Der französische Dokumentarfilmer Daniel Korn-Brzoza hat den Rosenfelder Hans Mendgen (Bild) interviewt. Foto: Hertle Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatgeschichte: Französischer Dokumentarfilmer Daniel Korn-Brzoza interviewt Hans Mendgen

Viel im Internet unterwegs ist Hans Mendgen mit seinen 90 Jahren. So ist auch eine Journalistin auf ihn gestoßen, die wiederum einen Dokumentarfilmer aus Frankreich auf den Weg nach Rosenfeld gebracht hat.

Rosenfeld. Hans Mendgen, in Kronstadt in Siebenbürgen geboren, war während des Zweiten Weltkriegs mit seiner Mutter und seiner Schwester nach Deutschland gekommen, um das Gymnasium zu besuchen. Schon in Rumänien war Mendgen bei der Hitlerjugend gewesen – was damals obligatorisch gewesen sei. In Blankenburg, wo er die Schule besuchte, gehörte er der "Flieger-HJ" an und hatte so die Möglichkeit zum Segelfliegen. Mendgen betont noch heute, dass ein jüdischer Lehrer während der NS-Zeit vom Schulleiter und den übrigen Lehrern hoch geachtet und geschützt worden sei und erst nach dem Einmarsch der britischen Soldaten zum Kriegsende mit ihnen die Stadt verlassen habe.

Mit 19 Jahren wurde Mendgen noch als Soldat eingezogen und kam 1945 in französische Kriegsgefangenschaft. In Rosenfeld hatte er seine spätere Ehefrau Marta kennengelernt. Über mehrere Stationen in Rottweil, Kehl und Straßburg kam Mendgen mit einem anderen Soldaten zu einer Bauernfamilie im Dorf Busson im Département Haute-Marne. Dort lebte und arbeitete er bis 1948 auf dem Hof und schloss mit der Familie eine intensive Freundschaft, die bis heute anhält.

Hans Mendgen, der später als Uhrmacher und Fotograf gearbeitet hat, hat sich mit der Geschichte Siebenbürgens und mit der Zeit des Nationalsozialismus beschäftigt. Die Münchner Journalistin Monika Griebeler wurde durch seine 18 Beiträge auf den Internetseiten des Projekts "LeMo" (lebendiges Museum online) des Deutschen Historischen Museums auf Mendgen aufmerksam. Sie stellte den Kontakt zu dem französischen Filmemacher Daniel Korn-Brzoza her, der unter anderem eine Biografie über Winston Churchill produziert hat.

Korn-Brzoza rückte mit einem großen Team in Mendgens Wohnung im Wacholderweg an. "Die haben mein Zimmer umgeräumt und alles perfekt ausgeleuchtet", erinnert sich Mendgen. Im Garten saß eine Simultan-Dolmetscherin, die per Funk Korn-Brzozas Fragen auf Französisch und Mendgens Antworten auf Deutsch jeweils in die andere Sprache übersetzte. "Korn-Brzoza hat etwas genuschelt", sagt Mendgen. Da er durch seine Jahre in Frankreich sehr gute Sprachkenntnisse besitzt, fiel ihm auf, dass einiges falsch übersetzt wurde. Im Überschwang antwortete er manchmal auf Französisch.

"Er hat manchmal vorgefasste Meinungen über die Hitlerjugend gehabt", so Mendgen über den Franzosen. So hätten ihn einige Antworten enttäuscht, auch die auf die Frage, was Mendgen und seine Kameraden nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 empfunden hätten.