Autor und Süddeutsche Zeitung-Magazin Chefredakteur Michael Ebert Foto: Julia Sellmann

Der Journalist und Autor Michael Ebert hat einen Roman geschrieben, dessen Handlung im Umfeld des Schramberger Krankenhauses spielt.

Das Schramberger Krankenhaus, heute ein wirklicher „Lost Place“, ein „verlassener, aufgegebener Ort“, hat tiefe Spuren in der Stadtgeschichte und im kollektiven Bewusstsein der Schramberger hinterlassen. So auch bei Michael Ebert (49), der in Schramberg aufgewachsen ist und die Schule besucht hat: 1994 machte er sein Abitur am Gymnasium Schramberg.

Seine Kindheit und Jugend in Schramberg hat den Journalisten und Autor zu einem Roman inspiriert. Diese Woche ist er unter dem Titel „Nicht von dieser Welt” im Penguin Verlag erscheinen.

Vor allem nachts geschrieben

 Der erste Teil des Romans spielt in Schramberg und im Umfeld des Krankenhauses: Die Hauptfigur des Romans wohnt mit seiner Mutter im Wohnbereich unterhalb des Krankenhausparkplatzes. Im realen Leben wohnte Ebert auch dort mit seinen Eltern und seiner Schwester. „Trotzdem ist der Roman nicht autobiografisch, sondern autofiktional“, stellt er im Gespräch mit unserer Redaktion klar. Seinen Roman hat er vor allem nachts geschrieben, wenn seine drei Kinder schliefen. Im Hauptberuf ist er Chefredakteur des Süddeutsche Zeitung Magazins. 

Journalistische Anfänge in Schramberg

Mit 16 Jahren fing Ebert für die Lokalredaktion Schramberg der Schwäbischen Zeitung an zu schreiben. „Zum Beispiel damals schon über Peter Renz, wenn er wieder mal ein Orientteppichgeschäft schloss und gleich darauf wieder eröffnete“, schmunzelt er. Natürlich gehörten auch die Hauptversammlungen der vielen Vereine dazu. Tiefe Erinnerungsspuren haben bei ihm die jährlich wiederkehrenden Termin während der Fasnet hinterlassen, etwa bei den Hoorigen Hunden in Sulzbach, Ebert erzählt heute noch davon.

Zivildienst in Wittum-Schule

Nach dem Abitur absolvierte er den Zivildienst an der sonderpädagogisch ausgerichteten Wittum-Schule auf dem Sulgen. Dann begann er ein Volontariat bei der Schwäbischen Zeitung. 

Einige Semester Jura in München studiert

„Um zu lernen, mich besser zu strukturieren“, studierte er einige Semester Jura an der Universität München, schrieb während dieser Zeit aber weiter für Zeitungen und Magazine. So machte er sich einen Namen bei Lesern und Redaktionen. Als ihm der Stern in Hamburg eine Redakteursstelle anbot, zögerte er nicht. Nach zwei Jahren beim Stern übernahm er 2001 die Redaktionsleitung des jetzt-Magazin der Süddeutschen Zeitung, bis das Heft im Sommer 2002 eingestellt wurde. Gemeinsam mit Timm Klotzek entwickelte Ebert daraufhin für den Stern das Magazin Neon, das er als Chefredakteur bis 2012 leitete. Von 2009 an führte er zugleich das Elternmagazin Nido. Seit 2013 ist er nun Chefredakteur des Süddeutsche Zeitung Magazins. 

 Lesung am 22. September im Gymnasium

Nach Schramberg kommt Ebert immer noch einige Male im Jahr und trifft sich mit alten Freunden aus der Zeit am Gymnasium. Auf die Frage, warum er als Titel „Nicht von dieser Welt“ für den Roman gewählt hat, sagt er nur: „Er klingt schön, und weil es ein kleines magisches Element im Buch gibt, passt er auch.“

Die erste Lesung fand in Hamburg beim Harbour Front Literaturfestival in der Laeiszhalle statt, die zweite am Freitag, 22. September, 20 Uhr, in der Aula des Gymnasium Schramberg, weitere Termine sind in Planung. „Eine wird in Halberstadt sein, schließlich spielt dort ein Teil der Handlung“, teilt Ebert mit. „Aber auf die Lesung in Schramberg freue ich mich besonders.“

Info

In Eberts Debütroman
  geht es um die großen Dinge: „Um Leben und Tod, um Liebe und die Kunst, nicht nur auf das zu schauen, was man verloren hat, sondern auch auf das, was bleibt“, formuliert sein Verlag und fasst den Inhalt so zusammen: „Seit dem Tod des Vaters lebt der 13-jährige Mischa mit seiner Mutter in der Personalwohnung eines Krankenhauses. Eigentlich ist das Leben für Mischa eine einzige Zumutung: Jeden Tag sterben Menschen in seiner Nachbarschaft, seine Mutter arbeitet unentwegt und trotzdem ist das Geld immer knapp. Bis an einem Sommertag im Juli 1991 überraschend nicht sein französischer Austauschschüler vor ihm steht, sondern Sola, 17, aus Zaïre, selbstbewusst, geheimnisvoll und klug. Die beiden fassen einen verwegenen Plan, der sie auf eine abenteuerliche Reise quer durch das wiedervereinigte Deutschland führt – vom Schwarzwald bis nach Halberstadt, wo die Staatsbank der DDR mehr als hundert Milliarden Ostmark vergraben hat.“   

Gefragt nach Parallelen zwischen der Romanhandlung und seiner Kindheit und Jugend in Schramberg antwortet Ebert: „Wie Mischa bin ich in einem Krankenhaus aufgewachsen, und meine Mutter hat dort als Krankenschwester auf der Intensivstation gearbeitet. Wie bei Mischa war das Geld in unserer Familie immer knapp. Mein Aufwachsen war bestimmt ein Anlass, diese Geschichte zu erzählen. Manches, was in dem Buch geschieht, habe ich so oder so ähnlich erlebt, aber nicht alles.“  2022 verstarb sein Vater.

„Der Versuch, meine Trauer zu verarbeiten, war sicher auch Auslöser für den Roman“, erzählt Ebert. Seine Eltern waren nach seinem Abitur nach Rottweil gezogen, wo seine Mutter auch heute noch lebt. Sein Vater war Fachpfleger für Psychiatrie im Krankenhaus Rottenmünster gewesen.

Das Buch
 Michael Ebert: Nicht von dieser Welt, Roman , Penguin, 240 Seiten,  ISBN: 978-3-328-60319-1,  24 Euro