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In diesem Jahr heiraten mindestens 30 Rangendinger Paare

Auf der Hochzeitswiese kann es dieses Jahr eng werden: Bis November werden in der Starzelgemeinde 30 Paare getraut. Das bedeutet genauso viele Hochstammbäume. In anderen Jahren lag der Durchschnitt bei einem Dutzend.

Rangendingen. Irgendetwas muss dran sein an diesem Rangendingen, das nicht wirklich klein, aber halt mit seinen gut 5000 Einwohnern auch noch nicht wirklich groß ist. Ist es die Lage, idyllisch im Starzeltal gelegen, eingebettet in eine liebliche und schöne Natur?

Oder ist es die intakte Infrastruktur mit all dem, was man zum alltäglichen Leben braucht, einem ausgewogenen Verhältnis an Arbeitsplätzen im Handwerk und in einigen erfolgreichen Industriebetrieben? Oder ist es das quirlige Vereinsleben, dessen Verschiedenheit sich jährlich aufs Neue als funktionierende und intakte Gemeinschaft präsentiert?

Vielleicht auch der Kindergarten mit seinem umfassenden Angebot für Kinder ab einem Jahr, die Angebote des Mehrgenerationenhauses, oder ist es der Schulstandort mit der Gemeinschaftsschule Rangendingen-Hirrlingen, die den heranwachsenden Kindern alle Perspektiven einer schulischen Ausbildung am Ort bietet?

"Das alles bieten ja andere vergleichbare Gemeinden genauso", sagt Bürgermeister Johann Widmaier. Er könnte angesichts dieser Frage jetzt ja vom Leder ziehen und die Vorzüge Rangendingens preisen. Doch er bleibt bescheiden, wie sie halt nun mal sind, die Rangendinger, und verweist lieber auf ein paar Zahlen. Ja, Rangendingen zähle vom Altersschnitt her zu den jüngsten Gemeinden im Zollernalbkreis.

Dass es hier viele junge Familien gibt und viele auch hierherziehen, ist an den gestiegenen Geburtenzahlen abzulesen. Zuletzt lag die Zahl der Neugeborenen bei über 50 – eine Steigerung um 25 Prozent.

Bauboom bei jungen Menschen ungebrochen

Und obwohl es nirgends ein strengeres Modell bei der Bauplatzvergabe gebe wie hier – man muss mindestens acht Jahre im Ort leben, um einen solchen zu bekommen – sei der Bauboom der jungen Menschen ungebrochen. Was natürlich auch mit an den noch erschwinglichen Quadratmeterpreisen liege, gibt Widmaier zu.

Was ihn besonders freut und als gebürtigen Rangendinger auch mit Stolz erfüllt, sei die besondere Beziehung vieler junger Menschen zu ihrem Heimatort. Möge die Liebe sich auch irgendwo anders gefunden und entwickelt haben: Irgendwann ziehe es die meisten wieder zurück an den Starzelstrand, werde ihm von den jungen Paaren immer wieder bestätigt, von denen mindestens ein Teil seine Wurzeln in Rangendingen habe. Wobei es natürlich nicht immer nur Paare aus dem Ort seien, die hier an den Traualtar träten.

"Bei uns darf man sich halt auch am Wochenende trauen", erklärt Widmaier einen nicht überall üblichen Service der Verwaltung. Er selbst als Bürgermeister übernimmt in Abstimmung mit den Standesbeamten Oliver Freiberg und der neuen Hauptamtsleiterin Nadja Fournerau die Trauungen. Sobald die derzeitige Auszubildende Verena Dieringer ihre Ausbildung abgeschlossen habe, wird das Dreiergespann noch ergänzt – als Ergänzung zu Widmaiers ehemaligen Vorzimmer-Dame Evi Fecker.

Und so könnte es also an dieser Verbindung einer ausgewogenen Lebensqualität und einer besonderen Leidenschaft, den "Emotionen für die Heimat" liegen, wie es der Bürgermeister nennt, die den Standesbeamten im Rangendinger Rathaus diese immer wieder aufs Neue schöne Aufgabe verschafft. Auch an den Menschen hier im Ort, die – zu Recht oder zu Unrecht? – manchmal als etwas eigen bezeichnet werden.

So ganz genau wird sich dies wohl nie herausbekommen lassen, wird die Frage nach dem Warum wohl unbeantwortet bleiben und damit genauso geheimnisvoll wie die Liebe selbst, die die Paare an den Trautisch im Rathaus führt.