CDU-Bundestagsabgeordneter Klaus Mack (von links), Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) und SPD-Bundesvorsitzende Saskia Esken zeigten sich von den Vorführungen beeindruckt. Foto: Klormann

Scharfe Schüsse, ein nasser Hund und eine Warnung an die Adresse Russlands: Die Verteidigungsministerin besucht erstmals das Kommando Spezialkräfte der Bundeswehr.

Calw - Ein Antrittsbesuch ist eine einmalige Sache – schon per Definition.  Ob Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) bei ihrem Antrittsbesuch des in Calw stationierten Kommando Spezialkräfte (KSK) aber einen ähnlich bleibenden Eindruck hinterlassen hat wie einst Ursula von der Leyen (CDU), bleibt abzuwarten. 

Von der Leyen, bis 2019 Verteidigungsministerin, war im Sommer 2014 bei ihrem damals ersten Aufenthalt bei der Spezialeinheit mit einem erfahrenen Fallschirmspringer im Tandem aus einem Hubschrauber gesprungen und aufs Gelände geschwebt. 

Über Umsetzung des 60-Punkte-Plans informiert

Lambrecht kam am Montag dagegen weniger spektakulär mit der obligatorischen Fahrzeugkolonne – dafür aber mit einer Aussage, die bei den Soldaten für Freude gesorgt haben dürfte. Und mit einer Warnung an Russland. Denn die Ministerin war unter anderem nach Calw gefahren, um sich über die Umsetzung des Reformpakets zu informieren. Dieses war in Form eines 60-Punkte-Plans verordnet worden, nachdem in den vergangenen Jahren drastische Vorwürfe zu rechtsextremistischen Umtrieben und verschwundener Munition für Schlagzeilen gesorgt hatten. Mehr als ein Jahr lang war sogar der Fortbestand des KSK infrage gestellt worden. Als letzter Punkt auf der Liste wurde vor rund einem Monat ein Besucherzentrum vor den Toren der Kaserne eröffnet, das Soldaten und Bevölkerung einander näherbringen soll.

Auf der Agenda der Verteidigungsministerin standen an diesem Montag daher Gespräche mit Soldaten sowie KSK-Kommandeur Brigadegeneral Ansgar Meyer. Was dabei beredet wurde, blieb geheim – Lambrecht schien jedoch zufrieden zu sein. »Ich kann den Frauen und Männern beim KSK mein vollstes Vertrauen aussprechen«, unterstrich die Ministerin. Die Maßnahmen seien umgesetzt worden. Trotz der erfolgreichen Reformen kündigte sie jedoch weitere Evaluationen an.

"Überschreiten von roten Linien"

Nicht zuletzt vor dem Hintergrund des russischen Angriffs auf die Ukraine betonte Lambrecht auch die Rolle, die das KSK im Rahmen der Landes- und Bündnisverteidigung spiele. Insbesondere, wenn es darum gehe, Informationen zu beschaffen. »Und es ist wichtig, dass bestimmte Ziele von strategischer Bedeutung eben auch erfasst und dann auch entsprechend ausgeschaltet werden können«, sagte die Ministerin. Neben der Befreiung deutscher Geiseln im Ausland gehören diese beiden Bereiche zu den Kernaufträgen des KSK. 

Mit Blick auf Russland brachte Lambrecht klar zum Ausdruck, dass jede Bedrohung mit Nuklearwaffen ernst genommen werde. Auf die Unterstützung der Ukraine habe dies aber keine Auswirkungen. Und es dürfe kein Zweifel daran bestehen, dass auch der Einsatz von sogenannten schmutzigen Bomben ein "Überschreiten von roten Linien" darstelle.  "So etwas darf nicht geschehen", bekräftigte Lambrecht. Dass Russland der Ukraine vorwerfe, den Einsatz einer solchen schmutzigen Bombe vorzubereiten, bezeichnete die Ministerin als "unerhört" – zumal es dafür "null Anhaltspunkte" gebe.

Schießen und Sprung aus einem Helikopter

Im Rahmen ihres Besuches in Calw überzeugte sich die Ministerin auch von den besonderen Fähigkeiten des KSK. Dazu gehörte ein Besuch im Schießausbildungszentrum, in dem ein Soldat inmitten von donnernden Bassklängen und Lichtblitzen demonstrierte, was selbst unter größtem Stress trainiert wird und funktionieren muss: "Schnelles Schießen, Ausnutzen von Deckung – und natürlich treffen", wie es der Ausbildungsleiter beschrieb. Geschossen wurde mit scharfer Munition. 

Im Multifunktionstrainingszentrum simulierten die Spezialkräfte zudem den Sprung aus einem Helikopter in ein Wasserbecken mit Wellengang, wo sie von einem Schlauchboot aufgenommen wurden – samt Hund.