In Rottenburg gibt es 15 Standorte für die Unterbringung der Asylbewerber. Symbolbild. Foto: dpa

Asylbewerber kommen bislang allesamt in kommunalen Gebäuden unter. Leben in WGs. Privatwohnraum wird nicht angetastet.

Rottenburg - Schlagzeilen machen derzeit die Flüchtlingsströme in Europa, es werden Flüchtlingsgipfel einberufen – und auch die Region ist davon betroffen.

Doch in Rottenburg hat man die Lage unter Kontrolle: Hier gibt es 15 Standorte für die Unterbringung der Asylbewerber, und auch die Anschlussunterbringung ist gesichert.

OB Stephan Neher berichtete im Gespräch mit unserer Zeitung, dass die Stimmung unter den Helfern nach wie vor gut sei. An Zwangsenteignungen sei nicht gedacht, ebenso wenig an das Anmieten von Privatwohnraum: "Wir haben genügend kommunale Gebäude".

In Ergenzingen werden bekanntlich auf dem Dräxlmaier-Gelände 560 Flüchtlinge untergebracht, in Rottenburg sind es 480 Plätze. Dies seien mehr Menschen, als man vor Monaten angenommen hat.

90 Plätze entstehen im Hammerwasen

Die Stadt handelt, um die Anschlussunterbringung der Flüchtlinge zu sichern. So sind im Hammerwasen neue Wohnungen geplant, die im kommenden Jahr bezugsfertig sein sollen. Hier sollen 90 neue Plätze für anerkannte Asylbewerber entstehen.

Wenn die Flüchtlinge 18 Monate hier gelebt haben, können sie anerkannte Flüchtlinge werden – und haben Anspruch auf Wohnraum, zudem müssen sie die Erstaufnahmestelle verlassen.

Im Hammerwasen reaktiviert die Stadt ein Grundstück neben der Bahnlinie. Mit einem Zaun soll das Spielgelände von der Bahnlinie abgegrenzt werden, und auch der Wohnbereich ist so gegliedert, dass er zur Bahnlinie hin geplant wird. Nach vorne hinaus sollen Schlafräume entstehen. Die Asylanten werden in Wohngemeinschaften leben, die Wohnungen sind für vier bis fünf Leute gedacht.

Dass dieses Konzept gut gehen kann, zeigt sich in der Tübinger Straße, wo es auch eine Anschlussunterbringung gibt und Menschen verschiedener Nationen harmonieren. 160 Plätze wird die Stadt nach der Fertigstellung der Wohnungen im Hammerwasen für die Anschlussunterbringung bereitstellen können. Darauf ist Neher schon ein wenig stolz.

Kreis hat DHL-Hochhaus angemietet

Nach dem Brand in der Containerunterkunft ist der Schock abgeebbt, doch wenn die Firma, die die Wohncontainer herstellt, wieder liefern kann, sollen an derselben Stelle wieder Wohncontainer aufgestellt werden.

Der Kreis, der für die Erstaufnahme zuständig ist, hat von der Stadt das DHL-Hochhaus angemietet. Hier sind an die 80 Menschen eingezogen.

In vielen Vereinen werden die Flüchtlinge integriert, sie halfen bei der Obsternte und der Weinlese im Weinberg der Urbansbruderschaft. Viele Ehrenamtliche kümmern sich um das Wohlergehen der Menschen, etwa im Tafelladen oder bei Moritzles Kleiderkiste. Auch im Asylcafé der evangelischen Kirchengemeinde pflegt man eine Willkommenskultur.

Man wünscht sich, dass die vielen Flüchtlinge in Rottenburg Anschluss finden – nicht nur im Deutschkurs, sondern vielleicht auch im Turn- oder Fußballverein. Viele Rottenburger gehen ohne Vorurteile auf die Menschen aus fernen Ländern zu, davon kündet nicht zuletzt das jährliche "Fest der Nationen" oder das Internationale Konzert im Haus am Nepomuk.