Gerhard Regele fühlt sich wohl in seinem neuen Aufgabenfeld. Foto: Nädele

Gerhard Regele gilt als Hoffnungsträger in schwieriger Zeit. Bei Einführung auch Evaluation großes Thema.

Region - Offiziell eingeführt als Leiter des Polizeipräsidiums Tuttlingen wurde Gerhard Regele. Die Feier bot am Montag die Bühne für zahlreiche Appelle zur Evaluation der Polizeireform in Richtung Landespolitik.

Staatssekretär Martin Jäger aus dem Ministerium für Inneres, Digitalisierung und Migration hatte einiges zu tun, die Gäste zu begrüßen, an deren Spitze Justizminister Guido Wolf zu nennen ist. Zu den Vertretern in blauer Uniform gesellten sich Oberbürgermeister, Bürgermeister und Landräte, Vertreter der Justiz, des Innenministeriums sowie eine lange Reihe von Landtagsabgeordneten. Da übersah Jäger gar den einen oder anderen. So viele waren der Einladung zur Amtseinführung Regeles gefolgt, dass sogar aus dem Polizeipräsidium in den benachbarten Feuerwehrneubau ausgewichen werden musste.

Angesichts so viel versammelter Prominenz aus Stuttgart nutzte mancher sein Grußwort, seine Gedanken in Sachen Polizeireform ins Mikrofon zu sprechen. Und es lag sicher nicht am Versammlungsort Tuttlingen, dass es deutliche Appelle gab, den Präsidiumssitz dort zu belassen. "Wir sehen keine Notwendigkeit, am Ort und der Gliederung des Polizeipräsidiums Tuttlingen irgendetwas zu ändern", sagte etwa Joachim Dittrich, Leitender Oberstaatsanwalt aus Rottweil. Und Kriminaloberkommissar Werner Scholz, stellvertretender Vorsitzender des Personalrats, bat dringend darum, die Beschäftigten zur Ruhe kommen zu lassen. Die Grenze der Belastbarkeit sei erreicht.

Nein, er wisse auch nicht mehr, machte Gerhard Regele deutlich: Für Ende März sei der Abschluss der Evaluation angekündigt. "Dann wissen wir, über was wir reden werden", ist der Tuttlinger Polizeipräsident sicher, dass dann verschiedene Alternativen zur Wahl stehen werden.

"Es ist eine spannende Zeit", in der Regele seinen Posten als Präsident des Polizeipräsidiums antritt. Da hat der Tuttlinger Oberbürgermeister Michael Beck offenbar recht. Indes: Beck hatte dies gar nicht nur auf die Diskussionen rund um die Polizeireform bezogen, sondern auch allgemeiner auf die Sorgen der Bürger um die innere Sicherheit. Wie Beck zeigt sich Landrat Stefan Bär überzeugt, dass mit Regele eine gute Wahl getroffen worden sei für die Aufgaben an der Spitze der Polizei in den fünf Landkreisen Freudenstadt, Rottweil, Schwarzwald-Baar, Tuttlingen und Zollernalb. "Die Chemie stimmt", wurde allseits nach den ersten drei Monaten im Amt gelobt.

Staatssekretär Jäger hatte zuvor nicht nur die fachliche Qualifikation Regeles betont, sondern auch dessen Fähigkeit gelobt, Menschen zu motivieren und mitzunehmen. Professionalität, Engagement, Gewissenhaftigkeit und Einfühlungsvermögen gepaart mit der Erfahrung aus fast 40 Jahren im Polizeidienst – Jäger zeigte keine Zweifel, dass Regele bestens geeignet ist, dieses "etwas besondere" Präsidium zu leiten. Mit 4317 Quadratkilometern Fläche und einer Nord-Süd-Ausdehnung von fast 100 Kilometern sei es nicht nur das zweitgrößte in Baden-Württemberg, sondern auch fast doppelt so groß wie das Saarland. Regele sei hier für die Sicherheit von 790 000 Menschen verantwortlich.

Mit welchen Herausforderungen das verbunden ist, zeigte Gerhard Regele dann in seiner Rede anhand einiger Beispiele auf. Das Sicherheitsbedürfnis der Bürger ist ihm dabei ebenso bewusst, wie die Belange seiner 450 Mitarbeiter. Im Schutz der Polizisten sieht er eine wichtige Aufgabe, für die er auch die Justiz in die Pflicht nimmt. Dass er jede Woche fünf bis zehn Vorgänge auf dem Schreibtisch habe wegen Gewalt gegen Polizeibeamte sei eine bedenkliche Entwicklung. Auch Sicherheitspartnerschaften mit Kommunen nach Freiburger Vorbild sieht er als gutes Beispiel.

"Ich freue mich auf meine neue Aufgabe. Es macht Spaß, Polizeipräsident in Tuttlingen zu sein", dankte er für das Vertrauen in seine Person und zeigt sich weiter neugierig auf seinen Dienstbezirk. Dass es sich mittlerweile nicht mehr um Vorschusslorbeeren handelt, hatten schon verschiedene Redner deutlich gemacht. Und wie als Beweis für die von Jäger zitierte Offenheit gegenüber technischen Neuerungen setzte Regele dann gestern um 12.12 Uhr den ersten Tweet des Polizeipräsidiums Tuttlingen ab.

Mit den Auftritten in den sozialen Netzwerken beschreitet das Polizeipräsidium Tuttlingen den direkten Weg zu denjenigen, die insbesondere über soziale Netzwerke kommunizieren und sich hauptsächlich über diese auf dem Laufenden halten. Für alle Interessierten besteht nun die Möglichkeit, sich über polizeiliche Einsätze, Pressemitteilungen aber auch über die Arbeit im Bereich der Prävention und Einstellungsberatung zu informieren. Neben diesen angesprochenen Informationen besteht für das Polizeipräsidium Tuttlingen ab sofort die Möglichkeit Fahndungs-, Zeugenaufrufe und Verhaltenshinweise zeitnah einer Vielzahl von Menschen zugänglich zu machen und gleichzeitig schnell und effektiv auf sogenannte Fake-News oder Gerüchte zu reagieren. Der direkte Dialog mit den Menschen und der tägliche Austausch soll zu noch mehr Transparenz und Bürgernähe führen und gerade in Konflikt- oder Gefährdungssituationen von Vorteil sein. Im Polizeipräsidium Tuttlingen wurde Polizeioberkommissar Marcel Ferraro mit der Leitung des anspruchsvollen Aufgabengebiets betraut. Die Auftritte von Facebook und Twitter stehen nicht für Notrufe oder zur Erstattung einer Anzeige zur Verfügung. Das geht nach wie vor über die örtlichen Polizeireviere und in dringenden Fällen natürlich über den Notruf 110.

Weitere Informationen: Facebook: Polizei Tuttlingen. Twitter: Polizei Tuttlingen, @polizeitut