Jubiläum: Gunther Diehl feiert heute seinen 70. Geburtstag / Ehemaliger Rektor der Rottenburger Schulen

Rottenburg. Seinen 70. Geburtstag feiert heute Gunther Diehl aus Rottenburg und er tut das, wie es sich für einen stadtbekannten "Rautaburger" gehört, zusammen mit seiner Familie, Verwandten und guten Freunden sowie Bekannten in der Zehntscheuer.

Da der Jubilar nicht zu denen zählt, die sich selbst an die große Glocke hängen, musste dieser Bericht natürlich im Vorfeld geheim bleiben, und so traf sich unser Mitarbeiter beim samstäglichen Rottenburger Wochenmarkt in einem gemütlichen Café mit seiner Ehefrau Heidi, mit der der Jubilar seit 1973 verheiratet ist, und die dann aus dem Nähkästchen plauderte.

Ihr Mann sei zwar in Tübingen geboren, aber ansonsten kein "Rautaburger", sondern ein waschechter "Ehgner" klärte sie auf. Dazu muss man wissen, dass mit dem "Ehgner" der südlich des Neckars liegende Stadtteil Ehingen gemeint ist und die "Ehgner" sind da eben "boanig", für sie sind diejenigen die "Rautaburger", die nördlich des Neckars zu Hause sind. Auf die Frage, wie sich ihr umtriebiger Mann denn als bald Siebzigjähriger fühle, lacht Heidi Diehl: "Der würde sagen: ›Jetzt isch’s halt so.‹"

1972 trat Diehl seine erste Lehrerstelle in Horb an

Aufgewachsen ist Diehl in "Ehgna", ging in Rottenburg nach der Volksschulzeit aufs Gymnasium und studierte anschließend auf der pädagogischen Hochschule in Reutlingen. Neben seinem Lehramtsstudium absolvierte er auch ein Studium der Wirtschaftswissenschaften. Seine Studienjahre finanzierte er sich durch Jobs während der Semesterferien. 1972 trat Diehl seine erste Lehrerstelle in Horb an. "Geheiratet haben wir dann 1973 ganz konservativ in der Kirche mit allem Drum und Dran", so Heidi Diehl: "I als ›Morizle‹ und mei Ma als ›Ehgner‹, wia’s halt domols so war." Gekannt haben sich die beiden aber schon sieben Jahre.

Nach der Heirat habe man eine Weile im "Dom" gewohnt, was einige "Ehgner" dann nicht so gut fanden. Immer wieder habe es geheißen: "Wia ka mer au übers Wasser." Zwei Kinder, Sascha und Annika, entsprossen dieser Ehe. Mittlerweile sind mit Fin, Romi und Thea auch drei Enkel dazu gekommen. 1975 bauten die Diehls ihr Häusle im Hagenwörth, was sie dann wieder endgültig zu "Ehgnern" machte. Der Jubilar machte im gleichen Jahr seine zweite Dienstprüfung und stieg im Laufe der Jahre in Horb zum Konrektor auf.

Die Geschichte wollte es so, dass sich 1984 gleich zwei aus Rottenburg stammende Pädagogen um die Rektorenstelle der damaligen Grund- und Hauptschule in Ergenzingen bewarben. Damals zog Diehl gegen den später langjährigen Rektor Klaus Maier den Kürzeren, wurde aber bereits ein halbes Jahr später zum Rektor der Rottenburger Hohenbergschule ernannt und 1993 zum geschäftsführenden Rektor aller Rottenburger Schulen.

2012 ging Diehl dann in den verdienten Ruhestand. Der Jubilar hat sich um seine Heimatstadt verdient gemacht, aber nicht nur als Pädagoge, sondern als Mensch, der der Allgemeinheit diente. Sei es in der Jugend bei den Pfadfindern, später dann beim DLRG, als aktiver Handballer beim TV Rottenburg, als Ausschussmitglied der Stadtkapelle (wo er noch in der Stiftung aktiv ist), in der Narrenzunft, in der Seniorenarbeit, als Organisator von Schulkonzerten, als Elternbeiratsvorsitzender der Hohenbergschule und als Stadtführer. Politisch engagierte er sich für die CDU im Tübinger Kreistag.

Bis heute ist er außerdem noch für die "Schulfremdenprüfung" in der Rottenburger Justizvollzugsanstalt zuständig, die Strafgefangenen einen Hauptschulabschluss ermöglicht. In diesem Zusammenhang gibt es eine nette Anekdote. Als einmal das Schulamt bei den Diehls anrief, eilte die damals noch kleine Tochter ans Telefon. Als der Anrufer dann fragte, ob denn auch der Papa da sei, antwortete diese: "Nein, der isch em Knast."

Privat sind die Diehls gut vernetzt, sind gerne in ihrer Clique und haben vor einigen Jahren auch den Wein aus der Ergenzinger Partnergemeinde Gols schätzen gelernt. So ist ein bis zwei Mal im Jahr ein Besuch im Burgenland Pflicht, in dem übrigens die Vorfahren des Jubilars ihre Wurzeln hatten. Besonders freut man sich im Hause Diehl aber auf den Besuch der drei "Cannstatter Töchter", die bei den Diehls fast schon wie zu Hause sind und von denen zwei den weitum bekannten Heimat- und Brauchtumspfleger Wulf Wager zum Vater haben.