Die Tore bleiben zu: Herbert Noll vor seiner Fahrzeughalle. Foto: Bieger Foto: Schwarzwälder Bote

Nahverkehr: Omnibusunternehmen Noll stellt Betrieb ein / Auftragsverlust ist "ein herber Schlag"

Eine langjährige erfolgreiche Unternehmer-Ära ging lautlos zu Ende: Das Omnibusunternehmen Noll hört auf.

Starzach-Bierlingen (ab). Das weitum bekannte Omnibusunternehmen Herbert und Regina Noll in Bierlingen wurde auf seiner letzten Linienfahrt 7629 Rottenburg-Starzach am 31. Dezember von über 20 benachbarten Anwohnern in der Bierlinger Bahnhofstraße mit gemischten Gefühlen begleitet.

Seit 1. Januar führt die Firma Omnibus Edel aus Rottenburg die Fahrten der Linien 7629/7626 Rottenburg-Starzach/Hirrlingen/Neckartal, die mit dem Schülerverkehr verbunden sind, aus.

Diese Fahrten wurden bisher von Omnibus Noll im Auftrag der RAB (Verkehrsgesellschaft Region Alb-Bodensee) aufgeführt. Bei der turnusmäßigen Ausschreibung zur erneuten Vergabe des Auftrags durch das Landratsamt Tübingen auf der Grundlage von EU-Richtlinien kam RAB nicht mehr zum Zuge, und damit verlor auch das Familienunternehmen Noll seinen Auftrag. "Ein herber Schlag für uns!" Sieben Busse stehen still, sechs Fahrer verloren ihren Job und die Gemeinde Starzach ein respektables, Gewerbesteuer zahlendes Dienstleistungsgewerbe.

Die Fahrten des Firmengründers Hans Noll 1949/50 mit dem Holzvergaser "Neckarstromer" sind vielen Fahrgästen noch in guter Erinnerung. Er baute das Unternehmen in der Bahnhofstraße zügig und zielstrebig auf und saß etliche Millionen Kilometer selbst am Steuer. Nach seinem Tode 1977 übernahm der Sohn Herbert das Unternehmen. Eine moderne Halle mit zwölf Garagen wurde gebaut, bis zu 15 Busse standen in der Blütezeit im Hof und ein Dutzend Fahrer fanden Arbeit und Brot. Die jährliche Fahrleistung überstieg 500 000 Kilometer. "Und das unfallfrei", betont Noll dankbar und erleichtert.

Zusammen mit der Ehefrau Regina expandierte die Traditionsfirma schnell. Linienfahrten, Schülertransporte, Fahrten zum Daimler nach Sindelfingen, Pilgerfahrten, Ausflüge nach Assisi und Rom, Seniorenfahrten zu besonderen Anlässen und Vereinsausflüge der Noll-Reisen florierten. "In Rom kenne ich mich dank des Reiseleiters Pfarrer Josef Schweizer besser aus als in Stuttgart", sagt Noll, der seit einiger Zeit von seinem Sohn Volker unterstützt wird. Die Reisenden fühlten sich geborgen und gut versorgt, auch dank der fürsorglichen und pünktlichen Organisation der Gattin Regina, die im Büro alles bis ins Detail optimal plante.

Seine fünf Fahrer, die dem Unternehmen bis zur letzten Stunde die Treue hielten, sind bereits anderweitig weiterbeschäftigt. "Darüber bin ich froh. Es herrschte stets ein gutes Betriebsklima". Die bereits terminierten privaten Fahrten der Vereine werden noch abgewickelt, und für künftige Ausflugsfahrten bleibt ohnehin mindestens noch ein Bus in der Halle.

Allmählich wird es ruhiger im Hause Noll. Die ständige Verantwortung, Aufregung und Sorge rund um die Uhr schwinden langsam, und das Rentnerehepaar Herbert (65) und Regina (67) dürfen sich auf ihren wohlverdienten Ruhestand freuen.

Langweilig für die beiden wird es sicher nicht, da in diesem Jahr wieder einige Reisen zu interessanten Zielen im Angebot sind. Bereits Mitte Februar zum Beispiel eine neuntägige Busreise in die Therme 3000 nach Moravske Toplice in Slowenien.