Hauptversammlung: Narrenzunft Ergenzingen hat vorerst keinen neuen stellvertretenden Vorsitzender

Kaum zu glauben, aber wahr: Die Narrenzunft Ergenzingen, mit mehr als 600 Mitgliedern zweitgrößter Verein im Ort, steht seit Sonntag ohne stellvertretenden Vorsitzenden da. Es gab bei der Hauptversammlung noch nicht mal einen einzigen Wahlvorschlag für diesen Posten.

Rottenburg-Ergenzingen. Zwar wurde im Vorfeld eifrig nach einem zweiten Vorsitzenden gesucht, allerdings ohne Erfolg. Der bislang zweite Vorsitzende Alexander Nisch trat nicht mehr an. Er hatte allerdings schon vor zwei Jahren angekündigt, dass er aufhören werde. Er sei 2013 als "Übergangslösung" angetreten, so Nisch, daraus seien dann sechs Jahre geworden. Nisch war zusammen mit der ehemaligen Zunftmeisterin Gabi Schall, die im vergangenen Jahr aufhörte, ein Erfolgsduo, das die Weichen für eine gute Zukunft des Vereins entscheidend gestellt hatte. Die Zunft ist schuldenfrei, steht finanziell so gut da wie noch nie, das Narrenheim ist abbezahlt, ein Narrenmuseum wurde geschaffen und die Kampagnen der letzten Jahre waren erfolgreich.

Dass es nach dem Duo Schall/Nisch schwer werden würde, hatte man gewusst, nun steht Zunftmeisterin Elke Baur, der im Übrigen gute Arbeit in ihrem ersten Amtsjahr bescheinigt wurde, alleine da.

Nisch redete mit Engelszungen auf die Mitglieder ein, sicherte der Zunftmeisterin auch weiterhin seine Unterstützung zu, aber das alleine reicht eben nicht. Baur hat außer der vereinseigenen Liegenschaft noch mehr als 600 Mitglieder, ein Narrenmuseum und den kulturellen Auftrag am Hals, und allein an der Spitze ist das nicht zu schaffen.

Tacheles redete dann Ex-Zunftmeisterin Gabi Schall: "Es ist eine Schande, dass in einem Verein, der 600 Mitglieder hat, niemand da ist, der dieses Amt übernimmt." Zunftmeisterin Baur hatte sogar noch eine "goldene Brücke" gebaut. "Vielleicht ist ein Führungsduo da, das zusammen den Vorsitzenden und dessen Stellvertretung macht, dann höre ich auf", sagte sie. Aber auch das fruchtete nicht.

Letztlich blieb es beim Antrag von Nisch, dieses Thema von der Tagesordnung zu nehmen und binnen vier Monaten eine weitere Hauptversammlung mit diesem Tagesordnungspunkt abzuhalten. In der Tat mutete es an diesem Abend schon seltsam an, dass nicht einmal von der 39-köpfigen Narrenrats- und Funktioner-Crew jemand bereit war zu kandidieren.

Ansonsten hob die Zunftmeisterin in ihrem Jahresbericht die beiden Jubiläen "50 Jahre Neckar-Gäu und 50 Jahre Lausbühlhexen" besonders hervor. Die eigenen Veranstaltungen und Auswärtsbesuche hätten sich die Waage gehalten, so Baur, die auf das einjährige Bestehen des kleinen Narrenmuseums im "Milchhäusle" verwies, das gut frequentiert worden sei.

Das Jahresgeschehen wurde dann von Schriftführer Daniel Künnert im Detail wieder gegeben. Schatzmeister Jörg Bieger sprach von einem "Super-Ergebnis" im Jahr 2018. Dieses sei jubiläumsbedingt so gut ausgefallen. Er bemängelte aber, dass die Buskosten von den Einnahmen des "Sprungbändels" nicht gedeckt worden seien. Hier gelte es den Hebel anzusetzen. Außerdem kündigte Bieger Investitionen im Narrenheim an. Eine Spülmaschine und ein Herd müssten angeschafft werden, die Fassade soll einen neuen Anstrich erhalten und künftig wolle man dort auch WLAN anbieten.

Die Wahlen gingen – von der Suche nach einem stellvertretenden Vorsitzenden einmal abgesehen – schnell über die Bühne, da alle wieder in ihren Ämtern bestätigt wurden. Einen zusätzlichen Wermutstropfen gab es dennoch: Schatzmeister Bieger verlängerte lediglich um ein Jahr.

Ansonsten passierte die von Bieger eingeforderte Erhöhung des Jahresbeitrags die bürokratischen Hürden. Der Jahresbeitrag von fördernden Erwachsenen wurde von 8 Euro auf 15 Euro erhöht. Aktive Erwachsene bezahlen anstatt 18 Euro künftig 25 Euro. Der Familienbeitrag von fördernden Mitgliedern wurde von 11 Euro auf 18 Euro erhöht und der Familienbeitrag für Aktive von 25 Euro auf 35 Euro. Das "Sprungbändeldefizit" soll bis zum Herbst gelöst werden. "Wenn wir wissen wohin wir fahren und wie viel Busse wir ungefähr brauchen, können wir kalkulieren und das Ganze dann auch im Bezug auf geleistete Arbeitsstunden händeln", so Bieger.

Am Schluss der Versammlung wurden verdiente Mitglieder – etliche waren allerdings nicht anwesend – ausgezeichnet.