Den Anklagten wird unter anderem Menschenhandel in Villingen-Schwenningen vorgeworfen. Foto: dpa/Christian Dittrich

Nach einem erfolgreichen Schlag gegen eine Gruppierung, die Frauen unter Druck gesetzt haben soll, um sie zum Sex zu zwingen, müssen sich die fünf Angeklagten vor Gericht verantworten. Es ist ein umfangreicher Prozess geplant.

Über einen Zeitraum von fast zwei Jahren soll Villingen-Schwenningen Schauplatz einer menschenverachtenden Praxis gewesen sein: Junge Frauen seien von einer Gruppierung zum Sex gezwungen worden – nachdem man ihnen zuvor eine Liebesbeziehung vorgegaukelt hatte. Nun stehen die Strippenzieher vor Gericht.

Wie das Landgericht Konstanz in einer Pressemitteilung erklärt, stehen fünf Angeklagte im Alter zwischen 23 und 33 Jahren im Fokus der Vorwürfe. Sie sollen nach Angaben der Justiz und der Ermittlungsbehörden Mitglieder einer rockerähnlichen Gruppierung sein und als solche diverse Straftaten in der Doppelstadt verübt haben.

Zwei der Angeklagten sollen demnach als Mitglieder der Rockergruppe junge Frauen durch Vorspiegelung einer Liebesbeziehung und systematischer Anwendung von Gewalt und gewaltvollen Drohungen dazu gebracht haben, sich zu prostituieren. Sämtliche Einnahmen mussten die jungen Frauen nach Angaben der Behörden an die Menschenhändler abgeben.

Schwere Zwangsprostitution angeklagt

Angeklagt ist insoweit besonders schwere Zwangsprostitution in Tateinheit mit Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung. Das ist jedoch nur ein Teil der Straftaten, die den Angeklagten vorgeworfen wird.

So sollen vier Männer der Gruppierung darüber hinaus einen „schwunghaften Handel“ mit Rauschgift in Villingen-Schwenningen betrieben haben. So sollen sie kiloweise Drogen – darunter Marihuana, Amphetamin, Methamphetamin, Amphetaminöl, MDMA, Ecstasy-Tabletten, Kokain – verkauft haben.

SEK nimmt Verdächtige fest

Den Männern wurde im September 2022, nach mehr als eineinhalb Jahren intensiver Ermittlungsarbeit, das Handwerk gelegt. Damals waren Wohnungen im Schwarzwald-Baar-Kreis, dem Bodenseekreis, Konstanz sowie im Raum Titisee-Neustadt durchsucht worden. Die Polizei nahm elf Tatverdächtige fest und fand bei den Durchsuchungen größere Mengen Rauschgift.

Auch Waffen sowie Bargeld in Höhe eines mittleren fünfstelligen Eurobetrags waren damals gefunden worden. Zudem beschlagnahmten die Ermittler einen hochwertigen Audi RS5.

Prozessauftakt am 11. Oktober

Die Angeklagten müssen sich ab dem 11. Oktober vor dem Landgericht Konstanz verantworten. Das Gericht hat eine umfangreiche Beweisaufnahme geplant. So sind nach derzeitigem Stand acht Verhandlungstage geplant, an denen 14 Zeugen gehört werden sollen. Auch die Expertise von zwei Sachverständigen wird vor Gericht eingebracht. Ein Urteil wird erst kurz vor Weihnachten erwartet.

Es handelt sich nicht um den einzigen Fall von Zwangsprostitution, der jüngst in VS bekannt wurde. In einer großen Polizeiaktion im Mai diesen Jahres hatte die Kriminalpolizei Rottweil gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft Konstanz ebenfalls mehrere Verdächtigen hochgenommen, denen Menschenhandel vorgeworfen wird. In zwei Fällen war in Schwenningen – Informationen unserer Redaktion zufolge – auch das Spezialeinsatzkommando (SEK) hinzugezogen worden, um die Kriminellen festzunehmen.