brunnenstuben, die heute noch erhalten sind, kennen.

Menschen gruben Brunnen

Den Grund dafür sahen sie in den tiefen Lößlehmböden und den tiefer liegenden Muschelkalkplatten, durch die das Wasser in das Neckartal abfloss. Bedingt dadurch, dass es im Ort kein fließendes Gewässer gab, kamen die Menschen auf die Idee, selbst Brunnen zu graben. 26 davon habe es dann im Ort gegeben, so die beiden Kenner der Materie. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts seien dann Quellen in den Gewannen "Zum Brunnen", "Hinteres Wiesle" und "Hölderle" gefasst worden. Von dort aus sei dieses dann in hölzernen Leitungen, sogenannten Teucheln, in den Ort geleitet worden. Allerdings sei die Wasserqualität nicht die Beste gewesen, zumal sich sogar zeitweise das Vieh geweigert habe, davon zu trinken. Auch die mittlerweile im Ergenzinger Westen erschlossene "Edelmannquelle" und das später gebaute Wasserreservoir in der Horber Straße hätten dann zur Verbesserung der Situation beigetragen.

Anhand von Bildern und Skizzen erläuterten Helmut Schäfer und Bernhard Katz dann, wie das Wasser von der Brunnenstube aus weiter in den Ort zu den einzelnen Brunnen geleitet wurde. Die in den Ort führenden Holzteucheln seien dann später durch Tonrohre und dann wiederum durch Gussleitungen ersetzt worden. Pfarrerin Annette Säuberlich gab nach der Exkursion durch die Ergenzinger Wasserversorgungsgeschichte neben einem geistlichen Impuls auch zu bedenken, wie viel Mühe und Arbeit früher notwendig war, um das lebenserhaltene Nass dorthin zu bekommen, wo es gebraucht worden sei.