Huber Dettling (links) und Museumsbesitzer Hans Konrad vor der Reisegruppe des Fördervereins Synagoge Baisingen im Haus Dreyfuss in der Judengasse in Bad Buchau. Foto: Förderverein Foto: Schwarzwälder-Bote

Ausflug: Förderverein Synagoge Baisingen auf Museumstour

Rottenburg-Baisingen. Die Vereinsausfahrt des Fördervereins Synagoge Baisingen führte ins Museum für christliche und jüdische Geschichte im Schloss Groß-Laupheim, das einmal dem Bad Niedernauer Ehrenbürger Kilian von Steiner gehörte.

Eine Ausstellung zu Ehren Carl Laemmles zeigt eine große Zahl von Werken internationaler Künstler, die das Leben und das Wirken Laemmles interpretieren. Laemmle war jüdischer Einwanderer in die USA, der aus der Kleinstadt Laupheim stammte. Er gründete 1912 die "Universal Studios" in Hollywood und leitete sie bis 1936. Der Filmpionier produzierte Klassiker wie "Frankenstein", "Dracula" und "Im Westen nichts Neues". In der Zeit des Nationalsozialismus rettete er mit Bürgschaften gegenüber den Einwanderungsbehörden der USA 300 Juden das Leben.

Stephan Neher, Vereinsvorsitzender, und Hubert Dettling, Geschäftsführer, hatten gegensätzliche Aspekte jüdischen Lebens im ausgehenden 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ins Programm aufgenommen. Dort der erfolgreiche jüdische Auswanderer Carl Laemmle, der 17-jährig mittellos das kleine Laupheim verließ und es in Amerika zu Ruhm und Einfluss brachte und hier die kleinbürgerliche Händlerfamilie Dreifuss aus der Buchauer Judengasse, verwandt mit Albert Einstein, dessen Eltern aus Bad Buchau stammten. In einem privat gegründeten und ohne öffentliche Mittel geführten Klein-Museum in der Bad Buchauer Judengasse wurde die Wohnung der jüdischen Stoffhändlerfamilie Dreifuss besucht.

Der Bad Buchauer Schuhmachermeister Hans Konrad erwarb nach Kriegsende das einfache Wohnhaus und richtete Küche und Zimmer mit Klavier, Möbeln, Bildern und Stoffen ein. Alles gehörte früher jüdischen Besitzern.

Berührt zeigten sich die über 20 Rottenburger über die geschichtlichen Parallelen zwischen Baisingen und Bad Buchau. Beides waren einmal "Judenorte" mit einer großen jüdischen Minderheit, beide mit einer Synagoge und einem jüdischen Friedhof und beide "judenfrei" gemacht in der Zeit des Nationalsozialismus. Die Buchauer Synagoge wurde anders als die in Baisingen im November 1938 zerstört. Erhalten aber ist in einem benachbarten Haus noch im Obergeschoss ein gut erhaltener Gebetsraum der ehemaligen jüdischen Gemeinde, dessen bunt bemalte Holzdecke sich mittels zwei großflächigen Tafeln öffnen lässt und den Blick nach oben frei gibt.

Stephan Neher hob abschließend besonders das private Engagement der Familie Konrad hervor. Sie erhält Kulturgut und stiftet dadurch eine bleibende Erinnerung an Menschen, die einmal in Bad Buchau lebten, arbeiteten und dann vertrieben und ermordet wurden. Das gleiche Anliegen vertritt auch der Synagogenverein für Baisingen.