Um die Anzahl der betroffenen Bäume zu verdeutlichen, haben Ralph Fröhlich und weitere Anwohner jene markiert, die im Rahmen der Radwegerweiterung gefällt werden sollen. Das Bild zeigt die bedrohten Bäume entlang der Moltkestraße – rechts daneben die Reithalle, in der am Montag die Gemeinderatssitzung abgehalten wird. Foto: privat

Nachdem verkündet wurde, dass in Offenburg bis zu rund 160 Bäume für breitere Radwege weichen sollen, hat Anwohner Ralph Fröhlich eine Petition ins Leben gerufen. Was als kleiner Aufschrei angefangen hat, ist heute eine Aktion, die inzwischen eine riesige Resonanz gefunden hat. Am Montag will sich auch der Gemeinderat mit der Petition befassen.

Kaum ein Thema sorgt seit rund zwei Monaten bei Anwohnern der Offenburger Moltke- und Weingartenstraße für so viel Diskussion, wie der Ausbau der dortigen Fahrradwege. Dabei ist das Vorhaben bereits seit zwei Jahren in Planung, da es damals vermehrt zu Fahrradunfällen gekommen und das Radwegnetz allgemein in schlechtem Zustand sei. Also eigentlich ein Grund zur Freude für die Anwohner – oder nicht? „Die Radwege müssen sicherer werden“, bestätigt Ralph Fröhlich, der selbst in der Weingartenstraße wohnt und arbeitet, im Gespräch mit unserer Redaktion. „Allerdings wurde am 10. Mai in einer Verkehrsausschusssitzung verkündet, dass dafür bis zu 155 Bäume weichen müssen – 27 davon wurden bereits ihren Quartieren entfernt, die seitdem leerstehen.“ Aus diesem Grund hat Fröhlich eine Petition ins Leben gerufen, um für den Erhalt der restlichen 128 zu kämpfen. Innerhalb von knapp zwei Monaten haben mehr als 24 000 Menschen unterschrieben – Tendenz steigend. Und das mit Erfolg, denn nun ist die Petition zu einem Tagesordnungspunkt in der kommenden Gemeinderatssitzung am Montag, 24. Juli, geworden. „Das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Für unser eigentliches Anliegen – also der Erhalt der Bäume – sehe ich jedoch wenig Erfolg“, blickt Fröhlich in die Zukunft.

„Bäume sind unser Hauptinstrument, um klimaneutral zu werden“

Den Grund sieht er in der Beschlussvorlage für die Sitzung am Montag: „Die Stadt nimmt unsere Anliegen ernst und sucht nach Alternativen. So wird geprüft, ob etwa auf Abbiegespuren verzichtet werden kann. In der Vorlage wird aber größtenteils beschrieben, wieso unsere Ansätze nicht umsetzbar seien.“ So die Vorschläge, aus den Bereichen eine Tempo-30-Zone zu machen oder die Straßenbreite für Autos zu verkleinern. „Niemand im Rat will sich für den Erhalt der Bäume aussprechen“, erklärt Fröhlich. Den Gemeinderäten sei es wichtiger, Parkplätze und Straßenbreite beizubehalten oder gar zu erweitern.

Ralph Fröhlich Foto: privat

Für Fröhlich ist das unverständlich: „Bäume sind unser Hauptinstrument, um klimaneutral zu werden. Wir brauchen großkronige Bäume, die Schatten spenden – das ist auch Lebensqualität.“ Besonders wenn die Sommer heißer werden, brauche es den Schatten der Bäume. So habe eine Messung des Baumschützers ergeben, dass der Asphalt im Schatten 18 Grad warm gewesen sei. Beim sonnigen Asphalt habe er hingegen eine Temperatur von 40 Grad gemessen.

Wie geht es nun weiter? Auf Anfrage unserer Redaktion erklärte die Stadt Offenburg, dass die Petition Gegenstand der Sitzung des Gemeinderats kommenden Montag sei. „Dem Ergebnis wollen wir nicht vorgreifen“, heißt es aus dem Rathaus. Offenburgs Oberbürgermeister Marco Steffens hat Ende Juni in einer Pressemitteilung verkündet, dem Thema „mehr Zeit zu geben“.

Zwischenergebnisse sollen Anfang 2024 vorliegen

So sollen im Januar 2024 sogenannte Zwischenergebnisse vorgelegt werden. Ursprünglich sei geplant gewesen, dass zu diesem Zeitpunkt das Vorhaben bereits konkretisiert werden sollte. Zudem sollen die Anwohner in die Planung miteinbezogen werden. „Die Stadt hat zugesagt, dass wir die Entwicklung im kommenden halben Jahr punktuell mitgestalten können“, so Fröhlich.

Ob und wie diese Mitgestaltung erfolgt, werde sich zeigen. Der Petition-Initiator ist sich allerdings sicher: „Bis die Bäume nicht gerettet sind, werden wir weiterkämpfen.“ Entschlossen zeigen sich auch andere Unterstützer, die unter der Petition Beiträge verfasst haben. „Ist für mich unvorstellbar, gesunde große Bäume zu fällen, wo der Klimawandel schon vor der Tür steht. Jeder gesunde Baum ist ein Geschenk“, heißt es dort etwa.

Auf Anfrage zeigt die Stadt zwar Verständnis, betont aber: „Derzeit genießt eine Richtung zwar hohe Aufmerksamkeit, die Meinungen in der Anwohnerschaft sind aber geteilt. Grundsätzlich erweist sich wieder einmal, dass Offenburg eine debattierfreudige Stadt ist.“

Info – Das ZDF war vor Ort

Auch das Team des ZDF ist auf die Petition aufmerksam geworden und hat Ralph Fröhlich in Offenburg besucht. Auf der Internetseite der Petition schreibt Fröhlich: „Da bundesweit viele Städte und Kommunen in dem Spannungsfeld zwischen städtischem Grün und neuen Radwegen entscheiden müssen, stoßen wir hier auf ein überregionales Interesse.“ Weitere Informationen zu dem Beitrag und zur Petition gibt es im Internet unter www.change.org/p/164-bäume-fällen-für-den-klimaschutz-und-breitere-radwege.