Luther-Gesprächsrunde: Kontroverse Diskussion über Text

Rosenfeld (lh). Kontrovers diskutiert haben die Teilnehmer am zweiten Gesprächsabend über den Text "Von der Freiheit eines Christenmenschen" von Martin Luther. Darin geht es um Luthers Bild des Menschen.

Unter Leitung der Pfarrer Bernd Hofmann und Sven Wegner-Denk beschäftigten sich die Interessierten mit Themen wie Verantwortung und Nächstenliebe. Hofmann, der eine Diskussionsgruppe leitete, zitierte das von Luther verwendete Bild des Brunnens, aus dessen Schalen das Wasser immer weiter fließt. So ähnlich verhalte es sich mit der Liebe Gottes, die an die Menschen weitergegeben werde. Er räumte ein: "Luther war nicht der beste Mensch." Die Geschichte biete genügend Beispiele, dass Menschen die Nächstenliebe missachteten. Die zweite Gruppe unter Leitung von Sven Wegner-Denk befasste sich mit historischen Geschehnissen.

Einige Zuhörer waren nicht einverstanden mit der These, dass Gottes Liebe alle Menschen liebenswert mache, auch diejenigen, die einem anderen Unrecht getan hätten, und fragten, ob Pfarrer überhaupt verstünden, was in der Welt vor sich gehe. Nach Hofmanns Meinung gehen Luthers Thesen von einem Idealbild aus; es gebe, so Hofmann, wenige Menschen, die ausschließlich selbstlos gehandelt hätten, etwa Mahatma Gandhi oder Mutter Teresa. Viele aber täten nur Gutes, um eine Gegenleistung dafür zu bekommen.

Dem hielt Hofmann entgegen: Wer ein gutes Selbstbewusstsein habe, könne auch ohne Hintergedanken, ganz selbstlos, etwas für andere Menschen tun. Das sei Ausdruck göttlicher Liebe.