Remsecks neue Mitte (rote gestrichelte Linie) ist rund 16 Hektar groß. Die roten Punkte sind die Standorte der Markierungsfahnen. Foto: ©Google Maps – Teleatlas 2011 / StN: Lange

Remseck will sparen und Rathäuser, Hallen und Sportstätten der sechs Stadtteile bündeln.

Remseck - Seit sieben Jahren ist Remseck Große Kreisstadt. Wahrgenommen wird sie als solche nicht. Zudem zählen die sechs Stadtteile immer weniger Einwohner. Um zusammenzuwachsen, forciert Remseck jetzt den Bau seiner neuen Mitte. Gleichzeitig kämpft die Stadt weiter für den Nordostring.

23.000 Einwohner, verteilt auf sechs Stadtteile - Remseck ist ein Flickenteppich. Auf dem Papier und im Herzen vieler Bürger bilden die sechs Stadtteile Aldingen, Hochberg, Hochdorf, Neckargröningen, Neckarrems und der ehemalige Standort der US-Army Pattonville eine Einheit. Doch ein gemeinsames Zentrum mit Rathaus, Veranstaltungsstätte oder Einkaufszentrum gibt es nicht. Seit 20 Jahren diskutieren die Remsecker deshalb über die neue Mitte, in der alles gebündelt werden soll - auch weil die Einwohnerzahl in den Stadtteilen sinkt. Aber erst jetzt sieht es danach aus, als könnten auf dem 16 Hektar großen Gelände in wenigen Jahren die Bagger auffahren.

Im Frühjahr haben die Verwaltung und der Gemeinderat einen Ideenwettbewerb fürs Areal auf den Weg gebracht. 33 Stadtplaner und Architekten haben ihre Entwürfe geschickt. Derzeit brütet die Jury über den Beiträgen für das Millionenprojekt - genauere Angaben über den möglichen Kostenrahmen sind nach Angaben von Rathaussprecherin Christiane Conzen noch nicht möglich. Am 17. September präsentiert Schlumberger die Siegerentwürfe. Die Pläne und Modelle werden zudem in der Folgewoche, also vom 19. bis 25. September, in der Gemeindehalle Aldingen ausgestellt.

"In wenigen Jahren müssen hier Bagger auffahren"

Um die Öffentlichkeit auf den Planungsfortschritt hinzuweisen, ließ die Stadt in diesen Tagen für die neue Mitte Segel setzen. Die acht bedruckten, dreieckigen Stoffbahnen sollen in den nächsten Monaten auch Investoren neugierig machen. Sie stecken das Gebiet ab, das sich von Nord nach Süd zwischen Neckargröningen, Aldingen und Neckarrems erstreckt. Es liegt links und rechts des Neckars und grenzt in Richtung Aldingen an den regionalen Grünzug. "Diese Situation am Fluss fordert geradezu, dass sich die Stadt an der Landesgartenschau 2019 beteiligt", sagt OB Schlumberger. 2019 richten verschiedene Remstal-Kommunen gemeinsam die Schau aus. Remseck will mit dem Mündungsgebiet der Rems in den Neckar teilnehmen.

Der Katalog für die öffentlichen Bauten in der neuen Mitte steht ebenfalls in Umrissen fest. Ein neues Rathaus gehört dazu, das seit 20 Jahren in Remseck angedacht ist. Die Wunschliste geht weiter mit einer zentralen Bücherei und einem großen Saal für kulturelle Veranstaltungen. "Eine solche Einrichtung gibt es bis jetzt in ganz Remseck nicht", sagt der Oberbürgermeister. Überrascht ist Schlumberger, dass sich auch drei Kirchen bei ihm gemeldet haben, die in der neuen Mitte eine gemeinsame Kirche bauen wollen. Auch neue Einkaufsmöglichkeiten, Büros und Wohnungen stehen auf der Wunschliste. Wie viele Menschen in der neuen Mitte ihr Zuhause finden, ist noch nicht klar. "Bislang geht es noch um Ideen, nicht um konkrete Pläne", sagt Conzen.

Wenn das Ergebnis des Ideenwettbewerbs bekannt ist, will Schlumberger die Pläne baureif machen. "In wenigen Jahren müssen hier Bagger auffahren", kündigte der OB an, als er das erste Segel setzte. Der Zeitplan sieht vor, die Beiträge der Architekten und das Ergebnis einer Bürgerbeteiligung innerhalb eines Jahres in einen Bebauungsplan zu gießen. Wiederum eineinhalb Jahre wird es dauern, bis die Pläne tatsächlich baureif sind.

Landesregierung stoppt Planungen

Das neue Zentrum soll zudem Geld sparen: Die Stadt könne es sich nicht mehr lange leisten, in allen Ortsteilen große Sporthallen oder Büchereien zu unterhalten. Der Rückgang der Bevölkerung verlange es, dass solche Einrichtungen zentralisiert werden, sagte Schlumberger. Er rechnet durchaus mit Widerstand in den Stadtteilen: "Wer verliert schon gern eine Halle."

Ein weiteres Problem im Zusammenhang mit dem neuen Stadtzentrum ist der Verkehr. Für die Entlastung der Neckartalstraße und der Neckarbrücke (30.000 Fahrzeuge täglich) sollte eigentlich die sogenannte Andriof-Brücke sorgen. Ob diese neue Neckarquerung und im weiteren Verlauf der Nordostring je gebaut werden, steht in den Sternen.

Die neue Landesregierung hat die Planungen erst einmal gestoppt. Fast trotzig haben OB und Gemeinderat deshalb vor kurzem das Regierungspräsidium aufgefordert, die Verkehrsentlastung für Remseck "positiv und zeitnah" weiterzuführen. Mit Blick auf die seit Jahren währende Hängepartie mit der Andriof-Brücke und den Widerstand aus den Nachbarstädten Fellbach und Kornwestheim gegen dieses Projekt kommt der Remsecker OB zu dem Schluss: "Man gönnt uns nichts."

Ob mit oder ohne neue Straße, Schlumberger will die neue Mitte entschlossen angehen. "Wenn die Stadt diese Aufgabe erfolgreich schultert, wird man uns mehr Beachtung schenken", meint der OB.