Die Pilgergruppe "Sieben Herzen" am Kap Finisterre. Foto: sb

Patricia Braun aus Heiligenzimmern pilgert mehr als 800 Kilometer auf spanischem Jakobsweg.

Rosenfeld-Heiligenzimmern - "Buen camino": "Guten Weg" wünschen sich die Pilger und Einheimische auf dem Jakobsweg. Und es war ein guter Weg für die 24-jährige Heiligenzimmernerin Patricia Braun, die in sechs Wochen den nördlichen Jakobsweg mit seinen mehr als 800 Kilometern abgelaufen ist.

Der Jakobsweg führt entlang der spanischen Atlantikküste von der spanisch-französischen Grenze über Bilbao, Santander und Gijon bis zum Ziel aller Jakobswege – nach Santiago de Compostela.

Innerhalb von 34 Tagen ist Patricia Braun diesen Weg gegangen. Schon lange hatte sie mit dem Gedanken gespielt, auf dem Jakobsweg zu pilgern. Als sich jetzt die Möglichkeit bot, nach einigen Jahren Arbeit als Grafik-Designerin und vor einer Weiterbildung, hat sie sich – ohne Training – auf den Weg gemacht.

Bewusst entschied sie sich für diesen Jakobsweg, der nicht so überfüllt ist. "Es war meine erste Reise, die ich alleine machte. Anfangs war ich etwas beängstigt, was wohl auf mich zukommen würde", schildert die junge Heiligenzimmerin ihre Gefühle. Ob sich die Bedenken bestätigten? Gleich am Anfang, als es gehörig auf und ab ging und es teilweise am Tag bis zu 800 Höhenmetern und 25 bis 30 Kilometern zurückzulegen galt, kam sie mit mehreren jungen Menschen in Kontakt. Zwei Tage wanderte sie mit zwei Jungs aus Nürnberg, dann mit einem 25-jährigen Dortmunder. Bemerkenswert war die Begegnung mit einem 20-jährigen Sauerländer, der den kompletten Weg barfuß zurücklegte. Zwischendurch legte sie immer wieder Strecken alleine zurück, um zu sich selbst zu kommen, nachdenken zu können und um einfach nur im eigenen Rhythmus zu gehen.

Patricia Braun hatte in dieser Zeit immer das Meer im Blick, mit Steilküsten, die von grünen Wiesen umsäumt wurden, und malerischen Fischerdörfern. Nach den anfänglichen Höhen wurde es flacher und Wälder, Schafweiden und immer wieder das Meer und atemberaubende Strände grüßten die Pilgerin. Dann lernte sie den 47-jährigen Italiener Fabio kennen, der unterwegs immer wieder mit seiner Okulele Lieder anstimmte.

"Es war problemlos, Unterkünfte zu finden", sagt Braun. Entlang des Wegs gab es öffentliche und private Pilgerherbergen, in denen man für etwa fünf Euro übernachten konnte. "Das sind dann Massenlager, und oft gibt es nur kaltes Wasser zum Duschen. Aber dieses einfache Leben, bei dem sich auch nicht täglich die Klamottenfrage stellt, gehört dazu und hat mir gar nichts ausgemacht", sagt die Grafik-Designerin. Auch drei Tage Regen konnte sie von ihrem Ziel nicht abbringen; ebensowenig die vielen Asphaltstraßen, die keine Wohltat für die Füße waren.

Gegen Ende wurde die Strecke wieder hügeliger und wich vom Meer ab. Auf den letzten hundert Kilometern waren viele Pilger unterwegs: "Es ähnelte einer Massentourismus-Veranstaltung. Denn dort führen alle Jakobswege zusammen, und viele Menschen gehen die letzten Kilometer gemeinsam. Dann gilt man als Pilger."

Immer der Jakobsmuschel folgend, ist dann das Ziel erreicht: die Kathedrale mit der Grabstätte des Apostel Jakobus. "Die Ankunft war ganz seltsam. Es war zum einen ein schönes Gefühl, es geschafft zu haben, andererseits schwang ein wenig Wehmut mit. Denn der Weg war zu Ende, es hieß Abschied nehmen und wieder in den Alltag zurück", sagt Patricia Braun.

Bevor es wirklich "adios" hieß, wanderte sie noch mit sechs Pilgern, darunter einem Rentnerehepaar aus Australien und mit dem Italiener Fabio zum Kap Finisterre, was für viele Pilger das eigentliche Ende des Jakobswegs ist.

Am Ende aller Strapazen konnte Patricia Brau für sich ein sehr positives Resümee ziehen: "Ich würde es wieder tun. Nicht nur mein Selbstbewusstsein wurde gestärkt, man kann auch so schön runterkommen. Und die Begegnung mit vielen freundlichen Menschen war sehr wohltuend."

Denn den Weg, den sie alleine begann, vollendete sie mit sechs Begleitern, die ihre Zeit geprägt haben – oder wie es ihr Freund Fabio ausdrückte: "14 Beine, drei Länder, sieben Herzen, ein Weg" – ein guter Weg, ein empfehlenswerter Weg, eben ein "buen camino".