Als Siegerin die Matte verlassen will Sandra Paruszewski (rechts) möglichst auch in Paris bei der Weltmeisterschaft. Foto: Herzog

Sulgenerin erklimmt weitere Stufe auf der Karriereleiter und träumt von Olympia.

Die Sulgener Ringerin Sandra Paruszewski hat eine weitere Stufe auf ihrer Karriereleiter nach oben erklommen. Sie hat das Ticket für die Weltmeisterschaften in der Tasche.

Paris ist weithin als Stadt der Liebe, der Mode und der Lichter bekannt. Wenn Paruszewski am 21. August in die Hauptstadt Frankreichs reist, dann aus einem ganz anderen Grund: Sie will bei dem Ringer-Weltturnier in der Klasse bis 55 kg möglichst gut abschneiden.

Allein schon die erstmalige Nominierung für die Welttitelkämpfe bedeutet für die 24-jährige Sulgenerin ein weiter Höhepunkt in ihrer bisher so erfolgreichen sportlichen Karriere. Zwar sah es nach einem doch eher enttäuschenden siebten Platz bei den Europameisterschaften im serbischen Novi Sad Anfang Mai nicht danach aus, dass sie in Paris dabei sein könnte.

Sieg in Polen gegen die Europameisterin

Doch dann standen die hochkarätigen Polen Open an, bei denen Paruszewski der lang ersehnte internationale Durchbruch gelang. Mit einem 2:0 Punktsieg über die amtierende Europameisterin Biliyana Dubova aus Bulgarien, mit dem sie sich die Bronzemedaille sicherte, brachte sich die Schwarzwälderin bei Frauen-Bundestrainer Patrick Loes wieder ins Gespräch.

Wenige Tage später dann die gute Nachricht des Nationalcoachs: Die Sulgenerin ist in Paris dabei. Zwar schnupperte die BWL-Studentin im Vorjahr bei den Studenten-Weltmeisterschaften schon einmal Ringerluft auf hohem Niveau. Die Frauen-WM in Frankreich wird jedoch ihr bislang größtes Turnier werden. Da die internationale Konkurrenz bis 55 kg sehr groß sei und viel von der Auslosung abhänge, setzte sie sich eine Platzierung nicht als Ziel. "Es wäre vermessen, von einer Medaille zu sprechen, das wäre unrealistisch", räumt sie ein. Wenn sie gegen eine Top-Gegnerin knapp verliere und ausscheide, wäre das schon ein gutes Ergebnis. Der Platz sei nicht so wichtig.

Sie wolle sich als Teilnehmerin für Europa- und Weltmeisterschaften etablieren und habe Olympia 2020 in Tokio fest im Blick, verrät sie ihre weiteren hochgesteckten Ziele, immer die Konkurrenz aus Deutschland im Auge behaltend. "Es ist schwierig zu sagen, wie die Chancen 2020 für mich aussehen werden. National werden einige Ringerinnen aufhören, Jüngere neu hinzukommen. Außerdem wird es nach der Weltmeisterschaft in Paris neue Gewichtsklassen bei den Frauen geben", gibt sie zu bedenken. Sollte wie bereits durchgesickert, die bisherige olympische Gewichtsklasse 53 kg auf 54 kg erhöht werden, käme das der Sulgenerin im Verhältnis zu ihrem Normalgewicht gelegen.

Zur Vorbereitung auf die Weltmeisterschaften in Paris steht ab Anfang dieser Woche ein zehntägiges Trainingslager in Kiew/Ukraine an, bei dem der Bundestrainer den deutschen Frauen den letzten Schliff verpassen will. Für Sandra Paruszewski steht am 22. August in Paris das Wiegen an, ins Kampfgeschehen greift sie einen Tag später ein. So erfreulich die WM-Teilnahme für Paruszewski und den AV Sulgen aus sportlicher Sicht ist, muss an dieser Stelle auch einmal die finanzielle Seite dargestellt werden.

Die Kosten in Höhe von 1200 Euro für den Vorbereitungslehrgang in der Ukraine wälzt der Deutsche Ringerbund (DRB) einfach auf den Württembergischen Ringerverband (WRV) ab, der aber nicht alles übernehmen kann (will).

Der AV Sulgen muss in diesem Fall 400 Euro beisteuern– und dies nicht zum ersten Mal, obwohl Paruszewski Kadermitglied ist.