Thomas Radetzki von Mellifera und Randolf Menzel von der FU Berlin inspizieren den "Umweltspäher"-Bienenstock, der mit dem Internet verbunden ist. Foto: Mellifera

Projekt "Umweltspäher" meldet Signale in digitalisierter Form. Rosenfelder Verband Mellifera ist beteiligt.

Rosenfeld/Berlin - Bienenvölker sollen Pestizide und andere Umweltbelastungen unterstützt von hochempfindlichen Messgeräten schnell erkennen. Das ist die Idee des Projekts "Umweltspäher" des Neurobiologen Randolf Menzel von der Freien Universität Berlin, an dem der Imkerverband Mellifera mitarbeitet. Mit Hilfe von "Crowdfunding" sind erste Spenden gesammelt worden, die den Start mit zehn Bienenvölkern ermöglicht haben.

Um hohe Erträge zu erreichen, wird in der modernen konventionellen Landwirtschaft eine Vielzahl von chemischen Pflanzenschutzmitteln eingesetzt. Immer mehr Studien legen nahe, dass der Einsatz dieser Spritzmittel einen wesentlichen Einfluss auf den Rückgang der Artenvielfalt hat.

Randolf Menzel hat mit Uwe Greggers Hightech-Messgeräte für Bienenstöcke entwickelt, die jetzt erprobt werden. Ein einziges Bienenvolk befliegt ein Areal von gut 30 Quadratkilometern. Auf Pestizide und andere Umweltbelastungen reagieren die hochsensiblen Bienen sofort. Die subtilen akustischen, vibratorischen und elektrostatischen Reaktionen der Bienen auf Pestizide werden im Bienenstock in Echtzeit erfasst, lokalisiert und über das Internet gemeldet.

Das langfristige Ziel ist es, ein deutschlandweites Netz von Umweltspäher-Stationen aufzubauen, die innerhalb von Minuten Alarm schlagen, wenn schädliche Pestizide ausgebracht werden. Mit dem Umweltspäher-Verfahren wird es möglich sein, derartige Belastungen zeitnah und mit großer räumlicher Auflösung zuzuordnen. Die Umweltspäher-Bienen werden im Bündnis zum Schutz der Bienen und der weiteren Forschungsarbeit von Mellifera eine wesentliche Rolle spielen.

Die Einrichtung einer Messstation mit hochsensiblen Sensoren kostet 2350 Euro. Hinter dem Projekt stehen Thomas Radetzki und sein Team bei Mellifera. Der Verband ist seit 1985 als Pionier der ökologischen und wesensgemäßen Bienenhaltung aktiv und setzt sich für den Schutz der Honigbienen und anderer blütenbesuchenden Insekten ein. So koordiniert der Verein das Bündnis zum Schutz der Bienen, in dem sich deutsche und europäische Imkerverbände, Naturschutzorganisationen und ökologische Anbauverbände zusammengeschlossen haben. Mit vereinten Kräften konnte das Bündnis im Jahr 2013 einen wesentlichen Beitrag zu einem vorübergehenden Verbot von drei besonders bienenschädlichen Wirkstoffen aus der Gruppe der Neonicotinoide leisten. Randolf Menzel leitet das Neurobiologische Institut an der Freien Universität Berlin. Für seine Forschungen zur Gedächtnisleistung der Honigbienen wurde Menzel mit zahlreichen Preisen bedacht, etwa dem Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgesellschaft.