Ausgelassen war die Stimmung beim Hemmendorfer Umzug. Foto: Scharnowski Foto: Schwarzwälder Bote

Jubiläum: Rund 30 Narrengruppen nehmen an zehnjährigem Bestehen teil / Kaum einer geht anschließend nach Hause

Rottenburg-Hemmendorf. Zu einer ungewöhnlichen Zeit um 16.16 Uhr startete der erste Umzug der Hemmendorfer Hexen. Die Zunft besteht zwar schon zehn Jahren, aber sie sind etwas Besonderes.  

So nah bei Rottenburg und keine eigene Narrenzunft, das kann doch nicht sein, meinten einige Hemmendorfer. Darunter auch Ludger Geisler, heute Zunftmeister, und noch weitere 20 Interessierte. Man traf sich, hat sich beraten und kam auf die Idee: "Wir werden eine eigene Zunft."

Davor musste man aber einen Hintergrund suchen, also stieg man hinab in Geschichte und Sagen; das Glück war hold, es gab auf dem "Gipfele Käpfle" eine geheimnisvolle Kräuterfrau, die Kranke heilte. Der Frömmste kann nicht in Frieden leben, wenn es einen bösen Neider gibt. Wahrscheinlich war der Scheibus-Deifl neidig und hat sie vertrieben – oder sie ist einfach verstorben. Aber die Käpfle-Hex – die Gute – und der Scheibus-Deifl – der Böse – blieben in Erinnerung. Je älter die Geschichte, umso schöner wird sie in der Vorstellung der Einzelnen. Die Hexen-Larve sieht einer Hexe, bei der damaligen Vorstellung eher einem alten Weib, ähnlich, der Deifl, ihm fehlt der Pferdefuß, ebenfalls.  

Das ganze Dorf war voller Vorfreude, sogar auf Privatparkplätzen durften Besucher nach Rücksprache parken. Mehrere hundert Menschen verfolgten begeistert den Umzug.  

Ortsvorsteher Thomas Braun, Mitglied der Käpfle-Hexen, musste sich nicht verstellen, anstatt im Anzug moderierte er im Häs. Frisch und spritzig waren seine Ansagen, mit viel Spaß und Elan wurden die einzelnen Zünfte vorgestellt. Zusammen mit Alexandra Eberle beschrieb Braun die Gruppen und sie wurden jeweils mit ihrem speziellen Ruf begrüßt.  

30 Narrengruppen zogen durch den Ort. Die Zuschauer waren begeistert, die Hexen und Hästräger ebenfalls, es gab waghalsige Pyramiden, Spaß direkt mit dem Publikum und Schabernack von den Maskenträgern. Viel zu schnell ging die Zeit vorbei, die nicht erkennbare Spannung fiel ab und  da legte Thomas Braun zusammen mit Alexandra Eberle ein wunderschönes Tänzchen hin.

Nur wenige der Zuschauer und Umzugsteilnehmer gingen direkt nach der Veranstaltung nach Hause. Die Zelte, das Wirtshaus und der Schlossplatz waren dicht an dicht bevölkert. Die Käpfle-Hexen, verbunden mit dem Dorfleben, haben es geschafft, Jung und Alt, Tradition und Moderne, zu verbinden, damit haben sie nicht nur das gesamte Hemmendorf im Sturm erobert, sondern auch viele Gäste, die mit Genuss in die Fasnet starteten.