Foto: Peter Morlok

Vergiss das Wetter – es ist Fasnet! Narren lassen sich Spaß trotz Starkregen nicht nehmen.

Rottenburg-Ergenzingen - Vergiss das Wetter – es ist Fasnet! Wenn Umzug angesagt ist, dann ist auch Umzug, egal was irgendein Wettergott davon hält. So dachten zumindest die Ergenzinger Narren um ihre Zunftmeisterin Gabi Schall.

Sie ließen sich trotz drohenden Regenwolken und zeitweiligem Starkregen die letzte Chance auf brauchtumsgestützten Schabernack nicht verleiden.

Warum so schlechtes Wetter war, dieses Geheimnis wurde gleich am Umzugsbeginn gelüftet. Ortsvorsteher Raimund Baur durfte am Fasnetsdienstag seinen 60. Geburtstag feiern. Da war für Insider klar, dass er zusammen mit seinen Kumpels das gesamte Fest-Geld bereits unter die Leute gebracht hat und für schönes Wetter kein Etat mehr übrig war. Für ihn und seine Gattin, die am Umzugsanfang durch die jubelnde Menschenmenge gefahren wurden, hat’s jedoch gereicht. Sie kamen trockenen Fußes an der Festhalle an, für die meisten Gruppen und die vielen Tausend Zuschauer gab es jedoch einen feuchten Gruß.

Doch wie heißt es so schön im Ergenzinger Narrenlied: "In Kleinparis zur Fasnetszeit, herrscht Jubel, Trubel, Heiterkeit. Do stoht d’r Flecka uff am Kopf vom Opa bis zum kleinsta Knopf. Da hängt d’r Alltag uff am Bügel, man sieht sich durch da Narraspiegel. Ond en manchem Kleinpariser Haus, do kommt ma aus am Häs net raus."

Und wenn man das Häs schon mal an hat, dann geht man damit auch auf die Straße. Am besten in Begleitung von einigen Fasnetsfreunden, die ebenfalls am Fasnetsdienstag nichts anderes vorhaben und deshalb nochmals alle Kräfte mobilisierten und zum finalen Ortsverschönerungsmarsch antreten.

Insgesamt standen stolze 62 Zünfte, Laufgruppen, private Vereinigungen und Musikkapellen, die sich letztendlich zu mehr als 2500 Umzugsteilnehmer addierten, auf dem Umzugsplan. Die Strecke führte wie jedes Jahr ein Stück die Bergstraße entlang und bog dann in die Utta-Eberstein-Straße ein, die sich bis zur Abzweigung den Bahnhof hoch durch den gesamten Ort schlängelt. Dass die blau-rot gekleideten Blätzlesbuaba, die schaurigen Lausbühlhexen, die bunten Stricker und die derben Lerchenfänger sowie die restlichen Gruppen der Narrenzunft Ergenzingen Mitglieder im Närrischer Freundschaftsring Neckar-Gäu sind, das erklärt die gewaltige Umzugsgröße. Die Ringmitglieder schicken gerne ihre Gruppen nach Kleinparis, denn dieser Umzug ist weit über die Grenzen hinaus bekannt. Bei vielen Gelegenheiten hörte man immer wieder, dass gerade dieser letzte große Umzug ein ganz besonderes Flair habe.

Da tragen die Weitinger "Bettschoner" gerne ihre Bettlad‘ auf den Schultern durch die Straßen, die "Brechalochhexa" verlassen zum letzten Mal in diesem Jahr ihre grüne Villa im Obertalheimer Wald und die "Neckar-Zottel" aus Rottenburg, zotteln vergnügt die Umzugsstrecke entlang. Schaurig schön auch die "Gift Grüne Böblinger Schlossberghexe", oder die "Bächles Hexa" aus Nagold. Toll auch die "Pustefix’s" aus Baisingen.

Die Bildechinger schickten ihre "Winker", die Mähdrachkeiler, die Blockstrecker und ihre Riedhexen und die Eutinger schauten mit Schellendralle, Bär sowie Teufel samt ihrem überaus beliebten Teufelsrad im Nachbarort vorbei.

Zwischen den Hästrägern und Laufgruppen sorgten die Gugga- und Lomba-Kapellen immer wieder für den fasnetstechnisch so wichtigen Sound.

Kaiserwetter wie am Rosenmontag gab’s zwar beileibe nicht, doch die heimische Lala-Formation "Fleckhuber", die in diesem Jahr ihr 30-jähriges Bestehen feiert, und der an letzter Stelle fahrende Narrenratswagen schoben die Gastzünfte in gewohnt lockerer Atmosphäre vor sich her.

Auf der Ehrentribüne beim Rathaus moderierten Tobias Wälde und Alex Nisch das Geschehen und gaben Insider-Tipps, auf was man bei den vorbeiziehenden Narren achten soll.

Bevor ab Aschermittwoch wieder die anderen Narren das Land regieren und dabei meist unfreiwillig für die heitersten Beiträge der nächste Fasnetssaison sorgen, stellten die echten Narren nochmals mit Narri-Narro den Flecken auf den Kopf.