Die Turnerinnen des TV Rottenburg machen vor, was gemeinsames Leben bedeutet. Unter ihnen turnten auch zwei Mädchen mit Down-Syndrom. Foto: Rath

Zur "Begegnung ohne Grenzen" kommt sogar Tony Marshall. Rottenburg ist vorbildlich und erhält viel Lob.

Rottenburg - Inklusion heißt, Menschen mit Behinderung die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen. Wie diese Idee erfolgreich in die Tat umgesetzt werden kann, zeigte der Tag der "Begegnung ohne Grenzen".Ein gemeinsames Fest ermöglichte ein ungezwungenes Beisammensein unterschiedlichster Menschen.

Eine große Bühne, viele Biertischgarnituren, rote Sonnenschirme zum Schutz vor der Hitze und viele Stationen um die Bühne herum. Zu hören war viel Musik, aber noch mehr gemeinsames Lachen.

Bereits morgens hatte der Tag mit einem ökumenischen Gottesdienst auf dem Marktplatz begonnen. Umrahmt wurde er von der Clownin Mimi und der Kinderchor St. Moritz.

Zwei Stunden später wurde das Rahmenprogramm eröffnet. Verschiedene Gruppen traten auf, die Theater, Musik und artistische Einlagen zum Besten gaben. Eins hatten alle Aufführungen gemeinsam: Menschen mit und ohne Behinderung standen gemeinsam auf der Bühne. Grenzen wurden abgebaut, ganz praktisch. "Rottenburg ist hier fortschrittlich", lobte der Wurmlinger Edi Graf, der durch das Programm führte.

Die Turngruppe des TV Rottenburg scheute die hohen Temperaturen nicht. Etwa 20 Turnerinnen, darunter zwei mit Down-Syndrom, zeigte eine schwindelerregende Anzahl an Handständen, Rollen vorwärts oder rückwärts und anderen Turnfiguren.

Die Kindergartengruppe aus Bad Niedernau führte in bunten Kostümen ein Lied auf. "Wir zwitschern so fröhlich", sangen die Kinder immer wieder. Die Besucher teilten diese Fröhlichkeit.

Highlight des Abens war der Auftritt von Tony Marshall

Beeindruckt waren sie von der pantomimischen Darbietung des Kinderzirkus "Zambaioni." Die Musical-Gruppe vom "Freundeskreis Mensch" aus Gomaringen trug mit der Aufführung des Musicals "Ich war noch niemals in New York" zur Unterhaltung bei. Dabei trugen sie Kostüme, Perücken und Hüte und ließen sich die Sommertemperaturen nicht anmerken.

Höhepunkt des Programms war der Auftritt von Schlagerstar Tony Marshall. In Rottenburg ist er bekannt, denn die Behindertensportgruppe des TVR hat er schon öfter besucht. Sein Engagement für eine "Begegnung ohne Grenzen" kommt nicht von ungefähr. Seine Tochter Stella ist selbst behindert, stand aber mit ihrem Vater auf der Bühne. Zusammen sangen sie mit Sportlern aus der TVR-Gruppe "Oh Happy Day." Die Zuhörer waren gerührt – ein wirklich erfreulicher Tag und ein tolles Fest.

Eine neue Bedeutung bekam das Motto "Begegnung ohne Grenzen" dann, als die Band der JVA auftrat. Seit zweieinhalb Monaten proben die fünf Musiker mit ihrem ehrenamtlichen Coach Jonas. Auf dem Marktplatz feierten sie ihren ersten Auftritt. Mit E-Gitarren, Schlagzeug und Percussion gaben sie Rockballaden zum Besten

Abseits der Bühne wurden weitere Möglichkeiten geboten, auf dem Marktplatz zu verweilen. Das Knallifax-Spielmobil oder Rollstuhl-Basketball waren nur einige Angebote. Besondere Aufmerksamkeit erhielten die Lamas, die im Schatten des Doms einen Platz gefunden hatten. Sie gehörten "Kameldoc & Co." aus Hochdorf, die Pädagogik mit Tieren anbieten. Eine kulinarische Vielfalt rundete das Fest ab. Lasagne Bolognese oder vegetarisch, Gulasch, rote Wurst und Kuchen wurden vom TV Rottenburg ausgegeben. Dabei verlangten die Sportler keinen festen Preis. Jeder solle so viel zahlen, wie er könne.

"Der heutige Tag steht dafür, wie man voneinander lernen und miteinander leben kann", fasste Edi Graf zusammen. Das Fest zeigte eindrücklich, was ein gemeinsames Leben bedeuten kann.