Die jungen Reiter versorgen die Tiere nach der Stunde, putzen die Hufe, wenn sie aus dem Gelände zurückkommen. Foto: Thomas Fritsch

Gegründet hat sie ihre Reitschule in Gechingen kurz vor dem ersten Corona-Lockdown, aus damaliger Sicht nicht der beste Zeitpunkt. Sandy Schmid hat sich aber nicht unterkriegen lassen und ist nun mit "Ponyzauber" erfolgreich.

Gechingen - Schmid ist im landwirtschaftlichen Betrieb ihrer Eltern mit Pferden aufgewachsen. Die 27-Jährige ist selbst Dressur-Turnierreiterin, hat verschiedene Praktika sowie Fortbildungen bei namhaften Pferdesportlern absolviert und wurde für besondere Leistungen im Rahmen des C-Trainerscheins 2021 mit der Gebrüder-Lütke-Westhues-Auszeichnung geehrt. Mit ihrer eigenen Reitschule bei der "Pferdevilla" der Eltern verbindet sie Beruf und Hobby, außerdem ergeben sich zwischen den beiden Betrieben Synergien.

Umgang mit charakterstarken Geschöpfen

Schmids Augen strahlen und man spürt das Herzblut für ihre Arbeit speziell mit Kindern, denen sie die Ponys und Pferde als lebendige Partner für eine erfüllende Freizeitbeschäftigung nahebringt. "Im September 2020 habe ich drei Ponys gekauft, zwei Stuten und einen Hengst, und die beiden Stuten waren trächtig", erzählt sie, "wir hatten dann also bald fünf Ponys". Mit diesen charakterstarken Geschöpfen bietet sie heute ganz unterschiedliche Erfahrungen für Kinder ab drei Jahren an. Überwiegend sind das Mädchen, "es ist einfach eine Tatsache, dass sich im Kinder- und Jugendalter hauptsächlich die Mädchen zu Pferden hingezogen fühlen", sagt Schmid lachend. Und das ist auch ein Grund, warum es zum Beispiel rosafarbene Halfter, Einhorn-Accessoires für die Ponys oder den in Pink gestalteten Aufenthaltsraum gibt, der auch für Kindergeburtstage rund um die Ponys genutzt wird.

Ganzheitliche Philosophie: Schüler dürfen vieles selbst übernehmen

"Uns ist wichtig, den Kindern die Verantwortung für die Tiere nahezubringen", sagt Schmid. Die Kleinen zwischen drei und acht Jahren können einsteigen ins Pferdeerlebnis mit den Pony-Stunden. Schmids Philosophie ist eine ganzheitliche, die Kinder lernen die Bedürfnisse der Tiere kennen, bevor es ans Reiten geht. Was fressen sie und was besser nicht, die Kinder übernehmen das Putzen und Striegeln, legen die Halfter an und versorgen die Tiere nach der Stunde, putzen die Hufe, wenn sie aus dem Gelände zurückkommen. Oder sie sind dabei, wenn der Hufschmied auf den Hof kommt, dürfen ein altes Hufeisen mitnehmen oder sichern sich einen Hornspan, den der Schmied vom Huf der Pferde abraspelt, als Erinnerung.

Theorie-Pferdeführerschein für die Eltern

"Papa, weißt du, dass der Snoopy eine Porzellanschecke ist?" Lernfreudig, wie Kinder in dem Alter sind, merken sie sich sogar solche Fachausdrücke zur Farbe der Tiere. Dass das Konzept von "Ponyzauber" die Kinder erreicht, macht die Betriebsgründerin mit einer anderen Anekdote deutlich: "Ich war total berührt, als ein Mädchen zu seiner Mutter sagte: ›Mama, ich hab’ dich fast so lieb wie den Franz‹". Damit Eltern verstehen, wovon ihre begeisterten Kinder sprechen, bietet sie einen Theorie-Pferdeführerschein für die Eltern an.

Für den Einzelunterricht von Jugendlichen und Erwachsenen nutzten Schmid und ihre ausgebildeten Trainerinnen die Schulpferde der privaten Einsteller, die ihre Pferde in der "Pferdevilla" artgerecht – heißt: nicht in Einzelboxen, sondern gemeinsam in einem Aktiv-Stall untergebracht – und naturnah bestens aufgehoben wissen.

Bald wohl auch Ausbildungsbetrieb

Schmid will demnächst die Fortbildung zum Pferdewirtschaftsmeister absolvieren, "dann dürfen wir auch ausbilden". Denn es ist ihr ein Anliegen, ihre Philosophie und die damit gemachten guten Erfahrungen im Umgang mit ihren Ponys und den Pferden weiterzugeben. "Der Erfolg und die Nachfrage, die sich seit Beginn unserer Selbstständigkeit entwickelt hat, geben uns recht. Wir wollen Verständnis und Respekt für die Tiere vermitteln. Sie sind unser Spiegel und wenn wir sie ebenbürtig behandeln, haben wir zusammen viel Freude."