Der Prager Chor bei der Aufführung der Oper Nabucco von Giuseppe Verdi in Rottenburg Fotos: Scharnowski Foto: Schwarzwälder Bote

Open Air: Verdis Oper Nabucco auf dem Rottenburger Marktplatz überzeugt die Besucher

Ein wunderschöner Abend, wie man ihn sich für die Oper Nabucco auf dem Marktplatz nicht besser wünschen könnte, war kürzlich bei der Aufführung geboten.

Rottenburg. Etwas Ärger gab es im Vorfeld, denn Kasse und Einlass waren nur über die Königstraße erreichbar, der Veranstalter bedauerte das, die Stadt bestand jedoch auf diese Regelung. Der Marktplatz war bis auf wenige Einzelplätze dicht besetzt, dem altersmäßig gemischten Publikum sah man die Spannung und Vorfreude an.

Das Orchester der Festspieloper Prag mit Dirigent Richard Hein, eröffnete kraftvoll, melodisch und stimmte auf die Oper ein.

Voller Zorn ruft er sich selbst zum Gott aus

Im ersten Akt geht es darum: Nabucco belagert Jerusalem. Die Einwohner beten unter dem Hohepriester Zacharias um Gottes Schutz, der schlägt vor, dass Fenena, die Tochter Nabuccos, als Geisel dienen soll. Ismael, der Neffe des Königs soll für sie verantwortlich sein. Die beiden verlieben sich ineinander, was Abigail, der vermeintlichen Erstgeborenen Nabuccos missfällt, denn auch sie ist verliebt in Ismael. Das liebende Paar wird im Tempel gefangen. Abigail ist bereit, Ismael freizulassen, wenn er sich von Fenena trennt. Doch Ismael weist sie zurück. Er will das Schicksal seines Volkes teilen. Nabucco erobert Jerusalem. Zacharias offenbart ihm, dass Fenena Geisel der Hebräer ist. Als Nabucco, um seine Tochter zu retten, daraufhin die Stadt nicht mehr plündern will, entlässt Ismael Fenena in die Freiheit. Da verbrennen die Babylonier den Tempel, und die Hebräer verfluchen Ismael. Abigail erfährt, dass sie eigentlich eine Sklavin ist und Fenena die echte Königstochter und Thronfolgerin. Sie lässt sich vom babylonischen Hohepriester in Nabuccos Abwesenheit die Macht übertragen und will Fenena beseitigen. Da erscheint der schon totgeglaubte Nabucco. Voller Zorn ruft er sich selbst zum Gott aus. Ein Blitzstrahl Jahwes schlägt ihn mit Wahnsinn. Abigail nimmt seine Stelle ein. Sie hat nun den umnachteten Nabucco in ihrer Hand und bringt ihn dazu, den Befehl zur Hinrichtung der Hebräer auszustellen. Das wäre auch das Ende von Fenena, denn sie ist inzwischen zum Judentum übergetreten. Abigail vernichtet den Beweis ihrer niederen Herkunft. Die gefangenen Hebräer beklagen am Ufer des Euphrat ihr Schicksal. Doch ihr Hohepriester Zacharias prophezeit das bevorstehende Ende Babylons.

Ende gut, alles gut: Fenena wird zur Hinrichtung geführt. Als Nabucco dies sieht, unterwirft er sich Jahwe, dem Gott der Hebräer. Sofort fällt die Umnachtung von ihm ab, er befreit im letzten Augenblick seine Tochter Fenena und alle Hebräer. Als Abigail sieht, dass alles verloren ist, vergiftet sie sich und fleht um Verzeihung. Nun offenbart sich auch Gottes Macht und der Sieg über den babylonischen Gott Baal.

Jeder der Solisten war großartig. Liebling des Publikums war Liana Sass in der Rolle der Abigail, sie hatte einen riesigen Part in der Oper, beeindruckte nicht nur mit der Stimme und dem Durchhaltevermögen, das hätte gereicht, aber ihre ausdrucksvolle Mimik machte sie zum Star des Abends. Nikolaj Nekrassov überzeugte als Nabucco, Größe, Statur und die Stimme waren eindrucksvoll. Hanna Dobesova als zarte Fenena zeigte sich überzeugend, Josef Moraved als Ismael trug mit Stimme, Mimik und Körperhaltung authentisch zum Operngeschehen bei.

Alles hat gepasst, nirgendwo gab es Kritik. Der Festival-Chor Prag, hat  Großartiges geleistet, angefangen vom Kostümwechsel und Live-Gesang; über die durchtrainierten Solisten, das sensible Orchester bei den einzelnen Akten, die Bühnenausstattung bis hin zu den Kostümen. Man bedenke, die Künstler waren nur einen Tag in Rottenburg, das heißt Akustik, Umgebung, Wetter und Publikum müssen vorab übereinstimmen.

Die Anwesenden honorierten jeden der vier Akte mit viel Applaus. Als der so bekannte "Gefangenen-Chor" erklang, saß das Rottenburger Publikum wie angenagelt auf den Stühlen. 

Es war ein gelungener Abend für alle Freunde der Oper, beziehungsweise Klassik, das zeigte sich auch am Zulauf der Interessierten.