Die Trockenheit sorgt für frühreifen Mais. (Symbolfoto) Foto: Grisha Bruev/ Shutterstock

Mais ist frühreif. Blätter und Kolben vetrocknen. Ertrags-und Qualitätsverlust unvermeidbar.

Region - Die Trockenheit zwingt Landwirte vielerorts zur Mais-Noternte. Durch Hitze und Dürre sind viele Pflanzen vertrocknet und geschädigt. Nun heißt es das Beste aus der Situation zu machen. Mit der extremen Maßnahme nehmen Bauern jeoch einen erheblichen Ertrags- und Qualitätsverlust bei dem Erntegut in Kauf. Auch Andreas Haberer, Inhaber des Mühlbachhofes bei Vöhringen, hat mit der anhaltenden Trockenheit zu kämpfen.

Als Futterquelle ungeeignet

Die vertrockneten Blätter und qualitativ schlechteren Maiskolben sind minderwertiges Futter. Gerade Landwirte, die den Mais hauptsächlich als Futterquelle verwenden, sind also von der Dürre stark betroffen. In dieser Hinsicht habe Haberer Glück. Sein Betrieb ist hauptsächlich auf die Produktion von Biogas spezialisiert, eröffnet der Landwirt. Trotzdem stellen vertrocknete Pflanzen auch für ihn eine Herausforderung dar. "Trockene Blätter sind einfach weniger gut zu verarbeiten." Er müsse natürliche Bakterienstämme hinzufügen, um die Vergärung der Pflanzen zu unterstützen. "Außerdem geht auch die Energie aus den Pflanzen zum Teil verloren," erklärt der Landwirt.

Ertrags-und Qualitätsverluste

Während der Hitzewelle trocknet gerade die obere Bodenschicht aus und lässt dem Mais keine andere Option, als in eine Art Notfallmodus zu verfallen. "Die Pflanzen gehen durch den Wassermangel in die Notreife. Sie versuchen ihre Früchte so schnell und so gut wie möglich auszubilden", sagt Haberer. Dabei bleiben jedoch oft Qualität und Ertrag auf der Strecke. Isabella Glasneck vom Landratsamt in Rottweil erklärt: "Je nach Boden, Wasserverhältnissen, Niederschlagsereignissen können die Verluste im Landkreis Rottweil je nach Region etwa 10 bis 40 Prozent betragen." Betriebe mit Maisanbau seien dabei noch besser aufgestellt, meint Glasneck. "Grünlandbetriebe haben weit größere Verluste."

Schadensbegrenzung betreiben

Durch die klimatischen Umstände betreiben viele Landwirte zur Zeit Schadensbegrenzung und ernten den Mais mehrere Wochen vor dem regulären Erntetermin. In einer Bilanz des deutschen Wetterdienstes zum diesjährigen Sommer heißt es: "Ein langanhaltender warmer und trockener Witterungsverlauf mit einer intensiven Hitzeperiode in der zweiten Julihälfte prägte den bisherigen Sommer 2018 in Deutschland und großen Teilen Mittel-und Nordeuropas." Dieser trockene "Witterungsverlauf" wirkt sich vor allem auf Erntegut aus, das auf Wasser und feuchten Boden angewiesen ist. Haberer weiß: "Mais wurzelt flacher und ist auf Niederschlag angewiesen."

Böden langfristig geschädigt

Die Trockenheit hinterlässt ihre Spuren jedoch nicht nur an den Pflanzen selbst. Gerade bei Grünland könne eine Dürre extreme Schäden anrichten, erläutert Haberer. Durch den trockenen Boden siedeln sich Schädlinge an. Aufgrund des fehlenden Wassers gehen Nährstoffe im Boden verloren. Laut Haberer könne dies jahrelange Arbeit an der Kultivierung der Böden gefährden. In Bewässerungsanlagen sieht der Landwirt keine Option, denn "die Kosten wären zu hoch." Außerdem geht er nicht davon aus, dass man eine Genehmigung bekommt, um Wasserquellen zum Bewässern von Feldern anzuzapfen.

Für seinen Betrieb sieht er die Lösung in Pflanzen wie der durchwachsenen Silphie. Diese würde anderes Erntegut nicht ersetzten, merkt Haberer an. Durch ihre tiefen Wurzeln und geringen Bodenansprüche, könne sie jedoch für Entlastung sorgen. Somit werde auch Boden nutzbar, der normalerweise viel Energie und Aufwand benötigen würde, um dort beispielsweise Mais anzupflanzen, erklärt der Landwirt.

Wie reagieren die Pflanzen auf eine solche Trockenheit?

"Auf die derzeit bestehende Trockenheit mit den hohen Temperaturen reagieren die Maispflanzen stark gestresst. Die Blätter rollen sich ein, um die Verdunstung zu verringern. Alte Blätter vertrocknen vorzeitig, insgesamt stellt die Pflanze ihr Wachstum und ihre Kolbenausbildung ein", sagt Glasneck. Im Boden entständen bei langer Trockenzeit sogenannte "Trockenrisse", führt Glasneck weiter aus.

Regen kommt zu spät

Auch der prophezeite Regen ändert nichts mehr. "Derzeit ist die Maisernte im Landkreis Rottweil bereits in vollem Gange. Der angekündigte Wetterumschwung mit Regen wird sich nicht mehr positiv auf die Maispflanzen auswirken", sagt Glasneck.