Trafen in Berlin die Bundeskanzlerin: Helga Kuhn und Jörg Bischoff Foto: privat

Bürger aus Deutschland tauschen sich mit Angela Merkel aus. Helga Kuhn und Jörg Bischoff dabei.

Rottenburg - Einen echten Dialog mit Bundeskanzlerin Angela Merkel haben vergangene Woche Mittwoch 140 Bundesbürger erlebt. Mit ihr sprachen sie über die Zukunft Deutschlands. Mit dabei: Helga Kuhn und Jörg Bischoff.

Die beiden schwärmen: "Es war für alle Beteiligten ein ganz besonderes, ein einmaliges Erlebnis". Eingeladen hatten der Deutsche Volkshochschul-Verband und die Bertelsmann Stiftung, die bereits im März in 50 Städten und Regionen VHS-Bürgerdialoge organisiert hatten. Kuhn und Bischof hatte das Losglück an der VHS Rottenburg getroffen.

Wie wollen wir in Zukunft leben? Wovon wollen wir in Zukunft leben? Wie wollen wir in Zukunft lernen? Diese Fragen standen – wie schon bei den lokalen Bürgerdialogen der Volkshochschulen – auch bei der zentralen Schluss-Veranstaltung im Mittelpunkt. Zunächst wurde im "World Café"-Format diskutiert. Dies ist eine Art Gruppenarbeit, bei der die jeweiligen Gesprächspartner ständig wechseln. Schnell zeigte sich, dass den Bürgern insbesondere das Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen und Generationen sowie soziale Gerechtigkeit und bürgerschaftliches Engagement unter den Nägeln brannten. Außerdem standen die Themen Nachhaltigkeit, lokale Produktion und die Zukunft der Arbeit im Fokus. Intensiv wurde der Bildungsföderalismus diskutiert.

Höhepunkt war dann das offene Gespräch mit der Bundeskanzlerin. Sie lobte die aktive Einmischung der Teilnehmer. Den direkten Dialog mit der Kanzlerin führten sechs Bürger, die aus der Mitte aller Teilnehmer für diese Aufgabe ausgewählt worden waren.

"Sehr bürgernah gezeigt"

Entsprechend nervös, aber auch stolz waren sie denn auch: "Ich war sehr aufgeregt, aber sobald ich die ersten Sätze mit der Kanzlerin ausgetauscht hatte, wurde ich lockerer. Angela Merkel ist gut auf unsere Fragen eingegangen und hat sich sehr bürgernah gezeigt", freute sich Lisa Engelbrecht aus Stralsund.

Die anderen Teilnehmer hatten ebenfalls die Gelegenheit, ihre Ideen für die Zukunft Deutschlands direkt in die Diskussion einzubringen. Moderatorin Brigitte Büscher, bekannt als Bürgerstimme der ARD-Sendung "Hart aber fair", und Moderator Dominik Hierlemann von der Bertelsmann Stiftung, spielten stellvertretend für das Plenum die Bürgervorschläge in die Debatte ein.

Es war alles in allem eine rundum gelungene Veranstaltung: "Man kann Demokratie nicht besser leben, als wir es hier und heute gezeigt haben", fasste eine Teilnehmerin den Bürgerdialog zusammen. Und ein anderer meinte: "Die Veranstaltung war sehr anregend. Für mich war nicht nur die Kanzlerin das einzig Besondere, sondern auch die Chance mit anderen gemeinsam etwas bewegen zu können."

Auch die Initiatoren zeigten sich hoch zufrieden: "Für mich war diese Veranstaltungsform etwas völlig Neues. Es lohnt sich, dass Bürgerinnen und Bürger zeigen: Das geht mich etwas an, das interessiert mich", brachte es Rita Süssmuth, Präsidentin des DVV, auf den Punkt. Und Gunter Thielen, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung, ergänzte, dass Bürger gehört werden und mitreden wollen. Für Politikverdrossenheit sehe er keine Indizien. Dennoch sei der Abstand zwischen Politikern und Bürgern vielerorts zu groß geworden. "Das liegt auch daran, dass der Wille der Bürger zu wenig Eingang in politische Entscheidungen findet. Deshalb benötigen wir neue Verfahren, um die Bürger und ihr Wissen einzubeziehen."

Hintergrund:

Beim "Bürgerdialog in 50 Städten" haben in dezentralen Diskussionsveranstaltungen im März mehrere 1000 Bürger, darunter viele junge Menschen, über Fragen des Zukunftsdialoges der Kanzlerin diskutiert und konkrete Vorschläge erarbeitet. Beim Abschluss in Berlin kamen nun Teilnehmer aus allen regionalen Dialogforen mit der Kanzlerin zusammen.