Frau mit Dönermesser getötet: Hinweise auf psychische Probleme des Tatverdächtigen. 21-Jähriger der Polizei bekannt.

Reutlingen - Zahlreiche Passanten sehen, wie ein Mann mit einem Dönermesser eine Frau tötet und auf mehrere Menschen losgeht. Auf seiner Flucht rennt er in ein Auto und wird schwer verletzt. Die Ermittler wissen nun mehr über den Hintergrund der Tat.

Der mutmaßliche Gewalttäter von Reutlingen hat vor der Attacke monatelang mit dem Opfer der Bluttat zusammengearbeitet – beide waren auch ein Paar. Der 21 Jahre alte Tatverdächtige habe eigenen Angaben zufolge eine Beziehung mit der 45-jährigen Frau gehabt, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft gestern mit. Beide waren in einer Gaststätte angestellt. Die Polizei geht Hinweisen nach, wonach der Mann psychische Probleme hatte. Ob darin das Motiv für die Bluttat vom Sonntagnachmittag zu suchen ist, sei noch unklar.

Lückenhafte Angaben

Bei der Vernehmung des 21-Jährigen hätten sich "Hinweise auf psychische Auffälligkeiten" ergeben, berichtete die Polizei. Zudem habe er nur teilweise Angaben zum Tatablauf gemacht. Die Tote stammte aus Polen. Berichte über eine Schwangerschaft des Opfers bestätigte die Polizei nicht.

Der 21-Jährige hatte die 45 Jahre alte Frau nach einem Streit auf der Straße mit einem 60 Zentimeter langen Dönermesser teilweise enthauptet, wie DRK-Leiter Götz Vedder sagte. In der Folge beschädigte der 21-Jährige ein Auto und verletzte die 51-jährige Fahrerin am Unterarm. Der 41-jährige Beifahrer erlitt einen Schock. An einer Gaststätte verletzte der junge Mann einen 23-Jährigen im Gesicht. In einem Imbiss schlug er mehrfach mit dem Messer auf einen Holztisch ein. Das DRK war mit 50 Helfern vor Ort, die Polizei mit 100 Einsatzkräften. Zehn Ermittler arbeiten an dem Fall.

Der Täter war der Polizei bekannt. Laut Staatsanwaltschaft Tübingen liegen dem Amtsgericht zwei Anklagen wegen eines Ladendiebstahls und einer versuchten Körperverletzung vom Anfang des Jahres vor. In diesem Monat seien drei weitere Diebstahlsdelikte und eine gefährliche Körperverletzung eingegangen, sagte eine Sprecherin. Gestern hieß es, der Mann sei als Asylbewerber anerkannt.

Nach dem Waffengesetz ist es verboten, feststehende Messer mit einer Klingenlänge über zwölf Zentimetern mit sich zu führen. Davon sind ausdrücklich auch Gebrauchsgegenstände umfasst, die nicht als Waffe gelten.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sprach den Opfern und ihren Angehörigen gestern sein Mitgefühl aus. Er sei erschüttert, sagte der Minister. Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl kündigte an, nach den Anschlägen im Süddeutschland die Polizeipräsenz bei größeren Veranstaltungen zu erhöhen.

Polen planen Trauermarsch

Das Zimmer des Verdächtigen in einer Flüchtlingsunterkunft sei durchsucht worden, hieß es. Die Polizei berichtete bereits kurz nach der Tat, dass es sich "um einen 21-jährigen Asylbewerber aus Syrien" handele. Einen Zusammenhang zwischen der Herkunft und der Tat sehen die Ermittler nach eigenen Angaben jedoch nicht.

"Wir trauern mit den Angehörigen der getöteten Frau in Reutlingen und sind in Gedanken bei den Angehörigen der Verletzten von Reutlingen und Ansbach", sagte Vize-Regierungssprecherin Ulrike Demmer gestern. Für die getötete 45-jährige Frau wollen Polen einen Trauermarsch in der Stadt organisieren. An diesem Samstag solle ihr schweigend gedacht werden, berichtete die polnische Nachrichtenagentur PAP. Dafür war bei der Stadt zunächst keine Bestätigung zu erhalten.