Nahe der St. Georgener Innenstadt liegt eine der beiden Bergstadt-Niederlassungen von EBM-Papst. Foto: Helen Moser

Stellenabbau und Automotive-Aus, gleichzeitig aber ein Umsatz-Plus bei EBM-Papst St. Georgen und gruppenweit sogar ein Rekordumsatz. Hinter EBM-Papst liegt ein „sehr herausforderndes Jahr“, erklärte CEO Klaus Geißdörfer am Mittwoch.

Zum zweiten Mal in Folge vermeldet die EBM-Papst-Gruppe einen Rekordumsatz – erstmals knackte das Unternehmen im zum 31. März zu Ende gegangenen Geschäftsjahr die Marke von 2,5 Milliarden Euro. Doch die Rahmenbedingungen waren schwierig, erklärte Klaus Geißdörfer, Vorsitzender der Gruppengeschäftsführung (CEO) des Weltmarktführers für Ventilatoren und Motoren, bei der Jahrespressekonferenz. Das bekam auch das Tochterunternehmen EBM-Papst St. Georgen zu spüren.

Die Gruppen-Zahlen

Rund 2,54 Milliarden Euro Umsatz machte die EBM-Papst-Gruppe im zurückliegenden Geschäftsjahr – eine Steigerung von fast elf Prozent im Vergleich zum vorigen Geschäftsjahr. Mit gut 2,29 hatte die EBM-Papst-Gruppe auch damals einen Rekordumsatz erzielt. Und auch diese Aussage erinnert ans Vorjahr: Die Gruppe hätte noch mehr Umsatz machen können, erklärte CEO Geißdörfer. Die Nachfrage nach den Produkten sei – auch durch den Wärmepumpen-Boom – „enorm“. Doch unter anderem wegen Lieferengpässen konnte EBM-Papst die Nachfrage nicht vollständig bedienen.

Nicht in allen Marktsegmenten konnte EBM-Papst zulegen: Während es im Geschäftsbereich Hausgeräte und Heiztechnik um 15,5 Prozent auf 482,1 Millionen Euro und im Geschäftsbereich industrielle Lufttechnik um 12,9 Prozent auf 417,4 Millionen Euro aufwärts ging, sank der gruppenweite Umsatz im Bereich Automotive und Antriebstechnik um drei Prozent auf 328,6 Millionen Euro.

Zum Ergebnis äußert sich die EBM-Papst-Gruppe traditionell nicht. Nur so viel: Verlust habe man nicht gemacht, erklärte CEO Geißdörfer. Für die Zukunft sei beim Gewinn aber „sicherlich noch Entwicklungspotenzial nach vorne“.

Das Geschäftsjahr bei EBM-Papst St. Georgen

Nicht ganz so stark wie in der gesamten Gruppe stieg der Umsatz bei EBM-Papst St. Georgen: Im Geschäftsjahr 2022/2023 erwirtschaftete das Schwarzwälder Tochterunternehmen einen Umsatz von 541 Millionen Euro. Im Vergleich zum Vorjahr, als der Umsatz bei 504 Millionen Euro lag, ist das ein Plus von 7,3 Prozent.

Aufhorchen lässt die Mitarbeiterentwicklung: Nachdem das Unternehmen bereits im Geschäftsjahr 2021/2022 einen Mitarbeiterschwund verzeichnet hatte, ging die Zahl der Angestellten nun noch einmal zurück. Zum 31. März beschäftigte EBM-Papst St. Georgen noch 1476 Personen. Im Vorjahr waren es zum Stichtag mit 1579 Angestellten noch 103 mehr gewesen. Unter anderem hatte das Unternehmen – vor allem am Standort Herbolzheim – im Zuge von Umstrukturierungen Stellen abgebaut. Gruppenweit wuchs der Personalstamm von EBM-Papst auf 14 940 Mitarbeiter.

Raus aus Automotive

Was sich schon längere Zeit andeutete, ist mittlerweile Gewissheit: EBM-Papst zieht sich aus dem Automotive-Geschäft, in das EBM-Papst St. Georgen bislang stark eingebunden war, zurück. „Ich denke, um diese Entscheidung beneidet man uns“, kommentierte Thomas Wagner, Gruppengeschäftsführer Produktion (COO), mit Blick auf das Geschäftsfeld, das immer mal wieder für Probleme gesorgt hatte. Betroffen ist bei EBM-Papst St. Georgen vor allem der Standort Herbolzheim mit rund 500 Mitarbeitern. Dort sollen künftig große Ventilatoren gefertigt werden. Schrittweise, erklärte COO Wagner, werde die Produktion im Bereich Automotive heruntergefahren, während immer mehr Produktionsstraßen für die Ventilatoren-Herstellung angesiedelt werden. „Das wird keine wesentlichen Auswirkungen auf die Zahl der Mitarbeitenden haben.“

Angelaufen ist der Transformationsprozess – wie lange er dauert, steht aber noch nicht fest. Letzte Verträge im Bereich Automobil liefen noch bis 2029 und 2030, erklärte CEO Geißdörfer. Man sei aber bereits in Verhandlungen, um diese Aufträge in Absprache mit den Kunden an andere Unternehmen abzugeben. „Möglicherweise sind wir dann deutlich schneller aus dem Thema raus.“

Thomas Wagner (links) geht in den Ruhestand. Frank Mayer übernimmt als Gruppengeschäftsführer Produktion (COO). Foto: EBM-Papst

Das laufende Geschäftsjahr

Im Geschäftsjahr 2023/2024 strebe EBM-Papst ein Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Bereich an, erklärte Geißdörfer. Aktuell bestünden noch einige Unsicherheiten, die eine genaue Vorhersage schwierig machten.

Wechsel in der Geschäftsführung: Thomas Wagner übergibt an Frank Mayer

Abschied
Nach fast vier Jahrzehnten bei EBM-Papst, derzeit als stellvertretender CEO und Gruppengeschäftsführer Produktion (COO), geht Thomas Wagner zum 31. August in den Ruhestand. Der 64-Jährige war seit 1984 bei EBM-Papst, war zweitweise auch Geschäftsführer von EBM-Papst St. Georgen. 2002 wurde Wagner zum COO berufen. Nachdem er 2021 interimsweise die Position des CEO übernommen hatte, war er seit November 2021 stellvertretender Vorsitzender der Gruppengeschäftsführung und COO.

Neuzugang
Als neuer COO startet zum 1. Juli Frank Mayer. Der 52-Jährige arbeitete zuletzt als Leiter des Geschäftsbereichs Thermomanagement beim Maschinenbau-Konzern und Automobilzulieferer Schaeffler.